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ICES-Fangempfehlungen: Was steckt dahinter?
Alexander Kempf, Holger Haslob, Jens Ulleweit, Norbert Rohlf, Matthias Bernreuther, Christoph Stransky, Karl-Michael Werner, Uwe Krumme, Christopher Zimmermann, Sven Stötera, Stefanie Haase, Kristina Barz | 05.11.2025
Der ICES gibt in seinen alljährlichen Gutachten einen Überblick über den Zustand der genutzten Fischbestände im Nordostatlantik und spricht Fangempfehlungen aus. Wir erläutern, was die Empfehlungen für die deutschen Fischereien bedeuten und warum sie in einer bestimmten Höhe ausfallen.
Jedes Jahr veröffentlicht der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) den wissenschaftlichen Ratschlag zum Zustand der Fischbestände im Nordostatlantik (ICES Advice) und schlägt nachhaltige Fangquoten für das nächste Jahr vor. Im Folgenden erläutern wir den Zustand der für deutsche Fischereien wichtigsten Fischbestände der Ostsee, Nordsee und des Nordostatlantiks und die darauf aufbauenden wissenschaftlichen Fangquoten-Empfehlungen.
Der Status vieler Fischbestände im Nordostatlantik und angrenzender Gebiete hat sich erfreulicherweise in den letzten Jahren verbessert. Durch das Absenken der Fangquoten und den daraus resultierenden Beschränkungen der Fischerei zeigt die Biomasse von vielen Beständen einen positiven Trend. Von 2003 bis 2023 nahm die Biomasse von Beständen mit ausreichender Datengrundlage im Nordostatlantik um durchschnittlich 37 % zu. Die Spannbreite bei der Entwicklung einzelner Bestände ist jedoch groß und für etliche Bestände (oftmals kälteliebende Arten) auch negativ (z.B. Kabeljau in der südlichen Nordsee, Hering in der westlichen Ostsee sowie Hering in der Nordsee).
Viele Bestände werden in EU-Gewässern nachhaltig nach dem Prinzip des maximalen Dauerertrages (MSY) bewirtschaftet, auch wenn das MSY-Ziel (FMSY) nicht für alle Bestände erreicht ist. Im Jahr 2023 hatten 66 von 84 Beständen, für die entsprechende Referenzwerte vorliegen, das MSY-Kriterium erreicht. Dies entspricht 79% der bewerteten Bestände, während es 2003 nur 33 % waren. Die durchschnittliche fischereiliche Sterblichkeit lag 2023, gemittelt über alle Bestände, 41% unterhalb der MSY Ziel-/Grenzwerte, während in 2003 die Referenzwerte im Mittel um 51% überschritten wurden. Dies zeigt an, dass der mittlere Grad der Befischung stark abgenommen hat und nur noch einzelne Bestände von stärkerer Überfischung betroffen sind. (Datenquelle: STECF Report 2025).
Die fischereiliche Sterblichkeit ist ein Maß für die Menge an Fisch oder anderen Meerestieren, die über einen bestimmten Zeitraum durch Fang vom fischereilich nutzbaren Anteil eines Bestandes entnommen wird.
Die Erholung der Bestände hat auch positive ökonomische Effekte. Nachdem Spritpreise seit 2022 wieder etwas zurückgehen, wird erwartet, dass in 2025 die meisten Flotten der EU-Mitgliedsstaaten profitabel sein werden und Arbeitsplätze und Löhne für ungefähr 120.000 Fischern und Fischerinnen erhalten bleiben. Dennoch gibt es einzelne Flotten, die vor großen Herausforderungen stehen, da sie einen sehr hohen Spritverbrauch haben (z.B. die Baumkurrenfischerei auf Plattfische in der Nordsee).
Erläuterungen zu den einzelnen Empfehlungen für 2025/2026

