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2025 – ein außergewöhnliches Jahr für die Nordseegarnele

Die Fischerei auf die Nordseegarnele erlebt in diesem Herbst eine außergewöhnlich gute Saison - was sich auch in den Daten des Instituts für Seefischerei widerspiegelt.

Viele kleine rot bis orange farbige Garnelen liegen auf einem Haufen.
© Thünen-Institut/Beate Büttner

Gekochte Nordseegarnelen

Die Fänge sind so reichlich wie seit Jahren nicht mehr und entlang der gesamten Nordseeküste herrscht Hochbetrieb. Offenbar herrschten in diesem Jahr besonders günstige Bedingungen, sodass der befischbare Bestand innerhalb weniger Monate deutlich anwachsen konnte. Die vorläufigen Ergebnisse des jährlich durchgeführten Jungfisch-Surveys (DYFS) bestätigen diesen Trend: In diesem Jahr wurden für die Nordseegarnele Crangon crangon die höchsten Fangraten seit 2010 registriert (Abbildung 1).

 

 

Zeitserie zur Entwicklung der durchschnittlichen Fangraten auf die Nordseegarnele:

Anpassungskünstlerin Nordseegarnele: Lebenszyklus und Bestandsdynamik

Die Nordseegarnele lebt in einem einjährigen Zyklus. Sie wächst schnell und vermehrt sich fast das ganze Jahr über. Die Garnelen, die im Herbst gefangen werden, sind im Frühjahr geschlüpft und haben sich je nach Zusammenspiel von vorherrschenden Umweltbedingungen, Nahrungsverfügbarkeit und Räuberdruck entwickelt. Gerade diese kurze Zeitspanne, die für den Erfolg oder Misserfolg eines Jahrganges entscheidend ist, macht den Aufbau des Bestands bis zur Hauptfangsaison im Herbst besonders spannend, aber für die Forschung schwer vorhersehbar.

Im dynamischen Ökosystem Wattenmeer ist die Nordseegarnele zahlreichen, täglich variierenden Einflüssen ausgesetzt: Tide, Meeresströmungen, schwankende Wassertemperaturen sowie Salz-, Sauerstoff- und Nährstoffgehalte wirken einerseits direkt auf ihren Lebenszyklus, bestimmen aber auch über die Verfügbarkeit von Nahrung das Wachstum der Krabben. Zugleich spielt die Nordseegarnele eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz. Schon als Larve ist sie Beute für Fische, Quallen und Kalmare, später dient sie zahlreichen Fischen und Seevögeln als Nahrung. Die Zahl und Art der Räuber sowie der Zeitpunkt ihres Auftretens können von Jahr zu Jahr, aber auch innerhalb weniger Wochen stark variieren. Diese hoch komplexen und schwer vorhersagbaren Einflüsse bestimmen entscheidend, wie schnell und erfolgreich sich der Garnelenbestand innerhalb der kurzen Entwicklungszeit aufbauen kann.

Gerade mit Blick auf die vergangenen Jahre verdeutlichen die aktuellen Fangzahlen eindrucksvoll, wie gut die Nordseegarnele an ihr dynamisches Ökosystem angepasst ist und wie rasch sie auf günstige Umweltbedingungen reagieren kann. 

 

 

In einer kürzlich erschienenen Studie konnte bestätigt werden, wie dynamisch die Bestände der Nordseegarnele im Wattenmeer sind (Taylor et al., 2025). Die Studie nutzte einen neu entwickelten Populationsindex: Auf Basis von Artenverteilungsmodellen und Daten des Jungfisch-Surveys konnte die Biomasse der Nordseegarnelen in der Deutschen Bucht geschätzt und mit Fangdaten aus der kommerziellen Fischerei verglichen werden. Dabei bestätigte sich wie stark Jahrgangsgröße, Habitatbedingungen (z.B. Tiefe) und Fischereidruck den Bestand beeinflussen und wie flexibel die Garnelen auf Änderungen in den Bedingungen reagieren (Abbildung 2 + Abbildung 3)

Welche Faktoren in diesem Jahr sich besonders begünstigend auf die hohe Biomasse der Nordseegarnele zur Hauptfangsaison im Herbst ausgewirkt, wird derzeit untersucht. Dabei stehen der Jahresverlauf abiotischer Umweltbedingungen sowie das diesjährige Räubervorkommen im Fokus.

 

Weiterführende Informationen

 

Kontakt

Institut für Seefischerei
Dr. Marc Taylor
Telefon
+49 471 94460 252
marc.taylor@thuenen.de
Institut für Seefischerei
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