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Öko oder konventionell: Humusgehalt unterscheidet sich nicht

Eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz wertet Daten zum Humusgehalt in Ackerböden unter ökologischer und konventioneller Bewirtschaftung in Deutschland aus. Die überraschende Erkenntnis: Der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Äckern unterscheidet sich kaum von dem in konventionell bewirtschafteten. Allerdings müssen dabei auch die weiteren Umweltwirkungen betrachtet werden.

Eine Grube in einem Feld mit Werkzeug auf dem Boden und einer Person in der Grube, die Notizen macht.
© Thünen-Institut/BZE-LW

Beprobung von landwirtschaftlich genutzten Flächen während der Bodenzustandserhebung.

Ein Grube in einem Feld mit Werkzeug darum herum.
© Thünen-Institut/BZE-LW

Beprobung von landwirtschaftlich genutzten Flächen während der Bodenzustandserhebung.

Braunschweig (1. Dezember 2025). Für den Humus in Ackerböden macht es auf den ersten Blick keinen Unterschied, ob die Böden konventionell oder ökologisch bewirtschaftet werden. Den Unterschied machen die gewählten Bewirtschaftungsmaßnahmen und -mittel. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz, die jetzt in der Fachzeitschrift Geoderma erschienen ist. Ausgewertet wurde der Humusgehalt von knapp 3.000 Ackerflächen, die im Rahmen der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft und als Teil des HumusKlimaNetzes beprobt werden. Standortbedingte Unterschiede im Bodenkohlenstoff wurden mit einem Modell herausgerechnet. 

Die bisherigen Erkenntnisse zur Wirkung des Ökolandbaus auf den Bodenkohlenstoff basieren hauptsächlich auf kontrollierten Feldexperimenten. Bislang war nicht bekannt, ob sich der Ökolandbau in der Praxis genauso auf den Bodenkohlenstoff auswirkt. Die neuen Auswertungen bestätigen die Ergebnisse der Exaktversuche nicht. Für die Studie wurden die Faktoren untersucht, die den Eintrag von Kohlenstoff in den Boden beeinflussen: organische Düngung, Ertragsniveau, die Fruchtfolge und weitere Bewirtschaftungsfaktoren. 

  • Organische Düngung:  Die Menge der organischen Düngung unterscheidet sich im Mittel in den ökologischen und konventionellen Bewirtschaftungssystemen nicht. Ein Drittel der Äcker erhielt gar keine organische Düngung.
  • Ertragsniveau: Der Einsatz mineralischer Dünger und chemischer Pflanzenschutzmittel im konventionellen Anbau führte im Mittel zu gut 30 Prozent höheren Erträgen. Die daraus resultierenden Ernterückstände wie Wurzeln sind wichtig für den Humusaufbau.   
  • Fruchtfolge: Im Öko-Landbau wurden sogenannte Humusmehrer wie Kleegras zu 39 Prozent in die Fruchtfolgen eingebaut. Auf konventionell bebauten Äckern lag die Rate bei elf Prozent. Der Zwischenfruchtanbau unterschied sich in den Anbausystemen kaum. 

Zwar zeige die Studie, dass der erwartete Aufbau von Bodenkohlenstoff durch den Ökolandbau unter den aktuellen Bedingungen nicht wie erhofft stattfinde, so Erstautor Prof. Dr. Axel Don. „Im Ökolandbau wird Bodenkohlenstoff aber mit weitaus weniger negativen Umwelteffekten durch die humusfördernden Fruchtfolgen aufgebaut. Im konventionellen Landbau wird der Bodenkohlenstoff-Aufbau vor allem durch Düngung erreicht“, ordnet der Humusexperte die Ergebnisse ein. Gleichzeitig werde deutlich, dass es unterschiedliche Wege gebe, Humus im Boden aufzubauen. „Sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau gibt es dafür geeignete Möglichkeiten und Maßnahmen“, sagt Axel Don. Der Humusgehalt sei der zentrale Indikator dafür, wie es den Böden geht. Deshalb komme es vor allem darauf an, ihn zu erhöhen. 

Wie genau Humus langfristig und am effizientesten aufgebaut wird, ist noch nicht vollständig erforscht. Um die Wissenslücken zu schließen, wurde beispielsweise das HumusKlimaNetz initiiert. Das Netz ist ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zu Humusaufbau und -erhalt, das vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und vom Deutschen Bauernverband (DBV) gemeinsam koordiniert wird. Die wissenschaftliche Begleitforschung hat das Thünen-Institut übernommen. Das HumusKlimaNetz wird vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert. Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).
 

Originalveröffentlichung:

Don, A. Brügge, K., David Emde, Konstantin Aiteew, Christopher Poeplau (2025). No detectable elevated soil carbon under organic farming in German croplands − results from two soil surveys. Geoderma Vol. 464, December 2025. https://doi.org/10.1016/j.geoderma.2025.117634

Weiterführende Informationen:

Thünen Report 125 
Thünen Faktencheck Humus
Bodenzustandserhebung Landwirtschaft
HumusKlimaNetz 
 

Kontakt:

Institut für Agrarklimaschutz
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