Kabeljau auf dem nördlichen Schelf wird seit drei Jahren in drei Unterbestände unterteilt (Südlicher Unterbestand, Nordwestlicher Unterbestand und Viking-Unterbestand). Workshops zur Klärung der Bestandsstruktur von Kabeljau in der Nordsee und westlich von Schottland haben ergeben, dass sich die drei Unterbestände genetisch und/oder in ihren biologischen Merkmalen (z.B. Wachstum, Laichreife) unterscheiden. Die Populationsgrößen der Unterbestände haben sich auch unterschiedlich entwickelt. Insbesondere der südliche Unterbestand hat sich schlechter entwickelt als der nordwestliche und Viking-Unterbestand. Aus diesen Gründen hält der ICES eine Bewertung auf der Grundlage der Unterbestände für sinnvoll.
Nach den vorliegenden Bestandsberechnungen wurden 2024 alle drei Unterbestände über FMSY befischt. Während sich der nordwestliche und Viking-Unterbestand Anfang 2025 ein erhöhtes Risiko in Bezug auf sichere biologische Grenzen aufweist, ist der südliche Unterbestand deutlich außerhalb sicherer biologischer Grenzen und unterhalb des Biomasselimits Blim. Da insbesondere der südliche Unterbestand die südliche Grenze des Kabeljau-Verbreitungsgebietes markiert, ist es naheliegend, dass neben der Fischerei auch klimatische Veränderungen eine Rolle spielen.
Die Berechnungen auf der Grundlage der drei Unterbeständen beruhen auf der Annahme, dass sich die Unterbestände im ersten Quartal nicht vermischen, da sie sich während der Laichzeit in ihren jeweiligen Unterbestandsgebieten (Abbildung 1) aufhalten. In den Quartalen zwei bis vier hingegen vermischen sich die Unterbestände erheblich. Empfehlungen auf der Grundlage des MSY-Ansatzes für jeden der drei Unterbestände zu geben, ist deshalb nicht möglich, da keine (genetischen) Daten zur Verfügung stehen, um die Vermischung der Unterbestände in den Quartalen zwei bis vier zu quantifizieren. Eine Bewirtschaftungsempfehlung auf der Ebene der Unterbestände ist auch für das Management nicht umsetzbar, da ohne Kenntnis der räumlichen Verteilung und Vermischung der Unterbestände in den Quartalen zwei bis vier die Einhaltung der empfohlenen Fangmengen für alle Unterbestände nicht gewährleistet werden könnte.
Für die Höchstfangmengen in 2026 wurde ein Null-fang (Zero Advice) empfohlen, wenn man Überlegungen innerhalb eines Vorsorgeansatzes mitberücksichtigt. Die Hauptproblematik besteht darin, dass der südliche Unterbestand in sehr schlechtem Zustand ist. Die Frage, ob aufgrund der fehlenden Kenntnis über die Vermischung der Unterbestände auch für den Nordwestlichen und den Viking Unterbestand zwangsläufig ein strikter „Zero Advice“ folgen muss, wurde lange im ICES debattiert. Ohne weitere Überlegungen innerhalb eines Vorsorgeansatzes empfiehlt ICES einen Fang von 8670 Tonnen für den nordwestlichen Unterbestand und 3610 Tonnen für den Viking Unterbestand. Dieses Szenario führt jedoch aufgrund von Beifängen des südlichen Unterbestandes zu einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass dieser weiterhin unterhalb der Limitbiomasse (Blim) bis 2027 bleibt.
Um die Aussagekraft des Assessments zu verbessern und zu verhindern, dass ein Vorsorgeansatz mögliche Fangmengen unter dem MSY Ansatz reduziert, wären genetische Proben und Analysen in einem hohen räumlich-zeitlichen Detailgrad nötig. So könnte berechnet werden, wie sich die Bestände in den einzelnen Quartalen vermischen und wann in welchen Gebieten gefangen werden. Dies würde auch gezielte Maßnahmen zum Schutz des südlichen Unterbestandes erlauben. Jedoch benötigt dies erhebliche Ressourcen und finanzielle Mittel.
Die Erläuterung zum Kabeljau auf dem nördlichen Schelf als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Alexander Kempf

Der Bestand wird für Anfang 2025 knapp über Blim eingeschätzt. Der Bestand wurde in 2024 knapp über FMSY befischt. Im Vergleich zum Assessment aus dem Jahr 2024 ist dies eine starke Korrektur der Laicherbestandsbiomasse nach unten. Hauptgrund dafür ist eine deutlich schlechtere Entwicklung der mittleren Gewichte pro Altersklasse, als in den Vorhersagen des letzten Jahres angenommen.
Die Produktivität des Bestandes ist in den letzten 10 Jahren geringer als in den Jahrzenten davor, was ungünstige Umwelteinflüsse vermuten lässt. Auch das mittlere Gewicht der Tiere ist über die letzten 5 Jahre abgesunken, was ebenfalls für ungünstige Umweltbedingungen und fehlende Nahrungsverfügbarkeit spricht.
ICES empfiehlt nach dem MSY Ansatz für 2026 eine Höchstfangmenge von 60.167 Tonnen. Dies entspricht einer Reduzierung um 24% im Vergleich zum letzten Jahr.
Alle größeren Flotten, die direkt auf Seelachs fischen, verzeichneten einen Rückgang in den Fangraten im Vergleich zu den Jahren um 2015. Zwischen 2020 und 2023 zeigt sich eine Trendumkehr und wieder ein leicht ansteigender Trend in den Fangraten. Für das Jahr 2024 zeigt jedoch insbesondere die französische Flotte einen Abfall in den Fangraten, während die norwegischen Fangraten nur einen leichten Trend nach unten zeigen und die deutschen Fangraten sogar angestiegen sind. Dies spiegelt wider, dass die drei Flotten in unterschiedlichen Gebieten (z.B. Frankreich im Nordwesten des Bestandsgebietes) fischen. Die Interpretation der kommerziellen Daten ist aber nicht einfach, da Veränderungen in den Fangmustern auch aus ökonomischen Gesichtspunkten resultieren können. Dies erhöht die Unsicherheit der Bestandberechnungen. Da auch der wissenschaftliche Survey nicht gezielt auf Seelachs ausgerichtet ist, gilt das Assessment insgesamt als unsicher.
Die Erläuterung zum Seelachs in der Nordsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Alexander Kempf

Bedingt durch eine starke Abnahme im Fischeraufwand der Hauptfangflotten für Plattfische seit Anfang der 2000er Jahre ist der Fischereidruck auf Scholle seitdem deutlich zurückgegangen.
Massive Abwrackprogramme bei der niederländischen Flotte haben in den letzten Jahren diesen Trend weitergeführt. Seit 2019 liegt der Fischereidruck unter FMSY und in den letzten Jahren sogar weit darunter. Die ermittelte Rekrutierung liegt seit 2010 meist über dem Durchschnitt. Die Laicherbestands-Biomasse ist in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich angestiegen und liegt aktuell nur minimal unterhalb des höchsten Wertes seit Aufzeichnung der Daten in 1957. Der Bestand schwankt aufgrund natürlicher Variabilität in der Nachwuchsproduktion weit oberhalb sämtlicher Biomassenreferenzpunkte.
Die Fangempfehlung des ICES nach dem MSY Ansatz beträgt für das Jahr 2026 für Scholle aus der Nordsee und dem Skagerrak zusammen nicht mehr als 164.129 Tonnen. Sie liegt damit etwas unterhalb der letztjährigen Empfehlung (- 7,3%), was hauptsächlich durch eine Neubestimmung der Referenzpunkte hervorgerufen wird. Der Gesamtfang in den letzten Jahren lag immer deutlich unter der empfohlenen Höchstfangmenge, da eine Ausfischung der Quoten nicht rentabel erscheint. Hohe Treibstoffkosten dürften die Situation der Plattfischfänger weiter verschlechtern.
Die Erläuterung zur Scholle in der Nordsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Holger Haslob

Die Laicherbestands-Biomasse der Seezunge in der Nordsee zeigte nach einem Hoch Anfang der 90iger Jahre bis 2005 einen generell abnehmenden Trend. Nach diesem Tiefpunkt hat sich der Bestand leicht erholt, lag aber lange Zeit um den kritischen Referenzwertes Blim. Aufgrund eines starken Jahrganges 2018 stieg die Laicherbestands-Biomasse in den letzten Jahren an und Anfang 2025 liegt der Bestand knapp innerhalb sicherer biologischer Grenzen. Die fischereiliche Sterblichkeit (F) lag über einen langen Zeitraum deutlich über dem Referenzwert von FMSY. Erst seit 2020 ist eine starke Absenkung erkennbar und für 2024 liegt die fischereiliche Sterblichkeit deutlich unterhalb von FMSY. Diese Entwicklung wurde auch durch ein massives Abwrackprogramm in der niederländischen Flotte begünstigt.
Die ermittelte Nachwuchsproduktion zeigt im letzten Jahrzehnt weniger starke Jahrgänge als in den Jahrzehnten davor. Der Jahrgang 2018 ist jedoch – wie bereits erwähnt – etwas größer. Dieser größere Jahrgang trägt momentan den Großteil der Fischerei. Auch der Jahrgang 2024 scheint wieder etwas höher auszufallen.
ICES berechnet eine maximale Fangmenge nach MSY-Ansatz von 12454 Tonnen für 2026. Damit liegt die empfohlene Höchstfangmenge 16% höher als die Vorjahresempfehlung.
Die Erläuterung zur Seezunge in der Nordsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Holger Haslob

Die Laicherbestands-Biomasse des Nordseeherings schwankt seit Ende der 1990er Jahre zwischen 1,2 und 2,4 Millionen Tonnen. Seit 1996 liegt die Laicherbestands-Biomasse innerhalb biologisch sicherer Grenzen und die fischereiliche Sterblichkeit beständig unterhalb von FMSY, ist in 2024 jedoch deutlich über FMSY gestiegen.
Trotz der ausreichenden Bestandsstärke ist das Aufkommen an Heringsnachwuchs seit 2002 eher unterdurchschnittlich. Einzig 2013 brachte einen stärkeren Nachwuchsjahrgang hervor. Aus Heringslarvenfängen auf den Laichplätzen ist ersichtlich, dass nach wie vor ausreichend Larven schlüpfen. Diese erreichen jedoch nur in geringeren Anzahlen das Jungheringsstadium. Die Gründe hierfür sind nicht abschließend geklärt. Als Folge der niedrigeren Nachwuchsproduktion ist der Bestand über die letzten Jahre abgesunken, hält in 2025 jedoch noch innerhalb sicherer biologischer Grenzen. Die Vorhersage zeigt jedoch einen weiter abnehmenden Bestand außerhalb sicherer biologischer Grenzen (unter MSY Btrigger und Bpa), selbst wenn der ICES MSY-Ansatz eingehalten wird. Eine neue trilaterale Managementstrategie wurde für den Bestand in 2025 evaluiert und ICES wurde über einen „Special Request“ gebeten, die Empfehlung im Laufe von 2025 an die neuen Managementoptionen anzupassen.
Für 2026 empfiehlt der ICES nach dem MSY Ansatz eine Höchstfangmenge von 287.772 Tonnen (davon 282724 Tonnen für die Fischerei zur Humanernährung). Dies entspricht 27% weniger als die festgelegte Höchstfangmenge in 2024 für die Flotte zur Humanernährung und 30% weniger als die letztjährige ICES Empfehlung.
Neben der Fischerei zur Humanernährung (A-Flotte) existiert in der Nordsee auch eine Industriefischerei zur Erzeugung von Fischmehlen und -ölen (B-Flotte). Da hier vornehmlich Jungheringe als Beifang in der Sprottenfischerei auftreten, wird dieses Flottensegment mit einer eigenen Höchstmengenbegrenzung für Heringsbeifang versehen (für 2026 sind das 5048 Tonnen laut ICES Empfehlung). Außerdem vermischen sich vor der südlichen norwegischen Küste, im Skagerrak/Kattegat und in der westlichen Ostsee Heringsbestände aus Nord- und Ostsee und werden gemeinsam gefangen. Für den Ostseehering aus der westlichen Ostsee, dem Skagerrak und dem Kattegat empfiehlt der ICES für 2026 aufgrund der schlechten Bestandssituation ein Fangverbot. Daher sind auch die entsprechenden Empfehlungen für Fanganteile an Nordseehering in den angeführten Gebieten (sog. C und D Flotte) auf null gesetzt worden.
Die Erläuterung zum Hering in der Nordsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Norbert Rohlf

