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Frisbee, Forschung, Freiheit

Am Thünen-Institut für Ostseefischerei entwickelt Mathis Mahler ein Frühwarnsystem für die Ostsee. Nach der Arbeit fährt er zum Training, um sich als Beach-Ultimate-Nationalspieler auf die Weltmeisterschaft in Portugal vorzubereiten. Seine Forschung und sein Sport haben einiges gemeinsam.

Mathis Mahler beim Frisbee spielen
© XeQueBo, Oscar Delgado

Mathis Mahler: „Ich verbinde mit dem Sport eine Art Freiheitsgefühl, wenn ich über den Strand einer Scheibe hinterherrenne.“

Reisen an den Atlantik sind für Forschende der Thünen-Fischereiinstitute eigentlich nichts Außergewöhnliches. Für Mathis Mahler vom Institut für Ostseefischerei ist die Reise, die er demnächst an die Küste von Portimão in Portugal antritt, jedoch eine Premiere. Denn er reist nicht als Wissenschaftler an, sondern als Nationalspieler. Seine Disziplin: Beach Ultimate ‒ eine Variante von Ultimate Frisbee, die am Strand gespielt wird. Bei dem Mannschaftssport versucht ein fünfköpfiges Team, eine Scheibe in die gegnerische Endzone zu bringen. Vom 16. bis 22. November wird sich Mathis Mahler als Teil der deutschen Nationalmannschaft während der World Beach Ultimate Championships mit Teams aus der ganzen Welt messen. „Es ist das erste Mal, dass ich in einem Nationalteam spielen werde und es ist auch das erste Turnier, das über eine ganze Woche geht“, berichtet der Wissenschaftler voller Vorfreude.

Forschen, trainieren, regenerieren

Wie lässt sich der Sport in einer Nationalmannschaft mit der Arbeit als Wissenschaftler verbinden? „Die Vereinbarkeit ist gar nicht so kompliziert“, sagt Mathis Mahler. „Ich gehe nach der Arbeit zum Training und am Wochenende spielen wir Turniere.“ Die Teilnahme an der WM unterstützt das Thünen-Institut zudem mit Sonderurlaub, den es für Teilnehmende hochrangiger Turniere in einer vom Deutschen Olympischen Sportbund anerkannten Disziplin gibt. Herausfordernd sei es jedoch, so Mahler, auch noch ausreichend Zeit für die Familie und die eigene Erholung zu finden. Um in allen Bereichen „richtig da sein“ zu können, arbeitet er aktuell in Teilzeit.

Ein gutes Team: Fischereiforschung und Ultimate Frisbee

Mathis Mahler ist seit 2021 Teil der Arbeitsgruppe Fischerei- und Surveytechnik am Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock. Als technikbegeisterter Mensch hat er zunächst Mechatronik studiert. „Den Master habe ich in Biomedizintechnik gemacht, weil ich Technik einsetzen wollte, damit es den Menschen besser geht“, erzählt er. Am Thünen-Institut entwickelt er nun ein technisches System, mit dem es vielleicht der Ostsee einmal besser geht. Im Projekt PrimePrevention entwickelt und erprobt er aktuell gemeinsam mit Forschenden des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde das HyFiVe-System. Ziel ist es, biologische Gefahren wie Blaualgen frühzeitig zu erkennen und ein Warnsystem zu etablieren. Die Wissenschaftler*innen arbeiten dafür mit der Fischerei zusammen. Kommerzielle Fangschiffe werden mit HyFiVe-Systemen ausgestattet. Die Crew macht mit der Sonde regelmäßig Messungen: Salzgehalt, Temperatur, Tiefe, Sauerstoffgehalt sowie Indikatoren für Cyano-Bakterien. Über einen Router werden die Messdaten dann an einen Server an Land übertragen und können zum Beispiel auf Schwellwerte untersucht werden. Die Fischerinnen und Fischer können mit HyFiVe Bedingungen unter Wasser, etwa den Sauerstoffgehalt, in Echtzeit erkennen.

Mathis Mahlers Arbeit hat viel mit Daten zu tun, aber auch mit Produktentwicklung: Es gilt, Fehler zu beheben und die Geräte fortlaufend zu verbessern. Zudem geht es viel um Zusammenarbeit und Dialog – zwei Aspekte, die auch in seinem Sport eine große Rolle spielen. „Im Ultimate gibt es keine Schiedsrichter. Das fördert gute Kommunikation, die auch in der Wissenschaft unerlässlich ist“, erklärt er. Bei Uneinigkeit müsse man dem Gegenüber zuhören, damit man zu einer guten Entscheidung findet.

Sein Sport und seine Arbeit vereinen sich auch in einem anderen Element: dem Meer. „Ich verbinde mit dem Sport eine Art Freiheitsgefühl, wenn ich über den Strand einer Scheibe hinterherrenne. Sie fliegt ganz anders als ein Ball und wird stark vom Wind beeinflusst. Manchmal scheint sie in der Luft stehen zu bleiben. Das hat schon ein bisschen was Magisches“, erzählt er.

Sowohl für seine Forschung als auch für seinen Sport wünscht sich Mathis Mahler Erfolg und Perspektiven: mehr Aufmerksamkeit für Sportarten wie Ultimate Frisbee und die Etablierung von HyFiVe als reguläres Messinstrument. Dafür arbeitet er jeden Tag aktiv. Nur Mitte November lässt er seinen Schreibtisch für eine Woche ruhen. Doch wer weiß, vielleicht nimmt er ab dem 24. November als Wissenschaftler und Weltmeister wieder Platz.

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