Die Nordseegarnele lebt in einem einjährigen Zyklus. Sie wächst schnell und vermehrt sich fast das ganze Jahr über. Die Garnelen, die im Herbst gefangen werden, sind im Frühjahr geschlüpft und haben sich je nach Zusammenspiel von vorherrschenden Umweltbedingungen, Nahrungsverfügbarkeit und Räuberdruck entwickelt. Gerade diese kurze Zeitspanne, die für den Erfolg oder Misserfolg eines Jahrganges entscheidend ist, macht den Aufbau des Bestands bis zur Hauptfangsaison im Herbst besonders spannend, aber für die Forschung schwer vorhersehbar.
Im dynamischen Ökosystem Wattenmeer ist die Nordseegarnele zahlreichen, täglich variierenden Einflüssen ausgesetzt: Tide, Meeresströmungen, schwankende Wassertemperaturen sowie Salz-, Sauerstoff- und Nährstoffgehalte wirken einerseits direkt auf ihren Lebenszyklus, bestimmen aber auch über die Verfügbarkeit von Nahrung das Wachstum der Krabben. Zugleich spielt die Nordseegarnele eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz. Schon als Larve ist sie Beute für Fische, Quallen und Kalmare, später dient sie zahlreichen Fischen und Seevögeln als Nahrung. Die Zahl und Art der Räuber sowie der Zeitpunkt ihres Auftretens können von Jahr zu Jahr, aber auch innerhalb weniger Wochen stark variieren. Diese hoch komplexen und schwer vorhersagbaren Einflüsse bestimmen entscheidend, wie schnell und erfolgreich sich der Garnelenbestand innerhalb der kurzen Entwicklungszeit aufbauen kann.
Gerade mit Blick auf die vergangenen Jahre verdeutlichen die aktuellen Fangzahlen eindrucksvoll, wie gut die Nordseegarnele an ihr dynamisches Ökosystem angepasst ist und wie rasch sie auf günstige Umweltbedingungen reagieren kann.