Weiter zum Inhalt
FAQ

Es brennt im Wald! Was tun?

Michael Welling, Tanja Sanders, Anne Gnilke | 09.06.2023


WO Institut für Waldökosysteme

Die Gefahr von Waldbränden ist in jedem Jahr gegeben; je nach Witterung und Region ist sie unterschiedlich hoch. Im Wald liegt viel trockenes Holz und die Bäume sind, so zeigt die Waldzustandserhebung 2022, durch die Trockenheit der vergangenen Jahre stark angegriffen. Ideale Voraussetzungen für Waldbrände. In den letzten Jahren waren vor allem der Mai und der Juli die Monate mit den meisten Waldbränden. Was Sie persönlich tun können, wenn Sie einen Brand entdecken, erfahren Sie hier.

Es brennt, es raucht oder glüht im Wald? Egal, ob Sie offenes Feuer, glühendes oder schwelendes Material sehen oder einfach nur Rauchentwicklung: Wählen sie die 112! Unter dieser Nummer erreichen Sie Feuerwehr und Rettungsdienst deutschlandweit.

  • Nennen Sie Ihren Namen und beschreiben sie die Örtlichkeit möglichst genau.
  • Begeben Sie sich nach Möglichkeit an einen Rettungspunkt (siehe unten), um die Einsatzkräfte von dort in das Schadensgebiet einzuweisen.
  • Geben Sie Ihre Mobilnummer an die Leitstelle weiter und halten Sie sich für eventuelle Rückfragen zur Verfügung.

Begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr. Entfernen Sie sich von der Brandstelle und beachten Sie dabei die Windrichtung – ein Waldbrand kann sich bei Wind und besonderer Trockenheit schnell ausbreiten.

Forstliche Rettungspunkte sind definierte Orte im Wald, die mithilfe von Koordinatenangaben Treffpunkte beschreiben. Rettungspunkte erkennen Sie an Schildern im Eingangsbereich von Wäldern. Sie erleichtern bei Unfällen oder Bränden die Angabe des eigenen Standortes. Die Rettungsleitstelle kann die Nummer auf dem Schild zuordnen, und Ärzte oder Feuerwehr finden schneller zum Unglücksort.

Die Rettungspunkte-Dateien können unter www.rettungspunkte-forst.de zentral heruntergeladen werden. Mit der kostenlosen App „Hilfe im Wald“ (für Android und iOS) lassen sich die jeweiligen Rettungspunkte (mittlerweile mehr als 50.000) auch per GPS einfach mit dem Smartphone finden.

Waldbrände können ganz unterschiedliche Ursachen haben; häufig sind Vorsatz oder Fahrlässigkeit im Spiel:

  • Brandstiftung
  • Zigaretten – vom 1. März bis zum 31. Oktober herrscht im Wald Rauchverbot. In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt sogar ein ganzjähriges Rauchverbot.
  • (Lager-)feuer und Grillen im Wald
  • heiße Katalysatoren von Autos oder Motorrädern, die im Wald oder am Waldrand abgestellt wurden
  • Funkenflug beim Eisenbahnbetrieb oder schnell drehende Maschinenteile von forst- bzw. landwirtschaftlichen Maschinen
  • Selbstentzündung (z.B. durch alte Phosphormunition oder verrottendes Heu)
  • in seltenen Fällen auch Blitzschlag

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) stellt alljährlich Daten zur Waldbrandhäufigkeit und Waldbrandfläche in Deutschland zusammen. Danach sind im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre jährlich rund 1.000 Waldbrände zu verzeichnen. Die meisten Waldbrände gibt es zwischen April und Juli. Im Bundesländervergleich ist vor allem Brandenburg wegen seiner schnell austrocknenden, sandigen Böden und leicht brennbaren Kiefernwälder besonders anfällig für Waldbrände.

In manchen Jahren können die durch Waldbrände verursachten Schäden leicht in die Millionenhöhe gehen, so z.B. 2000, 2003, 2008, 2010, 2018, 2019 und 2020. Ein Extremjahr war 2022: Es brannte auf mehr als 3.000 ha, die Schadenshöhe betrug über 5 Mio. Euro. 

Waldbrände beginnen meist als Bodenfeuer. Es kann entstehen, wenn viel organisches Material wie Laub und Totholz am Boden vorhanden ist. Ein Bodenfeuer ist noch recht einfach zu bekämpfen, kann sich aber durch Unterholz und trockene Vegetation schnell ausbreiten.

