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Munitionsbergung in Nord- und Ostsee kann starten

Schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition lagern noch immer auf dem Grund deutscher Gewässer in Nord- und Ostsee. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat nun 100 Millionen Euro bewilligt, um Altlasten bergen zu können. Das Thünen-Institut liefert wichtige Daten dafür.

Blick auf das Untersuchungsgebiet Kolberger Heide in der Kieler Bucht.
© Thünen-Institut

Untersuchungsgebiet Kolberger Heide in der Kieler Bucht.

Schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition lagern noch immer auf dem Grund deutscher Gewässer in Nord- und Ostsee. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat nun einem Sofortprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro zugestimmt, um Altlasten bergen zu können. Das Thünen-Institut liefert wichtige Daten dafür.

Mit dem Geld aus dem Sofortprogramm soll unter anderem eine Bergungsplattform als Pilotprojekt beauftragt werden. Diese Plattform ermöglicht zum einen, mit Hilfe von Robotertechnik die nach den Weltkriegen in den Meeren entsorgten Bomben, Granaten, Torpedos und Co. zu heben. Zum anderen soll der darin enthaltene Sprengstoff direkt vor Ort auf der Plattform verbrannt werden. Eine Herausforderung, denn auch die Bergung selbst wird die Umwelt belasten. „Aus unserer Sicht ist daher ein engmaschiges Umweltmonitoring während der Bergungsarbeiten notwendig“, sagt Jörn Scharsack, Leiter des Teilprojekts CONMAR-Fish am Thünen-Institut.

Im Projektverbund CONMAR der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) untersuchen das Thünen-Institut, die Helmholtz-Zentren GEOMAR und Alfred-Wegner-Institut, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung, die Universität Kiel sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gemeinsam Lage und Beschaffenheit von Munitionsaltlasten deutscher Gewässer und mögliche Effekte auf die Umwelt. Für einige Gebiete der Ostsee ist bereits ausführlich dokumentiert, wie viel und welche Art von Munition dort lagert. Dieses Wissen wird nun systematisch auf die Nordsee ausgedehnt.

Auf Basis der gesammelten Forschungsdaten werden Prioritäten für die Bergung gesetzt werden, etwa, in welchen Gebieten begonnen wird und welche Munition zuerst gehoben werden muss. Denn vieles ist den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch nicht klar. Beispielsweise, ob Gefahrenstoffe auch dann austreten, wenn sie unter Sediment begraben sind.

TNT in Fischen und Miesmuscheln

Ein besonderes Interesse gilt den Fischen, die fundamentale Bestandteile mariner Ökosysteme und wichtige Nahrungsquelle des Menschen sind. Im Teilprojekt CONMAR-Fish am Thünen-Institut wird beispielsweise erforscht, welche Auswirkungen der aus Bomben, Granaten oder Seeminen austretende Sprengstoff TNT (Trinitrotoluol) auf Meeresumwelt und Fischgesundheit hat. Dafür werden im Munitionsversenkungsgebiet Kolberger Heide in der Kieler Bucht regelmäßig Klieschen, am Meeresboden lebende Plattfische, auf Schadstoffrückstände geprüft. In den Fischen sowie in Miesmuscheln, die in Experimenten gezielt in der Nähe der Munition ausgesetzt wurden, konnten Sprengstoffe nachgewiesen werden. Das heißt, dass diese Substanzen auch in die Nahrungskette der Fische gelangen können. Zudem können TNT und seine Abbauprodukte das Erbgut schädigen.

Nähere Informationen gibt der Expertise-Beitrag „Munition am Meeresgrund“.

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