Landwirtschaft wird von Individuen gestaltet. In Deutschland entscheiden mehrere hunderttausend Einzelpersonen auf den Bauernhöfen und in der Ernährungswirtschaft, welche Agrarprodukte wo und wie erzeugt werden – und welche Nebenwirkungen dies auslöst. Da es unserer Gesellschaft nicht gleichgültig ist, wie Nahrungsmittel produziert werden und wie sich die Agrarstrukturen entwickeln, wird die Politik immer wieder aufgefordert, „Leitplanken“ einzuziehen und die marktwirtschaftliche Entwicklung zu beeinflussen.
Die Unternehmen im Agrarsektor stehen in einem harten Wettbewerb, sowohl regional als auch international, und sie können es sich deshalb oft nicht leisten, freiwillig auf weniger rentable Lösungen zu setzen. Deshalb gibt die Politik zuweilen finanzielle Anreize für bestimmte Produktionsweisen, häufig engt sie jedoch die Handlungsspielräume der Wirtschaft per Verordnung ein.
Um der Politik Hinweise geben zu können, wie sie den unterschiedlichen gesellschaftlichen Anforderungen an den Agrarsektor gerecht werden kann, ohne gleichzeitig das Ziel einer wettbewerbsfähigen Agrarwirtschaft zu gefährden, untersuchen wir (a) wie einzelne Produktionsverfahren, Betriebstypen und der gesamte Agrarsektor betroffen sind, wenn sich technische, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen ändern, (b) wie sie sich anpassen können und welche Folgen dies hat (Wettbewerbsfähigkeit, Einkommen, Strukturwandel, Umweltwirkungen) und (c) welche Maßnahmen die Politik ergreifen kann, um agrar- und gesellschaftspolitische Ziele zu erreichen.
Hierbei berücksichtigen wir die Vielgestaltigkeit der Agrarstrukturen und Produktionssysteme in den verschiedenen Regionen Deutschlands und die enge Einbindung der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft in den internationalen Wettbewerb. Wir beachten zudem, wie sich die Anpassungsmöglichkeiten des Agrarsektors durch technische Fortschritte und politische Rahmenbedingungen fortlaufend wandeln.
Für wichtige Branchen der deutschen Agrarwirtschaft untersuchen wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Dies geschieht unter anderem im weltweiten Netzwerk agri benchmark, das vom Thünen-Institut wissenschaftlich geleitet wird. Im Verbund mit dem Thünen-Institut für Marktanalyse nehmen wir die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick: landwirtschaftlicher Betrieb, Verarbeitung, Handel, Verbrauch. Wir analysieren zudem die einzelbetrieblichen Auswirkungen vielfältiger Maßnahmen der deutschen und europäischen Agrarpolitik wie zum Beispiel die Agrarinvestitionsförderung oder die Förderung des Ökologischen Landbaus.
Im Thünen-Modellverbund schätzen wir – gemeinsam mit den Thünen-Instituten für Ländliche Räume und für Marktanalyse – mithilfe repräsentativer Datensätze und Modelle die Folgen politischer Hand-lungsoptionen für die deutsche Landwirtschaft ab.