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Zahlen & Fakten

Einkommensentwicklung im Ökolandbau

Heike Kuhnert, Frank Offermann | 16.05.2024


BW Institut für Betriebswirtschaft

„It's the economy, stupid!“ – Bill Clintons legendärer Spruch gilt auch für den Ökolandbau. Ob Landwirte in ihren Ökobetrieb investieren oder konventionelle Landwirte den Umstieg auf Ökolandbau erwägen, hängt entscheidend vom erzielten bzw. erzielbaren Betriebseinkommen ab.

Das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft untersucht seit fast 30 Jahren die Einkommenssituation der ökologisch wirtschaftenden Betriebe, die am deutschen Testbetriebsnetz teilnehmen, und veröffentlicht die jährlichen Ergebnisse. Einbezogen werden zertifizierte Ökobetriebe, die der Betriebsform Ackerbau, Milchvieh, Sonstiger Futterbau oder Gemischt zugeordnet sind. Es werden Unternehmen aller Rechts- und Erwerbsformen berücksichtigt. Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2022/23 gingen Daten von 437 Öko-Testbetrieben in die Analyse ein.

Die Einkommenssituation der ökologisch wirtschaftenden Testbetriebe hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Sie erzielten im Durchschnitt ein Einkommen von 45.240 Euro (Gewinn plus Personalaufwand je Arbeitskraft) gegenüber 42.607 Euro im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 2.633 Euro bzw. gut sechs Prozent. Am höchsten war das Einkommen der Öko-Ackerbaubetriebe mit 59.225 Euro.

Historischer Gewinnabstand zugunsten der konventionellen Vergleichsgruppe

Die Einkommen der Ökobetriebe werden den Einkommen vergleichbarer konventioneller Betriebe mit ähnlichen Standortbedingungen und Produktionsfaktoren gegenübergestellt. Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2022/23 wurden die Daten von 437 Ökobetrieben mit den Daten von 1.739 konventionell wirtschaftenden Betrieben (konventionelle Vergleichsgruppen) verglichen.

Das durchschnittliche Einkommen der konventionellen Vergleichsgruppe mit ähnlichen Standortbedingungen und Produktionsfaktoren wie die ökologisch wirtschaftenden Testbetriebe hat einen regelrechten Sprung nach oben gemacht: Es hat sich von 39.147 Euro im Wirtschaftsjahr 2021/22 auf 56.614 Euro im Wirtschaftsjahr 2022/23 erhöht, was einem Zuwachs von fast 45 Prozent entspricht.

Die Langzeitbetrachtung zeigt auf: Der Gewinnabstand zwischen den ökologisch und konventionell wirtschaftenden Vergleichsbetrieben ist im Wirtschaftsjahr 2022/23 mit 11.374 Euro historisch hoch und fällt zugunsten der konventionell wirtschaftenden Betriebe aus. Es ist erst das sechste Mal der Fall – bei insgesamt 28 analysierten Wirtschaftsjahren seit 1995/96 –, dass in einem Wirtschaftsjahr das durchschnittliche Einkommen der konventionellen Vergleichsgruppe über dem durchschnittlichen Einkommen der Ökobetriebe liegt.

Hauptursache für die unterschiedliche Einkommensentwicklung ist, dass die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Produkte während des betrachteten Wirtschaftsjahres 2022/23 einen deutlich geringeren Anstieg verzeichneten als für konventionelle Ware, insbesondere bei Milch und Getreide. Gestiegene Preise für Betriebsmittel wurden bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben der Vergleichsgruppe überkompensiert, was dort zu vergleichsweise sehr starken Gewinnsteigerungen geführt hat. Siehe auch die Auswertungen im Dossier "Einkommen in der Landwirtschaft".

Auffallend ist, dass es große Erfolgsunterschiede innerhalb der ökologisch wirtschaftenden Betriebe gibt. Dies gilt im Hinblick auf die vier Betriebsformen Ackerbau, Milchvieh, Sonstiger Futterbau und Gemischt als auch innerhalb der jeweiligen Betriebsform.

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Weiterführende Links

BMEL-Statistik: Buchführungsergebnisse Landwirtschaft

Projekt

Analyse der wirtschaftlichen Lage ökologisch wirtschaftender Betriebe

Die ökologisch bewirtschafteten Fläche soll in Deutschland nach den Vorstellung der Bundesregierung weiter wachsen. Dies setzt vor aus, dass die ökologische Produktion sich für die Betriebe auch lohnt. Die Buchführungsergebnisse aus dem Testbetriebsnetz liefern wichtige Hinweise, ob dies in den vergangenen Jahren der Fall war.

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Analyse der wirtschaftlichen Lage ökologisch wirtschaftender Betriebe

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