Die Biomasse des Laicherbestandes der nordostatlantischen Makrele ist seit den 2000er Jahren substantiell bis zu einem Maximum in 2014 gestiegen, hat seitdem aber stark abgenommen, und wird in 2025 außerhalb sicherer biologischer Grenzen und sogar unterhalb der Limitibiomasse Blim eingeschätzt. Die fischereiliche Sterblichkeit lag längere Zeit unter FMSY, ist in den letzten Jahren aber deutlich über den Referenzwert gestiegen. Seit den frühen 2000er Jahren haben sich einige große Jahresklassen entwickelt. Als Resultat der gestiegenen Biomasse und klimatischer Veränderungen hat sich der Bestand seit Ende der 2000er Jahre insbesondere während der weiten Fresswanderungen im Sommer stark in nordwestlicher Richtung (Island, Grönland) ausgedehnt. Dieser Prozess scheint sich aber aktuell nicht fortzuführen. Niedrige Nachwuchsproduktion seit 2017 haben zum Rückgang des Bestandes beigetragen und der Bestand hat sich wieder auf seine Kerngebiete zurückgezogen.
Für die Bestandsabschätzung wird ein altersbasiertes Modell angewendet. Dieses verwendet – neben den kommerziellen Daten – den alle drei Jahre stattfindenden Makreleneiersurvey, der auf die Laichansammlungen abzielt und seit mehreren Jahren auch einen nordischen Survey, der den Bestand während der Fresswanderung erfasst. Außerdem wird der internationale Bodentrawl-Survey (IBTS) im 4. Quartal und 1. Quartal zur Abschätzung der Nachwuchssituation verwendet. Norwegische Markierungsdaten, bei denen über die Wiederfangraten die Bestandsgröße abgeschätzt wird, wurden in den letzten Jahren ebenfalls in das Assessment integriert. In 2025 fand ein weiteres Benchmark, welches die Verwendung der unterschiedlichen Datenquellen optimiert und die biologischen Daten, wie die natürliche Sterblichkeit, letzten Erkenntnissen angepasst hat.
Die neueste wissenschaftliche Empfehlung gibt eine maximale Fangmenge für 2026 von 174.357 Tonnen vor und liegt damit 70 Prozent unter der Empfehlung des Vorjahres von 576.958 Tonnen. In den letzten Jahren konnten sich allerdings die Fischereinationen (z.B. EU-Staaten, Norwegen, Island, Faroer, Grönland, Russland) nicht auf eine gemeinsame Höchstfangmenge einigen und die einseitig aufgestellten unilateralen Quoten und Gesamtfänge übersteigen die wissenschaftlichen Empfehlungen deutlich. Makrele wird auch in internationalen Gewässern befischt, was das Management zusätzlich erschwert.
Die Erläuterung zur Makrele im Nordostatlantik als PDF zum Download
Ansprechpartner: Jens Ulleweit

Da russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit von der ICES-Arbeit ausgeschlossen sind, konnte in den letzten Jahren keine Bestandsberechnung innerhalb des ICES durchgeführt werden.
Die Erläuterung zum Kabeljau in der Nordostarktis als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Matthias Bernreuther

