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Expertise

Humus macht den Boden stark

Christopher Poeplau, Axel Don | 02.10.2025


AK Agrarklimaschutz

Humus ist ein wahrer Alleskönner: Er speichert Wasser und Nährstoffe, schützt vor Erosion, fördert das Bodenleben – und ist sogar gut fürs Klima. Die Bodenzustandserhebung zeigt, wie es um Deutschlands Humusvorräte steht und welche Ansätze zum Humusaufbau am vielversprechendsten sind.

Mehr Humus, mehr Bodengesundheit

Wenn Landwirtinnen und Landwirte in Humusaufbau investieren, bringt das gleich mehrere Vorteile. Er versorgt Pflanzen und Bodenlebewesen mit Nährstoffen und bindet Schadstoffe. Indem die dunkle Bodensubstanz einzelne Mineralpartikel zu Aggregaten verbindet, verbessert sie die Bodenstruktur. So können Wurzeln besser wachsen und der Boden ist besser gegen Erosion geschützt. In Zeiten zunehmender Wetterextreme ist Humus daher ein Schlüssel für stabile Ernten.

Auch das Klima profitiert vom Alleskönner Humus, denn er besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff. Im oberen Meter der landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands sind 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff als Humus gespeichert. Das zeigt die (BZE-LW), die am Thünen-Institut für Agrarklimaschutz durchgeführt wird. Ob dieser Vorrat wächst oder schrumpft, entscheidet die Bilanz: Humusaufbau gelingt, wenn langfristig mehr organisches Material – etwa aus Ernterückständen oder organischen Düngern – im Boden landet als abgebaut wird. 

 

Humus aufbauen – so geht’s

Landwirtinnen und Landwirte können Humusaufbau gezielt fördern und so zum Klimaschutz beitragen. Welche Bewirtschaftung dafür passend ist, richtet sich nach den jeweiligen Bodeneigenschaften, der Lage und der Spezialisierung des Betriebs. Verschiedene Ansätze können helfen, Humus zu erhalten und zu mehren – die wichtigsten stellen wir im Folgenden vor.

Organische Dünger fördern die Bodenfruchtbarkeit und ermöglichen effizientes Nährstoffrecycling. Ob Gärreste, Stallmist, Kompost oder frische Pflanzenreste: Je mehr organisches Material den Boden erreicht, desto besser für die Humusbilanz. 

Mit organischer Düngung Klimaschutz zu betreiben ist jedoch nicht möglich: Hier werden organische Reststoffe lediglich umverteilt. Es wird also kein zusätzlicher Kohlenstoff gespeichert. 

Neben Kohlenstoff liefern organische Dünger viel Stickstoff – ein wichtiger Nährstoff für Mikroorganismen. Deshalb werden die Dünger im Boden schnell zersetzt und sorgen für einen schnellen Humusaufbau. Im Umkehrschluss bedeutet das: eine verminderte Stickstoff-Düngung kann den Humusaufbau bremsen. 

Wenn Brachen durch Zwischenfrüchte begrünt werden, profitieren die Böden und das Klima: Zwischenfrüchte verringern die Auswaschung von gewässerbelastendem Nitrat, den Unkrautdruck und die Bodenerosion. Besonders guten Schutz bieten die Zwischenfrüchte, wenn sie schon vor der Ernte als Untersaat etabliert werden. 

Gleichzeitig bedeuten mehr Pflanzen auch mehr Photosynthese und somit mehr Kohlendioxid, das in Form von Humus gespeichert wird. Durchschnittlich reichern Zwischenfrüchte etwa 600 Kilogramm zusätzlichen Humus an. Besonders effizient sind wurzelstarke Sorten. Mit einem gewissen Maß an Experimentierfreude lassen sich je nach Standort und Fruchtfolge die passenden Mischungen finden. 

Im letzten Jahrzehnt hat der Zwischenfruchtanbau deutlich zugenommen. Heute werden jährlich mehr als zwei Millionen Hektar jährlich damit bestellt. Dennoch gibt es noch viele Flächen, auf denen Zwischenfrüchte angebaut werden könnten. Das Potenzial, dadurch zusätzlichen Kohlenstoff zu binden, ist also noch nicht ausgeschöpft. 

