

Institut für
SF Seefischerei
Projekt
Nachhaltige passive Fischerei in der südlichen Nordsee

Potenzial und Chancen für eine nachhaltige passive Fischerei in der südlichen Nordsee
Die deutsche Küstenfischerei steht unter Druck. PassFisch erforscht, ob die passive Fischerei auf Taschenkrebs und Hummer in der südlichen Nordsee eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Alternative bieten kann.
Hintergrund und Zielsetzung
Die deutsche Kutter- und Küstenfischerei steht durch den Ausbau der Offshore-Windkraft, Nutzungskonflikte mit Meeresschutzgebieten, wirtschaftliche Unsicherheiten und den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Das Forschungsprojekt PassFisch untersucht, ob eine passive Fischerei auf Taschenkrebs (Cancer pagurus) und Hummer (Homarus gammarus) in der südlichen Nordsee ökologisch nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig sein kann. Dazu werden neue Monitoringansätze entwickelt, um Bestände und Lebensräume besser zu erfassen und Managementgrundlagen zu schaffen. Gemeinsam mit Partnern aus der Fischerei werden Potenziale, Wertschöpfungsketten und regionale Vermarktungsmöglichkeiten analysiert. Ziel ist es, Empfehlungen für ein nachhaltiges Management und mögliche Co-Nutzungsansätze im Rahmen der maritimen Raumordnung zu entwickeln - und so neue Perspektiven für die Küstenfischerei zu eröffnen.
Zielgruppe
Fischereisektor, Raumplanung, Naturschutz, Wissenschaft, Entscheidungsträger, Allgemeinheit
Vorgehensweise
Für langfristig tragfähige Anpassungsstrategien in der Fischerei ist ein interdisziplinärer Ansatz erforderlich, der ökologische, wirtschaftliche und institutionelle Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Die Projektziele werden daher mittels vier Arbeitspakete umgesetzt: AP1) Ökologische Tragfähigkeit, AP2) Räumliche Analysen und Ressourcenmanagement, AP3) Wirtschaftlichkeit und Wertschöpfung sowie AP4) Praxistransfer und Synthese. AP1 und AP2 schaffen die Basis für ökologische Bewertungen und raumbezogene Empfehlungen, AP3 untersucht wirtschaftliche Potenziale und Vermarktung, und AP4 überträgt die Ergebnisse in die Praxis.
Daten und Methoden
PassFisch verbessert die wissenschaftliche Datenlage zu Dekapodenbeständen in der südlichen Nordsee. Dazu werden neue standardisierte Erhebungen auf See, die Auswertung vorhandener Fangdaten für Bestandsabschätzungen und Verbreitungskarten sowie Analysen relevanter Lebensräume durchgeführt. VMS- und AIS-Daten sowie agentenbasierte Modelle wie FISHCODE unterstützen die Identifikation von Kernfischereigebieten, die in der maritimen Raumordnung berücksichtigt werden sollen.
Parallel werden betriebswirtschaftliche Analysen durchgeführt, um das Potenzial der passiven Fischerei zu bewerten. Reale Betriebsmodelle werden hinsichtlich Ressourcenbedarf, Kosten, Arbeitszeiten, Investitionen und Erlösen untersucht. Marktanalysen, Interviews und internationales Scoping beleuchten Absatzwege, Preisspannen, Labelanforderungen und Vermarktungshemmnisse mit Fokus auf regionale Wertschöpfung, Direktvermarktung und Nachhaltigkeitsanreize.
Die ökologische und ökonomische Bewertung erfolgt gemeinsam mit Fischereibetrieben und weiteren Akteuren aus Gastronomie, Tourismus, Raumplanung, Offshore-Windenergie und Verwaltung. Zwei Stakeholder-Workshops sichern die Rückkopplung zentraler Erkenntnisse und die Entwicklung zielgruppenspezifischer Handlungsempfehlungen. In Kooperation mit der "Informations- und Koordinierungsstelle Transformation Fischerei" (IKTF) werden Maßnahmen umgesetzt, um die Projektergebnisse sichtbar zu machen und den Praxistransfer nachhaltiger Anpassungsstrategien zu gewährleisten.
Unsere Forschungsfragen
Wie kann ein ganzheitliches Monitoringkonzept entwickelt und erprobt werden, um die Verbreitung und Abundanz von Hummern und Taschenkrebsen sowie die essentiellen Lebensräume dieser Arten zuverlässig zu erfassen?
Welche räumlichen Muster zeigen die wichtigen Fangebiete für Taschenkrebs und Hummer, und inwieweit überlappen sie mit ökologisch sensiblen Lebensräumen oder anderen Nutzungsansprüchen?
Wie wirtschaftlich tragfähig ist eine passive Dekapodenfischerei, und welche Chancen bieten bestehende oder alternative Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige Nutzung?
Welche Empfehlungen lassen sich für ein nachhaltiges Management von Taschenkrebs und Hummer ableiten, und wie können Co-Nutzungsansätze im Rahmen der maritimen Raumordnung umgesetzt werden?
Thünen-Ansprechperson

Thünen-Beteiligte
Geldgeber
-
Bundesland Niedersachsen
(national, öffentlich)
Zeitraum
9.2025 - 8.2029
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft



