„Regional Science in Turbulent Times“ lautete das Leitthema des ERSA-Kongresses 2025, der vom 26. bis zum 29. August an der Panteion University in Athen stattfand. Gleich drei Forschungsprojekte unseres Instituts wurden auf der Konferenz vorgestellt. Außerdem haben wir eine Special Session mit organisiert.
Alexander Kopka präsentierte eine gemeinsame Arbeit mit Nils Grashof (Universität Jena) und Johannes Dahlke (Universität Twente), die Teil des Projektes „Künstliche Intelligenz und regionalwirtschaftliche Entwicklung" ist. Die vorgestellte Studie analysiert den Innovationspfad von der KI-Forschung hin zur Implementierung und Nutzung von KI in Unternehmen. In einem zweiten Schritt wird außerdem der Einfluss beider Dimensionen auf die Produktivität von Unternehmen untersucht. Die KI-Forschungstätigkeit wird anhand von Patentdaten gemessen, während die Anwendung und Nutzung von KI durch Webscraping von Unternehmenswebseiten erfasst wird. Erste Ergebnisse deuten auf eine klare Verbindung zwischen Unternehmen, die in der KI-Forschung aktiv sind, und solchen, die KI implementieren. Der Effekt auf die Produktivität bleibt jedoch uneindeutig.
Disruptive Transformationsprozesse stehen auch im Mittelpunkt eines Projektes von Damiaan Persyn und Alexander Kopka „Zu den regionalen Auswirkungen der industriellen Transformation". Auf der ERSA Konferenz stellte Damiaan Persyn erste Projektergebnisse zum Thema „Sektorale Transformation im Raum nachzeichnen: Der Fall der deutschen Automobilindustrie in turbulenten Zeiten“ vor. In dieser Arbeit werden die Auswirkungen des Strukturwandels im deutschen Automobilsektor auf verschiedene Regionen und Branchen untersucht. Dabei werden mögliche Effekte in zwei modellierten Szenarien verglichen. Das erste Modell basiert auf einer traditionellen Input-Output-(IO)-Analyse, die die kurzfristigen Effekte von Schocks abbildet. Mit Hilfe hochgradig detaillierter Daten zum Handel mit Vorleistungs- und Endprodukten zeigt die Analyse, dass die Effekte lokal stark begrenzt sind und weitgehend den bestehenden Wertschöpfungsketten folgen. Das zweite Modell ist ein quantitatives räumliches Modell, das Anpassungsmechanismen über Preise für Güter, Arbeit und Wohnen sowie Pendeln, Migration und Handel berücksichtigt. Dieser Ansatz zeigt, dass sich die Effekte gleichmäßiger über den Raum verteilen. Dies legt nahe, dass die im räumlichen Modell enthaltenen Anpassungskanäle den Regionen helfen, Nachfrageschocks besser aufzufangen und sich daran anzupassen.
Um die Folgen des Strukturwandels ging es schließlich auch in der unter anderem von Jan Cornelius Peters organisierten Special Session zum Thema „New insights into agglomeration (dis)economies: effects and underlying mechanisms“ (Mitorganisatoren: Lina Bjerke (Jönköping University, Schweden), Annekatrin Niebuhr und Duncan Roth (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)).
Im Rahmen der Special Session stellte Jan Cornelius Peters Ergebnisse aus seinem Projekt „Ökonomische Effekte der räumlich ungleichen Verteilung von Arbeitskräften sowie Betrieben“ vor. In seinem Vortrag ging er der Frage nach, inwiefern sich der (regionale) Strukturwandel seit 1975 auf das Sammeln wertvoller Arbeitserfahrung und das individuelle Lohnwachstum im Verlauf des Erwerbslebens ausgewirkt. Über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg ist zu beobachten, dass Beschäftigte eine geringere Lohnprämie für Arbeitserfahrung erhalten, wenn sie diese in einer ländlichen statt in einer hochverdichteten Region sammeln. Dieser Nachteil in ländlichen Regionen sowie dessen Veränderungen im Zeitverlauf hängen damit zusammen, dass Arbeitskräfte in ländlichen Räumen in anderen Jobs tätig sind als Beschäftigte in hochverdichteten Regionen. Arbeitsplätze, die mit einer hohen Lohnprämie für die gesammelte Erfahrung einhergehen, sind in ländlichen Räumen seltener vorhanden. Außerdem haben sich die Lohnprämien für bestimmte Arten von Erfahrung im Zeitverlauf verändert. Auch dies trug zu zeitlichen Veränderungen in der (relativen) Prämie für Arbeitserfahrung aus ländlichen Räumen bei. Ein klarer Zeittrend in den vergangenen 50 Jahren zeigt sich dabei nicht.
Kontakt: Dr. Jan Cornelius Peters






