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Institut für

HF Holzforschung

Māori-Schnitzkunst unterm Mikroskop

Für ein Museum in München begaben sich Thünen-Forschende auf Spurensuche. Um mögliche Fälschungen zu entlarven, nahmen sie Māori-Schnitzkunst genauer unter die Lupe – oder besser gesagt: unters Mikroskop. Morgen wird die Ausstellung feierlich eröffnet.

Eine aus schwarzem Holz geschnitze Büste mit vielen Verzierungen im Gesicht.
© Museum Fünf Kontinente/Nicolai Kästner

Die Schnitzkunst verbindet für die neuseeländischen Māori die Gegenwart mit der Vergangenheit.

München/Hamburg. Manchmal ist Wissenschaft wie eine Abenteuerreise: In München wird morgen eine Ausstellung mit Schnitzkunstwerken der neuseeländischen Māori eröffnet. Im Vorfeld galt zu prüfen: Sind die wertvollen Ritualgegenstände tatsächlich echt? Gerald Koch und Immo Heinz vom Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte haben das im Auftrag des Museums Fünf Kontinente untersucht.

Für das Volk der Māori ist Holz mehr als ein Werkstoff: So gelten etwa viele Schnitzwerke in der indigenen Kultur als beseelt und stellen eine Verbindung zu verstorbenen Ahnen her. Im Kunsthandel kursieren jedoch zahlreiche Fälschungen. Aus Respekt vor den wertvollen Kulturgütern rekonstruierte das Münchner Museum mit historischen Fotos und Dokumenten den Weg der Werke nach Europa. Die Holzanalysen des Thünen-Instituts lieferten ein wichtiges Puzzlestück, um die Herkunft der Schnitzwerke zu klären.

„Präparate von diesen Kunstwerken in den Händen zu halten, war für uns etwas ganz Besonderes. Alle waren in diesem Projekt mit Herzblut dabei“, erzählt Gerald Koch, Leiter der wissenschaftlichen Holzsammlung des Thünen-Instituts.

Auch wenn die Bergedorfer Wissenschaftler schon häufiger mit wertvollen Stücken zu tun hatten – die Prüfung der Schnitzwerke war für sie eine delikate Aufgabe. Zum einen schwebte ständig die Frage nach der Echtheit im Raum. Zum anderen durften von den empfindlichen Kulturgütern nur kleinste Spanproben entnommen werden. So beprobte Sergej Kaschuro, ein erfahrener technischer Mitarbeiter, mit größter Sorgfalt die Ausstellungsstücke im Münchner Museum. Hauchdünne Präparate fertigten die Thünen-Mitarbeitenden an und analysierten die filigranen Holzstrukturen mithilfe von Mikroskopen. Diese glichen sie mit unzähligen Proben aus ihrer institutseigenen Holzsammlung und mit internationalen Datenbanken ab. Am Ende bestätigten die Thünen-Forscher: Alle Hölzer stammen aus dem traditionellen Siedlungsraum der Māori. „Das war schon erleichternd“, sagt Gerald Koch.

Das Thünen-Institut für Holzforschung zählt international zu den führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der anatomischen Holzartenbestimmungen. In der Xylothek des Thünen-Kompetenzzentrums Holzherkünfte lagern mehr als 12.000 Holzarten sowie 25.000 mikroskopische Präparate – sie zählt damit zu den weltweit größten Holzsammlungen. 

Die Ausstellung „He Toi Ora. Beseelte Kunst der Māori. Auf den Spuren der Schnitzwerke“ wird am 17. Oktober 2025 eröffnet und ist anschließend bis zum 10. Mai 2026 im Museum Fünf Kontinente in München zu sehen.

Kontakt

Institut für Holzforschung
Dr. Immo Heinz
Telefon
+49 40 73962 434
immo.heinz@thuenen.de
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