Die deutsche Flotte fischt Rotbarsch hauptsächlich am Grönlandschelf und bis 2020 in der Irmingersee. Dort kommen zwei Rotbarscharten, der Tiefenrotbarsch (Sebastes mentella) und der Goldbarsch (Sebastes norvegicus, ehemals Sebastes marinus), in mehreren Beständen vor. Der Zustand dieser Bestände ist unterschiedlich. Am Ostgrönlandschelf werden außerdem die beiden Arten gemeinsam gefangen. Eine Unterscheidung zwischen Goldbarsch und Tiefenrotbarsch ist oft schwierig, so dass es zu Fehlmeldungen zwischen den gemeinsam vorkommenden Arten kommt bzw. beide Arten zusammen als „Rotbarsch“ gemeldet werden. Dies erschwert das Assessment und Management der Bestände.
Der Goldbarsch-Bestand am Ostgrönlandschelf gehört zu dem größtenteils am Islandschelf vorkommenden Bestand. Die Laicherbestands-Biomasse befindet sich seit 2003 innerhalb sicherer biologischer Grenzen und wird seit 2006 nach dem MSY-Prinzip befischt. Die Fangempfehlung des ICES von nicht mehr als 41.345 Tonnen für 2026 liegt 11.9% unter der empfohlenen Höchstfangmenge für 2025 und folgt dem ICESMSY-Ansatz. Mittelfristig Sorge bereitet dagegen die Nachwuchsproduktion, da diese seit 2014 gering ausfällt. Es wird erwartet, dass die Laicherbestands-Biomasse dadurch zukünftig abnehmen wird.
Der genaue Zustand des am Grönlandschelf vorkommenden Tiefenrotbarsch-Bestandes kann nicht genau eingeschätzt werden. Der Bestand hat seit 2010 stark abgenommen, und sich in darauffolgenden Jahren nicht verbessert. Da die aktuellsten Werte für den Biomasseindex des grönländischen Flachwassersurveys (Greenland Shallow Water Survey) in den letzten Jahren nahe null lag, empfiehlt der ICES für 2025 und 2026 keine Fänge von diesem Bestand mehr zu tätigen.
In der benachbarten Irmingersee kommen zwei weitere Tiefenrotbarsch-Bestände vor, die mit pelagischen Schleppnetzen gefangen werden. Diese beiden Bestände haben ebenfalls so stark abgenommen, dass der ICES für den flachen Bestand seit 2010 und für den tiefen Bestand seit 2017 empfiehlt, keine Fänge zu tätigen. In 2021 und 2024 konnte der Bestandszustand des flachen Tiefenrotbarsch-Bestandes in der Irmingersee erstmalig seit 2013 wieder eingeschätzt werden. Das Ergebnis des Surveys war etwas positiver, da der resultierende Biomasseindex den höchsten Wert seit 2005 aufwies, aber im historischen Vergleich weiter auf niedrigem Niveau unterhalb möglicher Referenzpunkte bleibt. Trotz der leicht positiveren Einschätzung, bleibt es bei der Empfehlung eines Nullfangs bis 2027. Der tiefe Bestand (> 500 m Wassertiefe) wird schon seit den 1990er Jahren mit einer fischereilichen Sterblichkeit von deutlich über FMSY befischt.Die Ergebnisse der Bestandsberechnungen weisen in 2024 für den tiefen Bestand sehr niedrige Werte unterhalb von Blim auf und es wird ebenfalls ein Nullfang wird bis 2027 empfohlen. Während z.B. Russland weiterhin auf diese Bestände fischt, erlaubt die EU aktuell keine Fischerei auf die beiden Bestände.
Die Erläuterung zum Rotbarsch bei Grönland und in der Irmingersee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Christoph Stransky, Dr. Matthias Bernreuther

Am norwegischen Schelf, in der Norwegensee und in der Barentssee sind ebenfalls die zwei Rotbarscharten von kommerzieller Bedeutung anzutreffen: der Tiefenrotbarsch (Sebastes mentella) und der Goldbarsch (Sebastes norvegicus).
Der Tiefenrotbarsch-Bestand befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem guten Zustand. Die Laicherbestands-Biomasse hat zwischen 1992 und 2005 stetig zugenommen und sich seitdem auf hohem Niveau stabilisiert. Da russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler derzeit von der ICES-Arbeit ausgeschlossen sind, konnte in den letzten Jahren keine Bestandsberechnung innerhalb des IICES durchgeführt werden.
Der am norwegischen Schelf und in der Barentssee vorkommende Goldbarschbestand (S. norvegicus) befindet sich dagegen derzeit in einem schlechten Zustand. Die Laicherbestands-Biomasse hat seit den späten 1990er Jahren kontinuierlich abgenommen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand in der Zeitserie der Bestandsabschätzungen unterhalb kritischer Biomassereferenzwerte. Daher empfiehlt der ICES, keine Fänge für die Jahre 2025 und 2026 zu tätigen. Zusätzlich empfiehlt ICES, die Beifänge an Goldbarsch in anderen Fischereien, wie z.B. auf Kabeljau und Seelachs, möglichst gering zu halten. Dennoch wurden international in 2022 und 2023 über 10.000 Tonnen jährlich gefangen.
Die Erläuterung zum Rotbarsch in der Norwegensee/Barentssee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Christoph Stransky, Dr. Matthias Bernreuther