Grünländer haben im Schnitt etwa 30 bis 40 Prozent höhere Humusvorräte im Vergleich zu Äckern. Zum einen bilden Grünländer mehr Wurzeln aus, die den Humusaufbau fördern. Zum anderen schützen die stabileren Bodenaggregate den Humus vor dem Abbau. 

Besonders sinnvoll ist die Umnutzung von Acker zu Grünland in Kombination mit Freiflächen-Photovoltaik, auf Randertragsstandorten oder als Pufferstreifen entlang von Gewässern. Trotzdem gibt es in Deutschland immer weniger Grünland. Seit den 90er Jahren ist ihr Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von 31 auf 28 Prozent gesunken – zum Nachteil der Humusvorräte. 

Hecken sind effektive Kohlenstoff-Speicher. Eine Hecke bildet viel holziges, also potenziell langlebiges Pflanzenmaterial auf kleinstem Raum und erhöht nachweislich den Humusvorrat im Boden. Und es gibt weitere positive Effekte: Hecken fördern die Biodiversität und schützen den Boden vor Erosion. 

In der Vergangenheit waren Hecken deutlich häufiger in der Agrarlandschaft Deutschlands anzutreffen als heute. Durch Flurbereinigungsmaßnahmen sind sie verloren gegangen. Die Klimaveränderungen machen es in vielen Regionen dringend nötig, mit Hecken oder auch modernen Agroforstsystemen für mehr Wasserrückhalt in der Landschaft zu sorgen.

Es muss nicht gleich eine Landnutzungsänderung sein: Auch eine Änderung der Fruchtfolge hin zu wurzelstärkeren Sorten, mehr Futterbau und Ackergras, mehr Zwischenfrüchten sowie mehr Futterleguminosen wirken sich positiv auf Humusvorräte aus. 

Eine schonende Bodenbearbeitung fördert das Bodenleben und die Bodenstruktur – und kommt damit auch dem Humusaufbau zugute. Mögliche Gründe sind, dass minimal bearbeitete Böden oft weniger erodiert werden, mehr Wasser speichern und Wurzeln besser wachsen können. Auch wenn nur ein kleiner Humus-Effekt zu erwarten ist, wird schon heute in vielen Regionen Deutschlands immer weniger gepflügt.  

Eine große Senke für Kohlendioxid, die die Landwirtschaft klimaneutral macht, ist von landwirtschaftlichen Böden nicht zu erwarten – auch wenn viele der genannten Optionen umgesetzt werden. Humusaufbau lohnt sich aber trotzdem, denn: Forschende der BZE-LW stellen derzeit fest, dass besonders Grünlandböden in Deutschland tendenziell Humus verlieren. Es kommt jetzt also darauf an, diesen Verlust zu bremsen – fürs Klima und für die Bodenfruchtbarkeit. 

Weiterführende Informationen

Die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft untersucht aktuell zum zweiten Mal, wie es Deutschlands Böden geht:
https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/agrarklimaschutz/projekte/bodenzustandserhebung-landwirtschaft-bze-lw

Der Thünen-Faktencheck „Klimaschutz durch CO2-Zertifikate für Humus“ geht dem Handel mit der Kohlenstoffspeicherung im Boden auf den Grund: 
https://www.thuenen.de/de/newsroom/mediathek/faktencheck/klimaschutz-durch-co2-zertifikate-fuer-humus

Landwirtinnen und Landwirte können beim Humuscheck des Thünen-Instituts herausfinden, wie der Humusgehalt ihrer Böden einzuordnen ist: 
https://humuscheck.thuenen.de/

Wo die Potenziale für zusätzliche Kohlenstoffspeicherung in Europas landwirtschaftlich genutzten Böden liegt, zeigen die interaktiven Karten des Verbundprojektes EJP SOIL: 
https://shinyapp.cra.wallonie.be/ejpsoil-carboseq/

Kontakt

Institut für Agrarklimaschutz
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