Weiter zum Inhalt
Expertise

Gute Bedingungen für den Frühjahrsaustrieb im Wald

Tanja Sanders, Marco Natkhin | 04.03.2024


WO Institut für Waldökosysteme

So viel Regen im Winter gab es seit Beginn der Messreihe 1993 nicht: Zwischen November 2023 und Februar 2024 sind in der Thünen-Versuchsstation Britz 311 Millimeter Niederschlag gefallen. Damit hat die Pflanzenwelt beste Bedingungen für den Frühjahrsaustrieb - zumindest auf den durchlässigen Sandböden Brandenburgs.

In den vergangenen Monaten hat es nicht nur gefühlt viel geregnet – dieser Winter hat einen neuen Rekord aufgestellt: Seit 30 Jahren werden auf der forsthydrologischen Versuchsfläche in Britz bei Eberswalde neben anderen Parametern Niederschlag und Versickerung gemessen. Mit 311 gemessenen Millimetern (mm) Regen und Schnee gab es so viel Wasser wie nie zuvor seit Beginn der Zeitreihe. Die Niederschlagsmenge ist eine gute Nachricht für die bevorstehende Vegetationsperiode. Denn der Winterniederschlag ist wichtig für die Durchfeuchtung des Bodens und schafft gute Ausgangsbedingungen für den Austrieb der Pflanzen im Frühjahr.

Zum Vergleich: Den Trockenrekord im Winter hält das Jahr 1996 mit nur 105 mm im gleichen Zeitraum, dicht gefolgt von 2003 mit nur 108 mm. Durchschnittlich werden im Jahr im langjährigen Mittel (1993-2022) 619 mm Niederschläge gemessen. Damit sind im vergangenen Winter die Hälfte der mittleren jährlichen Niederschläge gefallen.


Monatliche Niederschlagsmengen in mm der Jahre 2023-2024 und langjähriges Mittel 

 JanFebMrzAprMaiJunJulAugSepOktNovDezJahr
Mittel 1993–2022534142315768765952454551619
Jahr 202381501004912534258128254103696
Jahr 20246490          154

Gewöhnlich regnet es zwischen Mai und August am meisten, dieses Wasser wird aber größtenteils wieder verdunstet. Wichtig für die Grundwasserneubildung sind daher die Monate November bis Februar. Diese Niederschläge sorgen nach dem Ende der Vegetationszeit dafür, dass der Boden wieder bis in Tiefen unterhalb des Wurzelraumes durchfeuchtet. Je nach Niederschlagsmenge und Bodenfeuchte ist die Durchfeuchtungsfront schon ab November und dann bis März unterhalb des Wurzelraums und versickert weiter Richtung grundwasserführenden Schichten.

Viel Grundwasserneubildung sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter den Buchen. Mit neun Prozent des Niederschlags in der Tiefensickerung ist die Buche das Wasserwerk des Waldes. Dagegen gibt es unter Kiefern nur in sehr nassen Jahren überhaupt eine Tiefensickerung. Im kiefernreichen Brandenburg ist das ein Problem. Allerdings gibt es in diesem regenreichen Winter sogar unter der Kiefer erste Tiefensickerung.

Generell ändert sich klimawandelbedingt auch die Situation bei den Kiefern: So führen Extremniederschläge im Sommer inzwischen auch in diesen Wäldern zu Tiefensickerung, welche zur Grundwasserneubildung beiträgt. Bis zu 71 Prozent der Tiefensickerung unter der Kiefer stammen aus diesen Extremniederschlägen. Bei Buchen sind es nur 15 Prozent. Mit durchschnittlich 53 mm pro Jahr versickert unter einer Buche jedoch immer noch ein Vielfaches an Niederschlägen im Vergleich zu einer gleichalten Kiefer. Und das liegt dann wieder an den Winterniederschlägen.

Nach oben