Ein Benchmark in 2023 nutzte neue genetische Informationen, um den Kabeljaubestandskomplex vor Grönland in drei Bestände zu gliedern.
Der westliche Küstenbestand lebt in den ausgedehnten Fjordsystemen und gliedert sich in eine nördliche und südliche Bestandskomponente. Bei den Hochseebeständen wird basierend auf genetischen Bestandszuordnungen ein westgrönländischer und ein ostgrönländisch-isländischer Hochseebestand unterschieden. Historisch war die Blüte der Kabeljaufischerei vor Grönland in den 1950ern und 1960ern mit einem sehr großen westlichen Hochseebestand verbunden, während die Erholung seit 2000 vermehrt auf ein Erstarken des östlichen Hochseebestandes und/oder verstärktem Austausch mit dem isländischen Bestand zurückzuführen ist. Insgesamt vermischen sich die Bestände in grönländischen Gewässern während der unterschiedlichen Lebensstadien. Daher ist es generell schwierig, die Fänge der Fischerei direkt einem Bestand zuzuordnen. Nur eine anschließende genetische Untersuchung kann mehr Klarheit liefern.
Nach dem Zusammenbruch der Bestände Anfang der 90iger Jahre erfolgte eine 10-jährige Periode mit sehr geringer Populationsdichte. Nach einem Moratorium bis 2005 wurde 2006 die Fischerei wieder zugelassen.
Für den ostgrönländischen Hochseebestand ist eine solide Bestandsberechnung aktuell nicht möglich, da saisonale Migrationen zwischen Ostgrönland und Island getrennte Berechnungen verhindern. Eine Vermischung mit dem isländischen Bestand führt wahrscheinlich dazu, dass der überwiegende Anteil der Fänge in Ostgrönland aktuell von der Dohrnbank stammt, die in grönländischen Hoheitsgewässern zwischen Ostgrönland und Island liegt. Aufgrund der mangelnder Informationen basiert die Empfehlung von 23.518 Tonnen Höchstfangmenge für die Jahre 2024 bis 2026 lediglich auf einer Reduzierung um 20% (Precautionary Buffer) im Vergleich zum beobachteten Fang in 2022.
Der westgrönländische Hochseebestand befindet sich im historischen Vergleich auf einem niedrigen Niveau, aber oberhalb des im Benchmark von 2023 festgelegten kritischen Biomasselimits. Der Fischereidruck ist basierend auf dem MSY-Konzept zu hoch. Die wissenschaftliche Empfehlung für das Jahr 2026 lautet nach dem ICESMSY-Konzept 4708 Tonnen. Dies entspricht einem Anstieg von 45% im Vergleich zu den Empfehlungen des letzten Jahres und wird hauptsächlich von einer höheren Einschätzung des starken Jahrgangs aus dem Jahr 2021 getrieben.
Die beiden Komponenten des westgrönländischen Küstenbestands werden von Deutschland nicht gezielt befischt, es kommt aber zu Beifängen. Beide Komponenten werden in Bezug auf das MSY-Konzept überfischt, befinden sich aber innerhalb sicherer biologischer Grenzen.
Die Erläuterung für den Kabeljau vor Grönland als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Karl-Michael Werner

Für den Schwarzen Heilbutt als Tiefenbestand liegt für das große Abschätzungsgebiet von den Färöern, Island und Ost-Grönland keine einheitliche wissenschaftliche Forschungsreise vor. Entsprechend wird die Bestandsdynamik neben einem kombinierten Forschungsindex zu einem größeren Teil aus kommerziellen Fangdaten abgeschätzt, wobei die Ergebnisse von der Gewichtung der einzelnen Eingangsparameter abhängig sind.
Eine wissenschaftliche Bestandsabschätzung liegt vor. Der Bestand ist in den letzten Jahren leicht abgesunken, liegt aber knapp innerhalb sicherer biologischer Grenzen. Außerdem wird der Bestand in Bezug auf FMSY überfischt. Nach ICES-Empfehlungen für 2026 sollte die Jahresfangmenge 20992 Tonnen nicht übersteigen. Dies entspricht einer Erhöhung von 17.3% im Vergleich zur Vorjahresempfehlung. Dies wird hauptsächlich durch eine optimistischere Einschätzung der Laicherbestandsbiomasse knapp oberhalb von MSY Btrigger im Vergleich zur letzten Bestandsabschätzung hervorgerufen.
Die Erläuterung zum Schwarzen Heilbutt als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Karl-Michael Werner

Die gerichtete Fischerei auf Dorsch der östlichen Ostsee ist schon seit Mitte 2019 eingestellt. In den Gewässern der EU gilt nur noch eine Beifangquote in der gemischten Plattfischfischerei. Der Hauptteil der verbleibenden Fänge erfolgt durch Russland. Obwohl der Fischereidruck inzwischen sehr gering ist, zeigt der Bestand keinerlei Anzeichen einer Erholung. Die natürliche Sterblichkeit ist inzwischen mehr als 10 mal so hoch wie die fischereiliche Sterblichkeit. Kritisch ist vor allem der Sauerstoffmangel in den tiefen Becken der östlichen Ostsee. Dadurch gehen wichtige Laich- und Futterareale verloren. Außerdem führt die Überdüngung zu einer Verlängerung des Nahrungsnetzes. In dessen Folge steht Dorsch weniger Energie zur Verfügung.
Die Begutachtung des Bestandes erfolgt seit 2024 nur noch alle zwei Jahre. ICES empfiehlt für 2025 und 2026 auf Basis des Vorsorgeansatzes weiterhin die Schließung der Fischerei. Die übersetzte dies 2021 - 2024 in eine Beifangquote von 595 Tonnen und in 430 Tonnen für 2025, die Freizeitfischerei ist geschlossen. Bewirtschaftungsziel ist inzwischen nicht mehr der Bestandsaufbau für eine nachhaltige Bewirtschaftung, sondern die Bewahrung der Reste dieses Bestandes, damit er sich bei veränderten Umweltbedingungen erholen kann.
Die Erläuterung für den Dorsch in der östlichen Ostsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Uwe Krumme

