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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

InnoRind - Teilprojekte zur muttergebundenen Kälberaufzucht, Weidemast von Ochsen und Tierwohlplanung


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

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Innovationsnetzwerk Rind – zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland unter Berücksichtigung von Tierwohl, Umweltwirkungen und gesellschaftlicher Akzeptanz

Wie sieht die zukunftsfähige Rinderhaltung in Deutschland unter Berücksichtigung von Tierwohl, Umweltwirkungen und gesellschaftlicher Akzeptanz aus? Welche Änderungen lassen sich in der Aufzucht von Kälbern und auch in der Haltung von Mast- und Milchrindern umsetzen? Antworten auf diese Fragen sollen neun Beispielbetriebe im Rahmen des Projektes InnoRind liefern.

Hintergrund und Zielsetzung

Das Projekt verfolgt das Ziel, durch praktische Erprobungen mit wissenschaftlicher Begleitung und umfassender Bewertung von innovativen Stallbau- und Haltungsmaßnahmen das Tierwohl und damit die gesellschaftliche Akzeptanz für die Rinderhaltung in Deutschland zu verbessern. Wissenstransfer in die Praxis rundet das Projekt ab.
Das Thünen Institut für Ökologischen Landbau beteiligt sich in verschiedenen Teilprojekten des Verbundvorhabens.

Im Teilprojekt „Muttergebundene Kälberaufzucht“ werden Untersuchungen zur Minderung des Absetzstresses in der muttergebundenen Kälberaufzucht durchgeführt. Hintergrund: Gegenwärtig wünschen sich die Verbraucher eine tiergerechtere Haltung. In der Milchviehhaltung wird die frühe Trennung der Kälber von den Muttertieren oft kritisiert. In der muttergebundenen Aufzucht werden die Kälber in den ersten Lebensmonaten von ihren eigenen Müttern versorgt. Allerdings bringt die anschließende Trennung des Paares auch Stress für die Tiere mit sich. Die Entwicklung eines möglichst stressarmen Verfahrens der Trennung ist deshalb Hauptziel des Teilprojekts.

Das Teilprojekt „Innovative Haltungssysteme in der Rindermast“ untersucht die grasbetonte (Weide-) Mast männlicher Nachkommen aus der Milchviehhaltung unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus in einem silvopastoralen Haltungssystem. Hintergrund ist die gängige Praxis in der Milchviehhaltung, welche neben Milch und Jungtieren für die Nachzucht auch Kälber für die Fleischerzeugung als Kopplungsprodukt erzeugt. Dessen ökologische und ökonomische Vorteile werden allerdings bis heute auch in der ökologischen Landwirtschaft nicht voll genutzt. Zudem steht der derzeitige Umgang mit diesen Kälbern immer wieder in der gesellschaftlichen Kritik.

Im Teilprojekt “Tierwohlplanung“ wird ein präventiv orientiertes Managementkonzept für eine strukturierte und systematische Tierwohlplanung für die Praxis entwickelt, welches in Rinder haltenden Betrieben zur kontinuierlichen Verbesserung und Sicherstellung des Tierwohls eingesetzt werden kann. Hintergrund: Viele sogenannte „Produktionskrankheiten" in der Rinderhaltung, wie beispielsweise Lahmheiten, Euter- und Stoffwechselstörungen haben eine hohe Tierschutzrelevanz, da sie in der Regel mit Schmerzen und/oder Leid verbunden sind. Die Praxisforschung zeigt seit Jahren, dass verschiedene, das Tierwohl beeinträchtigende Probleme sehr häufig auftreten. Eine entscheidende Rolle in der Sicherstellung und Aufrechterhaltung des Wohlergehens der Nutztiere kommt der effektiven Prävention von Gesundheitsstörungen und anderen Tierschutzproblemen zu.

Im Querschnittsthema „Tierwohl“ wird durch das Thünen Institut die Tierwohlsituation in allen Innovationsprojekten des Verbundvorhabens begleitend evaluiert.

Vorgehensweise

Im Teilprojekt „Muttergebundene Kälberaufzucht“ überwacht ein „smartes“ Tor den Zugang des Kalbes zum Bereich der Kuh. Wenn das Kalb dieses Tor betritt, darf es je nach Alter und Tageszeit entweder seine Mutter besuchen oder muss in den Kälberbereich zurückkehren. Ähnlich der Situation unter natürlichen Bedingungen kann der Kontakt zwischen der Kuh und ihrem älter werdenden Kalb so allmählich verringert werden bis beide schließlich ganz getrennt werden. Wir werden prüfen, ob diese langsame und allmähliche Verringerung des zeitlichen Kontakts die Trennung erleichtert.
Drei Gruppen von Kälbern durchlaufen im 3. Lebensmonat jeweils verschiedene Entwöhnungsprozesse. Für die Kälber, die keinen Zugang zu ihren Müttern hatten (Gruppe 1), verringert sich die am Futterautomaten verfügbare Milchmenge täglich. Bei den Kälbern mit Kuhkontakt wird die Zeit, die die Kälber bei ihren Müttern verbringen können, durch das „smarte“ Tor überwacht. Die Zugangszeit zum Kuhbereich verringert sich entweder täglich um eine halbe Stunde (Gruppe 2) oder wöchentlich um 3,5 Stunden (Gruppe 3). Das Verhalten der Tiere unter diesen verschiedenen Bedingungen wird beobachtet und verglichen.