Wächst ein Bodenfeuer zu einem Lauffeuer an, kann es – besonders bei Nadelholzbeständen – auf Stämme überspringen.

Ein Lauffeuer kann zu einem Vollfeuer werden und somit zu einer rasanten Ausbreitung der Flammen führen. Das Vollfeuer umfasst sowohl die Bodenvegetation, den Stamm als auch die Baumkrone. Trockene Nadeln lassen die Kronen in einer äußerst massiven Form durchzünden, was zu einer beschleunigten und umfangreichen Ausbreitung beiträgt.

Bei einem Vollfeuer ist der Löscheinsatz gefährlich und schwer unter Kontrolle zu bringen. Die Brandintensität ist so hoch, dass selbst breitere Wege vom Feuer übersprungen werden können. Eine Ausbreitung ist nur schwer zu verhindern. Ein Vollfeuer kann oftmals nur durch Unterstützung aus der Luft erfolgreich bekämpft werden.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlicht auf seiner Webseite tagesaktuell den sogenannten Waldbrandgefahrenindex. Dort wird auf einer Karte angegeben, wie hoch aus meteorologischer Sicht die Waldbrandgefahr in den einzelnen Regionen Deutschlands ist.

Die Gefahrenhöhe ist in fünf Stufen eingeteilt:

Stufe 1                  sehr geringe Gefahr

Stufe 2                  geringe Gefahr

Stufe 3                  mittlere Gefahr

Stufe 4                  hohe Gefahr

Stufe 5                  sehr hohe Gefahr

Auf kleinräumigerer Skala geben auch einzelne Bundesländer kartenbasierte Übersichten heraus, so zum Beispiel Brandenburg.

Als Weiterentwicklung des Waldbrandgefahrenindexes legt das Thünen-Institut für Waldökosysteme im Verbundprojekt ErWiN eine Datensammlung zur Historie von Waldbränden an, um Waldbrandursachen und -dynamiken besser zu verstehen. In dem Verbundprojekt werden Karten entwickelt (z.B. unten), die neben den witterungsbasierten Faktoren auch relevante Parameter der Waldstruktur berücksichtigen.

 

Das Thünen-Institut für Waldökosysteme hat vor einigen Jahren zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin ein System zur Früherkennung von Waldbränden entwickelt. Kern des Systems ist ein Wasserstoffsensor. Beim Verbrennen von organischem Material entsteht als erstes Wasserstoff. Überschreitet die Wasserstoffkonzentration in der Luft einen bestimmten Schwellenwert, meldet der Sensor den möglichen Brand an eine Zentrale. Auf diese Weise lässt sich ein Schwelbrand schon erkennen, bevor eine offene Flamme da ist. Wertvolle Zeit wird gewonnen.

In einem Interview in dem Magazin „Wissenschaft erleben“ sprechen Jürgen Müller (Thünen-Institut) und Michael Luthardt (Landeskompetenzzentrum Forst) über den neuartigen Waldbrandsensor und die Herausforderungen nach den Waldbränden 2018.

Durch Waldbrände wird, neben anderen klimarelevanten Gasen, CO2 freigesetzt, das zuvor als Kohlenstoff im Holz gespeichert war. Daten zu Treibhausgas-Emissionen werden alljährlich im National Inventory Report (NIR) berichtet; durch Waldbrände verursachte Emissionen sind dort im Sektor LULUCF gelistet (Land Use, Land Use Change, Forestry).

In den starken Waldbrandjahren 2018 und 2019 etwa waren es für Deutschland Emissionen von rund 171.000 bzw. 199.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Beim große Moorbrand im Emsland 2018 gingen rund 637.000 Tonnen CO2-Äquivalente in die Atmosphäre. Diese Mengen sind aber gering im Vergleich zu den Treibhausgas-Emissionen aus organischen Böden (kultivierte Moorböden etc.), die alljährlich mit 49-50 Mio. Tonnen zu Buche schlagen (s. Grafik für das Jahr 2018). Andererseits werden im LULUCF-Sektor auch Treibhausgase als „negative Emissionen“ gebunden, u.a. durch mineralische Böden, Biomasse und Holzprodukte. Nähere Informationen gibt die Expertise im Themenfeld „Klima und Luft“.

Welche Auswirkungen die drei aufeinander folgenden trockenen Sommer 2018, 2019 und 2020 – neben Waldbränden – auf die Vitalität der Wälder gehabt haben und wie die Wälder an den Klimawandel angepasst werden können, lesen Sie hier.

Nach oben