Dieser kleinere, aber ehemals sehr produktive Dorschbestand wurde seit den frühen 2000er Jahren überfischt, d. h. der Fischereidruck wurde nicht an die schwächer werdende Nachwuchsproduktion angepasst. Trotz einiger Warnungen sah sich die Politik zwischen 2007 und 2016 nicht in der Lage, den gültigen Bewirtschaftungsplan anzupassen – vor allem, weil sich Europaparlament und Ministerrat über die Zuständigkeit dafür uneinig waren.
2015 produzierte der Bestand dann nur noch 10 % der durchschnittlichen Nachwuchsmenge – er kollabierte. Die Politik ergriff zu diesem Zeitpunkt die richtigen Maßnahmen, reduzierte die kommerzielle Fangmenge drastisch und beteiligte die Freizeitfischerei, die erheblichen Anteil an der Gesamtentnahme hat, an den Erholungsmaßnahmen.
Der folgende Jahrgang 2016 erschien über einige Jahre stark, trug aber wenig zum Bestandsaufbau bei. Seit 2023 gibt die Bestandsberechnung nur noch Trends an und wird relativ dargestellt. Aufgrund unzureichender Daten kann die fischereiliche Sterblichkeit nicht berechnet werden. Die stattdessen dargestellte relative Nutzungsrate zeigt, dass der Fischereidruck inzwischen sehr gering ist und auf die Bestandsentwicklung fast keinen Einfluss mehr hat. Die Laicherbiomasse liegt weiterhin tief im roten Bereich. Die Ursachen für die schwache Nachwuchsproduktion seit 2017 sind noch nicht schlüssig aufgeklärt, aber es gibt Hinweise, dass der Einfluss der Umweltbedingungen inzwischen größer ist als der der Fischerei. Der Westdorsch befindet sich offenbar in der „Sommerzange“: Ab Juli ist das Oberflächenwasser zu warm und gleichzeitig das tiefere Wasser zu sauerstoffarm, als dass Dorsch dort leben könnte. Erst im Spätherbst können wieder alle Wassertiefen besiedelt werden. Unter diesen Bedingungen ist eine Erholung des Bestandes in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich, wenn sich die Umweltbedingungen nicht drastisch ändern.
Seit 2022 ist die gerichtete Fischerei geschlossen, es wurde eine sehr knappe Beifangquote festgesetzt, um die übrigen Fischereien in der westlichen Ostsee offen halten zu können (489 Tonnen für 2023, 340 Tonnen für 2024 und 266 Tonnen für 2025). Die Fangquoten wurden damit seit 2016 um 99 % reduziert. Die Freizeitfischerei auf Dorsch wurde 2024 geschlossen. Der Bestand wird ab 2025 nur noch alle zwei Jahre begutachtet, die nächste Berechnung erfolgt 2027. Die Fangempfehlung des ICES beruht auf dem Vorsorgeprinzip und liegt für die nächsten zwei Jahre erstmals bei Null.
Die Fischerei berichtet, dass Dorsch in diesem Gebiet nicht mehr zu fangen ist. Viele der größeren deutschen Schleppnetzkutter, die maßgeblich von Dorschfängen lebten, wurden daher abgewrackt.
Die Erläuterung für den Dorsch in der westlichen Ostsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Uwe Krumme