Im Teilprojekt „Innovative Haltungssysteme in der Rindermast“ werden zwei verschiedene Formen der Weidehaltung miteinander verglichen. Eine Tiergruppe wird ein herkömmliches weidebasiertes Mastverfahren durchlaufen, während einer zweiten Gruppe zusätzlich Zugang zu Futterhecken (hauptsächlich Salix sp.) gewährt wird. Neben der Aufnahme der Schlachtkörpereigenschaften werden dabei auch Daten zum Wohlbefinden der Tiere einschließlich ihrer Gesundheit engmaschig erfasst. Hierfür kommen unter anderem verschiedene Sensorsysteme (Pansenboli, Kameraüberwachung und Pedometer) zum Einsatz.

Im Teilprojekt „Tierwohlplanung“ wird durch das Thünen Institut für Ökologischen Landbau das Managementkonzept zur Tierwohlplanung zielgruppengerecht und nachvollziehbar beschrieben und praxisgerecht aufbereitet. Dieses Konzept, welches eine Etablierung eines kontinuierlichen Verbesserungssystems unterstützt, besteht aus einem Regelkreis mit aufeinander aufbauenden Schritten. Erkenntnisse zur evidenzbasierten Erfassung und Bewertung der Tierwohlsituation in Rinder haltenden Betrieben liegen vor, ebenso zur Vorbeugung von verschiedenen Tierwohl beeinträchtigenden Problemen wie z.B. Produktionskrankheiten. Das Konzept wird erläutert und als Leitfaden sowie in digitaler Form zur Verfügung gestellt. In einer digitalen Plattform werden bestehende Werkzeuge der Tierwohlplanung anhand der einzelnen Schritte des Regelkreises der Tierwohlplanung strukturiert, gebündelt und modular aufgebaut für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Rahmen des Querschnittsthemas „Tierwohl“ wird die Tierwohlsituation in allen Innovationsprojekten des Verbundvorhabens „InnoRind“ begleitend evaluiert. Dazu werden auf den Versuchsbetrieben tierbezogene Indikatoren erfasst, die vornehmlich auf den standardisierten Methoden und Ablaufschemata der Veröffentlichung „Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Rind“ (Brinkmann et al., 2020a) beruhen. Die Bewertung der einzelbetrieblichen Tierwohlsituation erfolgt anhand vorliegender Orientierungswerte (DLQ, 2020; Brinkmann et al., 2020b) sowie anhand eines vertikalen Benchmarkings, d. h. dem Vergleich der Ergebnisse der Tierwohlerhebungen in den verschiedenen Versuchsanstellungen zu den verschiedenen Zeitpunkten im Projektverlauf.

Vorläufige Ergebnisse

Die umgesetzten Innovationen sollen umfassend aus Sicht von Tierwohl, Umweltwirkung und gesellschaftlicher Akzeptanz beurteilt werden. Die zu erwartenden Ergebnisse sind nicht nur wissenschaftlich relevant, sondern liefern konkrete Handlungsempfehlungen für ökologisch wie konventionell wirtschaftende Betriebe. Ein intensiver Wissenstransfer mit Hilfe von Webseiten und Veranstaltungen ist geplant. Damit trägt InnoRind zu einer nachhaltigeren, ökologischeren und dem Tierschutz verpflichteten Rinderhaltung in Deutschland bei. Erste Ergebnisse werden im dritten Quartal 2023 erwartet.

Geldgeber

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
    (national, öffentlich)
  • Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

5.2021 - 7.2025

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 28N-3-042-09
Projektstatus: läuft

Publikationen

  1. 0

    Peschel U, Brinkmann J, Ivemeyer S, Leeb C, March S (2024) Workshop: Präventiv orientiertes Tierwohlmanagement in der Praxis unterstützen. In: Landwirtschaft und Ernährung - Transformation macht nur gemeinsam Sinn : 17. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, 5.-8. März 2024, Justus-Liebig-Universität Gießen.

  2. 1

    Krebs T, Boldt A, Wulf R, Maak S, Barth K (2023) Erste Ergebnisse zur Mast von Ochsen der Rasse Deutsche Holstein in einem silvopastoralen Haltungssystem. In: Tagungsband der Vortragstagung der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (DGfZ) und der Gesellschaft für Tierzuchtwissenschaften e.V. (GfT) : Aus der Arbeit der Forschungsstätten für Tierwissenschaften ; 13./14. September 2023, Universität Halle-Wittenberg. p D14

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