Dossier
Gartenbau
Walter Dirksmeyer und Hildegard Garming | 21.11.2022
Der Gartenbau zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Produkten und Produktionssystemen aus. In den Sparten Gemüse-, Obst-, Zierpflanzen-, Baumschul- und Staudenbau werden hunderte verschiedene Pflanzenarten kultiviert. Dabei wird im Vergleich zum Ackerbau – bezogen auf die Fläche – eine sehr hohe Wertschöpfung erzielt.
Gartenbauliche Produktionssysteme umfassen
- Freiland- und geschützten Anbau,
- mehrjährige Dauerkulturen und Kurzkulturen von wenigen Wochen,
- den Anbau im Boden, im Substrat oder in Nährlösungen.
Die Produktion von Obst, Gemüse und anderen gärtnerischen Erzeugnissen ist im Vergleich zum Ackerbau eine sehr intensive Form der Landbewirtschaftung mit hoher Wertschöpfung. Auf nur 1,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland erzielt allein der Produktionsgartenbau etwa 12 % der Bruttowertschöpfung und beschäftigt fast 15 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft.
Diese hohe Intensität des Einsatzes von Arbeit und Kapital, sowie auch von Nährstoffen, Pflanzenschutz, Substraten und Energie – beispielsweise in der Gewächshausproduktion – führt dazu, dass Änderungen in den Rahmenbedingungen durch Politik und die Märkte große Auswirkungen auf die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit gartenbaulicher Produktion haben können. Beispiele sind die Einführung bzw. die Erhöhung des Mindestlohnes in Deutschland, der Anstieg der Energiekosten, die Novellierungen der Düngeverordnung (Projekte MoDeN und KuN_Gemüse) oder die Reduzierung des Einsatzes von Torf für Pflanzsubstrate im Rahmen der Torfminderungsstrategie (Projekt MiToDe). Diese betriebswirtschaftlichen Auswirkungen sowie die Anpassungsstrategien der Gartenbaubetriebe stehen im Fokus der Forschung unserer Arbeitsgruppe.
Frisches Obst und Gemüse werden oft unverarbeitet verzehrt bzw. vermarket, so dass die Anforderungen an die äußere und innere Qualität sehr hoch sind. Die Frische und Qualität der schnell verderblichen Produkte zu erhalten, ist die wesentliche Herausforderung für gartenbauliche Wertschöpfungsketten. Dies gilt nicht nur für Obst und Gemüse, sondern auch für Blumen und viele Zierpflanzen, Stauden und Gehölze. Daher müssen Analysen zur Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit gartenbaulicher Produktionssysteme stets auch die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick nehmen, wie z. B. im Projekt ReFoWas zur Analyse von Lebensmittelverlusten in den Wertschöpfungsketten Obst und Gemüse, oder bei der Untersuchung von Innovationen im Kontext der Digitalisierung des Gartenbaus im Projekt Hortico_4.0.
Der deutsche Gartenbau steht in einem intensiven internationalen Wettbewerb: Etwa 60 % des Gemüses und mehr als 85 % des Obstes, das in Deutschland verzehrt wird, werden aus anderen Ländern importiert. Internationale Aspekte des Gartenbaus, wie der Vergleich der Produktionssysteme und -kosten ausgewählter Kulturen in verschiedenen Ländern oder Klimazonen, bearbeiten wir im Rahmen des agrarökonomischen Netzwerks agri benchmark Horticulture.
Service zum Download
Steckbriefe zum Gartenbau geben einen kurzen, jährlich aktualisierten Überblick über die Versorgungslage und Produktionsstrukturen für gartenbauliche Produkte in Deutschland.
Die Betrachtungstiefe unterscheidet sich zwischen den einzelnen gärtnerischen Produktionssparten aufgrund der unterschiedlichen Verfügbarkeit von Daten.