Westhering war der Brotfisch der deutschen Küstenfischerei, vor allem an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Seit ungefähr 2004 lässt der Nachwuchs immer weiter nach und es dauerte einige Zeit, bis die Fangmengen an diese Situation ausreichend angepasst wurden. Eine Hauptursache für die nachlassende Rekrutierung konnte in 15 Jahren gerichteter Forschung weitgehend aufgeklärt werden: Spätere und wärmere Winter führen dazu, dass die Heringslarven ihre wichtigste Nahrung zeitlich „verpassen“ und verhungern („Der Hering in der Klimafalle“).
In der Folge ist der Bestand stark geschrumpft und war zeitweise nur noch halb so groß wie der Limit-Referenzwert. ICES empfiehlt daher seit vielen Jahren die Schließung der Fischerei. Für das Managementgebiet westliche Ostsee wurde diese Empfehlung annähernd befolgt: Die legalen Fangmengen wurden allein zwischen 2017 und 2021 um 94 % reduziert. Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes (Kattegat und Skagerrak), in denen sich der Hering im Sommer und Herbst zum Fressen aufhält, blieben die erlaubten Fangmengen dagegen viel zu hoch: Zwischen 2017 und 2021 wurden sie nur um 57 % reduziert. In der Folge wurde der deutschen Küstenfischerei die Grundlage entzogen. Die Fangmengen im Norden blieben aber dennoch so hoch, dass der Bestand sich nicht erholen konnte. Erst für 2022 konnten sich Deutschland, Schweden, Dänemark und Norwegen auf weitere drastische Kürzungen der Fangmenge auch im Gebiet Kattegat und Skagerrak einigen. Über 80 % des Gesamtfangs aus dem Bestand werden nun in der östlichen Nordsee erzielt (und auf die Höchstfangmenge für Nordseehering angerechnet), nur noch 3 % in Kattegat/Skagerrak und 13 % in der westlichen Ostsee (2024).
Der Bestand liegt weiterhin tief im roten Bereich, hat aber im vierten Jahr in Folge zugenommen. Die fischereiliche Sterblichkeit ist 2024 weiter gesunken und ist niedrig genug, um eine Erholung des Bestandes zu ermöglichen. Die Erholung kann viele Jahre dauern, und er liefert auch dann nur noch die Hälfte der Fangmenge, die in den 1990er Jahren nachhaltig gefischt werden konnte. ICES bleibt auch für 2026 bei seiner Empfehlung, die Fischerei im gesamten Verbreitungsgebiet zu schließen.
Die Erläuterung für den Hering in der westlichen Ostsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Christopher Zimmermann

In der Ostsee werden fünf Plattfischarten kommerziell genutzt: Scholle, Flunder, Kliesche, Glattbutt und Steinbutt. Nur Scholle ist quotiert. Plattfische waren vor allem Beifang in der Dorschfischerei; es gab nur kleine gerichtete Fischereien, z. B. auf Steinbutt. Seit der Schließung der beiden Dorschfischereien gehören Plattfische zu den wenigen nutzbaren Zielfischarten der westlichen Ostsee.
Die beiden Schollenbestände in Kattegat, Belten und Sund und in der Ostsee wurden 2025 wieder zu einem Bestand, der „Ostsee-Scholle“, zusammengelegt. Auch der zusammengelegte Bestand befindet sich weit im grünen Bereich, mit niedrigem Fischereidruck und hoher Biomasse. Schollen scheinen vor allem von der sehr viel niedrigeren Nahrungskonkurrenz durch den schlechten Zustand der Dorsche zu profitieren. Die Nachwuchsproduktion ist weiterhin stark. Die Fangempfehlung für 2026 fällt etwas niedriger aus als für 2024 und 2025. Die Fänge enthalten Rückwürfe, die seit 2017 ganz überwiegend illegal sind und dennoch über 20 % der Fangmenge aus dem Gebiet ausmachen.
Seit 2022 werden die gefangenen Schollen dünner, ihr Korpulenzfaktor verschlechtert sich also. Welche Rolle hier Dichteeffekte und verschlechterte Umweltbedingungen wie beim Dorsch spielen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Die dadurch schwierigere Vermarktung macht den Fang von Schollen zunehmend unattraktiv. Die Schollen-Höchstfangmenge wird daher nicht nur nicht annähernd ausgeschöpft, sie nimmt auch weiter ab.
Auch die anderen Plattfischbestände sind in der westlichen Ostsee in gutem Zustand. Die durch den Plattfischfang erzielbaren Einkünfte können jedoch die Fangverluste bei Hering und Dorsch nicht annähernd ausgleichen.
Die Erläuterung für die Plattfische in der Ostsee als PDF zum Download
Ansprechpartner: Dr. Sven Stötera

Sprotte gehört zu den Profiteuren der geänderten Umweltbedingungen der Ostsee. Die Biomasse dieses derzeit größten Fischbestandes in der Ostsee (gut 570.000 Tonnen Laicherbiomasse) hat aber weiter abgenommen und liegt 2025 nur noch knapp über dem Referenzwert des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY). Die fischereiliche Sterblichkeit ist gestiegen und somit weiterhin viel zu hoch. Nach drei schwachen Jahrgängen ist der 2024er Jahrgang aber offenbar stark, und die Laicherbiomasse wird 2026 und 2027 anwachsen. Die Fangempfehlung für 2026 ist daher im Vergleich zu 2025 um 36 % höher. Die Bestandsberechnung wird unsicherer, weil russische Daten nach der Suspendierung Russlands aus dem ICES nicht mehr übermittelt werden.
Die deutsche Fischerei nutzt diese Ressource mit zwei großen (ca. 50 Meter langen) und wenigen kleineren Schleppnetzfahrzeugen, vor allem für die Herstellung von Fischmehl und Fischöl.
Die Erläuterung für die Sprotte in der Ostsee als PDF zum Download
Ansprechpartnerin: Dr. Stefanie Haase
Einen umfassenden Überblick über den Zustand der meisten Meeres-Fischbestände, die für den deutschen Markt von Bedeutung sind, gibt das Portal Fischbestände online.





