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Institut für

SF Seefischerei

Forschungsergebnisse des Thünen-Instituts tragen zu verbessertem Schutz bedrohter Haie bei

Weltweit sind viele Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht. Ein internationales Expertenteam hat nun Gebiete identifiziert, die für Aufzucht, Wanderungen und Fortpflanzung der Tiere entscheidend sind – auch das Thünen-Institut war mit an Bord.

Ein großer Hundshai (Galeorhinus galeus) schwimmt nach der Markierung mit einem Satellitensender davon.
© Christian Howe/H₂Owe & Thünen-Institut/Matthias Schaber

Ein großer Hundshai (Galeorhinus galeus) schwimmt nach der Markierung mit einem Satellitensender davon.

Nach einer kurzen Erhebung biologischer Daten und der Markierung des Hais mit einem Satellitensender und einem Spaghetti-Tag an Bord entlässt Dr. Matthias Schaber ein größeres Hundshai-Weibchen in die Nordsee.
© Thünen-Institut/Matthias Schaber

Nach einer kurzen Erhebung biologischer Daten und der Markierung des Hais mit einem Satellitensender und einem Spaghetti-Tag an Bord entlässt Dr. Matthias Schaber ein größeres Hundshai-Weibchen in die Nordsee.

Haie und Rochen gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Meerestieren – auch in europäischen Gewässern. Ursachen sind die jahrzehntelange Überfischung, zerstörte Lebensräume, der Klimawandel und unzureichendes Management. Ein internationales Team von Hai-Expertinnen und Experten hat nun im Zuge des von der Weltnaturschutzunion geförderten Projekts „ISRA – Important Shark and Ray Areas“  124 Gebiete ein, die für verschiedene Hai- und Rochenarten überlebenswichtig sind – etwa als Kinderstube für die Jungtiere oder als Wanderroute zur Fortpflanzung. Nun wurden die „Important Shark and Ray Areas“ (ISRA) veröffentlicht. 

Hai-Gebiete in der Nordsee und dem Englischen Kanal

Die identifizierten ISRAs sind zwar nicht als Schutzgebiete ausgewiesen, können aber als Grundlage für solche dienen. Auch für die marine Raumplanung und für nachhaltiges Fischereimanagement sind die ausgezeichneten Gebiete von Bedeutung – sie ermöglichen somit eine effektive internationale Zusammenarbeit zum Schutz von Haien und Rochen. Die Expertinnen und Experten identifizierten beispielsweise ein Aufwuchsgebiet für Hundshaie in der südlichen Nordsee im Wattenmeerbereich und dem Borkum Riff. Weiterhin wurde ein Korridor ermittelt, der von der inneren Deutschen Bucht in der südlichen Nordsee durch den Englischen Kanal bis in die keltische See reicht. Diesen Korridor nutzen Hundshaie während ihrer jährlichen Wanderungen aus und in die Deutsche Bucht. Der sogenannte „English Channel Hai-Way“ wird auch von anderen gefährdeten Haiarten, wie etwa dem Glatthai, dem Heringshai oder dem Riesenhai für Wanderungen genutzt. 

Das Thünen-Institut lieferte wichtige Daten

Die Daten, die zu der Eingrenzung des „Hai-Ways“ führten, stammen aus dem „Helgoland Tope Tagging Project“ des Thünen-Instituts für Seefischerei. In diesem Projekt hatten die Forschenden Hundshaie im Seegebiet bei Helgoland mit Satellitensendern markiert. So konnten sie die jährlichen Wanderrouten der Tiere ermitteln. Der Großteil der im Sommer markierten Tiere wanderte im Herbst durch einen relativ engen Korridor Richtung Südwesten durch den Englischen Kanal. Zur Identifizierung weiterer ISRAs, wie etwa dem „Southern German Bight“ Aufwuchsgebiet von Hundshaien floss eine Vielzahl weiterer Daten aus internationalen Datenbanken ein. Dazu gehören etwa Langzeitdatenserien zu jungen Hundshaien in Forschungsfängen, aber auch Bildnachweise aus Social Media-Beiträgen. 

„Ich bin begeistert, dass unsere Forschung an Hundshaien wichtige Daten und Erkenntnisse zur Identifizierung solcher Gebiete liefert“ sagt Dr. Matthias Schaber vom Thünen-Institut für Seefischerei, der am ISRA Projekt beteiligt ist. „Wandernde Haie halten sich nicht an Grenzen – es ist deshalb umso wichtiger, dass wir international zusammenarbeiten, um den Schutz der Tiere zu verbessern.“

An der Identifizierung der im Nordostatlantik wichtigen Hai-Gebiete waren von deutscher Seite Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei und des WWF – jeweils auch Mitglied der „Shark Specialist Group“ der Weltnaturschutzunion IUCN – beteiligt. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus internationalen Forschungsinstituten und Nichtregierungsorganisationen legten sie die ISRAs fest.

Weiterführende Inforrmationen

Projektseite unseres (TI) Hundshaiprojekts

Webseite des ISRA-Projekts

Alle bisher identifizierten „Important Shark and Ray Areas“ sind im eAtlas zu finden

Veröffentlichung der IUCN SSC Shark Specialist Group zum „English Channel Hai-Way“ und dem „Southern German Bight“ Aufwuchsgebiet.

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