Fernerkundung unterstützt Entwaldungskontrolle
Margret Köthke, Melvin Lippe | 24.11.2025
Die EUDR verpflichtet Unternehmen, die genauen Geokoordinaten der Produktionsstandorte zu melden. Diese Informationen bilden die Grundlage, um mithilfe moderner Fernerkundungstechnologien Entwaldung und Waldschädigung wirksam zu überwachen.

Produkte aus Holz, Soja, Palmöl, Kautschuk, Rindfleisch, Kaffee und Kakao haben oft etwas gemeinsam: ihre Produktion führt häufig zur Zerstörung oder Schädigung von Wäldern, nicht nur in den Tropen, sondern überall auf der Welt. Die Europäische Union will mit ihrer EU-Verordnung 2023/1115 für entwaldungsfreie Lieferketten, besser bekannt als EU Deforestation Regulation (EUDR), dem weltweiten Waldverlust entgegenwirken. Bei der Kontrolle der EUDR spielen Geodaten und Fernerkundung eine wichtige Rolle. Am Thünen-Institut für Waldwirtschaft erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sich Karten- und Fernerkundungsdaten gezielt einsetzen lassen, um die Umsetzung der EUDR zu überprüfen und so den Schutz der Wälder zu stärken.
Das schreibt die EUDR vor
Die EUDR verbietet die Ein- und Ausfuhr sowie den Handel bestimmter Produkte auf dem EU-Markt, wenn für den Anbau der darin enthaltenen Rohstoffe Wald zerstört wurde. Gehandelt werden dürfen demnach nur Produkte, die entwaldungsfrei hergestellt wurden und außerdem nach den Rechtsvorschriften der Erzeugerländer legal sind. Als entwaldungsfrei gelten Produkte, bei denen die Rohstoffproduktion nicht auf Flächen erfolgt ist, auf denen seit dem 31. Dezember 2020 Entwaldung oder Waldschädigung stattgefunden hat.
Unternehmen, die Produkte aus Holz, Soja, Palmöl, Kautschuk, Rind, Kaffee oder Kakao handeln oder produzieren, müssen in einer Sorgfaltserklärung bestätigen, dass die Rohstoffe ohne Entwaldung produziert wurden. Zudem müssen sie die Geokoordinaten der Produktionsstandorte angeben. Diese ermöglichen es sowohl den Unternehmen selbst als auch den Kontrollbehörden, mit Hilfe von Fernerkundung nachzuvollziehen, ob für das entsprechende Produkt tatsächlich kein Wald zerstört wurde.
Warum die Überprüfung von Entwaldungsfreiheit schwierig ist
Die geografischen Koordinaten eines Grundstücks können über Mobiltelefone, tragbare GNSS-Geräte (Global Navigation Satellite System) oder geografische Informationssysteme (GIS) erfasst werden. Nicht immer sind die Koordinaten allerdings genau: Durch nicht geeichte Messinstrumente, Wolkenbedeckung, dichte Baumkronen oder auch die falsche Anwendung der GPS-Geräte kommt es zu Ungenauigkeiten bei der Standortangabe und fehlerhaften Daten.
Um die Entwaldungsfreiheit zu überprüfen, können Referenzkarten genutzt werden, die global, national oder regional Wald und Nicht-Waldflächen ausweisen. Auch bei der Nutzung von Referenzkarten entstehen Ungenauigkeiten, etwa, wenn die Datenqualität der Karten gering ist, es geografische Erfassungslücken oder kategorische Datenkonflikte gibt oder verschiedene baumbasierte Landnutzungstypen wie Agroforstsysteme mittels Fernerkundung nicht ausreichend erkannt werden.
Neben den Referenzkarten können auch hochauflösende Satellitenbilder zur Überprüfung der Entwaldungsfreiheit herangezogen werden. Landnutzungsänderungen können durch Zeitreihenanalysen von Satellitenbildern wesentlich detailreicher bestimmt werden. Der Nachteil: Die Analysen sind zeitaufwändig und man benötigt sehr viele Daten. Zudem können Laien damit nicht selbstständig arbeiten. Um die Daten auswerten zu können, ist Fachwissen erforderlich.
Besonders herausfordernd ist es, Waldschädigungen zu entdecken. Die sogenannten Degradationsprozesse laufen in der Regel langsam ab. Sie werden auf den Satellitenbildern erst eindeutig erkennbar, wenn bereits ein kritischer Schwellenwert überschritten wurde. Schwierigkeit hier: Die EUDR definiert keine verbindlichen Schwellenwerte. Unklar ist also, ab welcher strukturellen Veränderung die Auflagen der Verordnung verletzt werden.
Forschung und Handlungsempfehlungen
Am Thünen-Institut für Waldwirtschaft werden in mehreren Projekten Referenzkarten, Felddaten, Satellitendaten und Co. zusammengetragen und auf ihre Einsatzfähigkeit bei der Kontrolle der EUDR überprüft. Die Ergebnisse unterstützen die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die in Deutschland die Kontrollbehörde für die EUDR ist, sowie auch andere relevante Akteure beim Einsatz von Geodaten und Satellitenbildanalysen. Alle Produkte werden open source veröffentlicht.





