Weiter zum Inhalt

Besenderte Dorsche: Neue Studie zur Dorschökologie in der westlichen Ostsee

Um das Verhalten von Dorschen in der westlichen Ostsee besser zu verstehen, starten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Thünen-Institut für Ostseefischerei ein neues Projekt. Dorsche werden mit kleinen Sendern ausgestattet, um ihre individuellen Bewegungen hochaufgelöst aufzuzeichnen.

 

© Thünen-Institut/S Haase

Unser Empfänger und ein Strömungsmesser (ADCP) werden zum Ausbringen vorbereitet.

Der Dorschbestand der westlichen Ostsee ist auf Grund jahrelangen hohen Fischereidrucks in einem kritischen Zustand. Um mehr über das Verhalten von Dorschen in unseren Küstengebieten zu lernen, soll akustische Telemetrie eingesetzt werden. Dazu werden Fische mit speziellen Sendern versehen, die von Empfängern gehört werden können, wenn sich die besenderten Fische in einem Umkreis von ungefähr 500 Metern befinden.

In einem 2 km x 2,5 km großen Gebiet vor der Steilküste von Boltenhagen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Thünen-Institut für Ostseefischerei nun 30 Empfänger am Meeresboden verankert und an der Oberfläche, zum Schutz der anderen Nutzer des Gebietes, mit gelben Untiefentonnen markiert. Die Seetonnen wurden Anfang Juli mit der "Arne Tiselius" ausgelegt.

Das Experimentfeld fällt auf rund 2 km Strecke von etwa 7m Wassertiefe nahe der Steilküste auf mehr als 20 m Wassertiefe in der Lübecker Bucht ab. Um im Gebiet die Schwankungen der Wasserparameter, wie Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoffkonzentration und Strömungen, im Tagesgang und über die Jahreszeitengenau zu messen, unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) aus Warnemünde das Projekt mit ozeanografischer Expertise und entsprechenden Messgeräten.

Das Untersuchungsgebiet zeichnet sich durch naturbelassene Steinfelder und Sandflächen aus, die an einem relativ geschützten Hangbereich liegen. Insbesondere Steinfelder scheinen wichtige Übersommerungshabitate für Dorsche zu sein, deren Funktionsweise aber noch unklar ist. Bekannt ist aber, dass in der Vergangenheit durch eine intensive „Steinfischerei“ zum Bau von Häfen und Molen große Flächen mit Findlingen abgesammelt wurden und so wichtiger Lebensraum für Unterwasserflora und -fauna entfernt wurde. Um die Rolle dieses Habitats für Dorsche besser zu verstehen, soll das Verhalten von Dorschen auf benachbarten Sand- und Steinflächen im Detail untersucht werden.

Im Herbst, wenn die Wassertemperaturen wieder gefallen sind, werden 120 Dorsche aus dem Gebiet mit kleinen Sendern und zwei sichtbaren Marken an der Rückenflosse ausstattet und gehen nach dem Freisetzen sofort auf Sendung. Jeder Empfänger speichert ab, welcher markierte Dorsch in welcher Wassertiefe und mit welcher Schwimmgeschwindigkeit sich in seiner Nähe aufgehalten hat. Zusammen mit einem genauen Bild der Ozeanografie am Hangbereich können so erstmals in natürlicher Umgebung im Detail Änderungen im Verhalten von Ostseedorschen in verschiedenen Habitaten in Reaktion auf die schwankenden Umweltbedingungen untersucht werden.

Damit markierte Dorsche möglichst lange und ungestört auf Sendung bleiben können, bitten wir Fischer und Angler, das Gebiet in den nächsten 2,5 Jahren zu meiden.

Sollte doch mal ein markierter Dorsch gefangen werden (erkennbar an der Doppelmarkierung am Rücken), rufen Sie uns bitte umgehend an Tel: 0381-66099102, notieren Fischlänge (in Millimetern) und die genaue Position und bewahren den ganzen Fisch auf (siehe auch: markierte Dorsche).

Ansprechpartner*in im Projekt:

Dr. Uwe Krumme
Stefanie Haase

NDR Beitrag

Weiterführende Links: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Schoene-tote-Ostsee-Das-Dorschsterben-und-die-Folgen,sendung1249608.html und https://www.riffreporter.de/de/umwelt/phosphor-ostsee-duenger-eutrophierung-todeszone-dorsch
 

Nach oben