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Institut für

FI Fischereiökologie

Forschungsreise: Mehr als 3.000 Fässer mit Atommüll im Atlantik gefunden

3.355 – das ist die Anzahl der Fässer mit Atommüll, die ein internationales Forschungsteam während einer vierwöchigen Expedition in die Iberische Tiefsee gefunden und kartiert hat. Am heutigen Freitagmorgen, 11. Juli, ist das Forschungsschiff L’Atalante wieder im französischen Brest angekommen.

Ein Fass liegt auf einem sandigen Meeresboden und ist mir Meeresbewohnern bewachsen.
© Flotte Océanographique Française Campagne NODSSUM

Fass fotografiert von AUV Uly X

Zwischen 1967 und 1983 wurden mehr als 200.000 mit schwach radioaktiven Abfällen gefüllte Fässer durch die Nuclear Energy Agency in der Tiefsee des Nordostatlantiks versenkt. Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter Pedro Nogueira vom Thünen-Institut für Fischereiökologie, hat nun vier Wochen lang im Hauptversenkungsgebiet nach den alten Fässern gesucht. Ziel war es, diese zu kartografieren und die Wechselwirkungen mit Wasser und Lebewesen zu untersuchen. Mit Hilfe des autonomen Unterwasser-Roboters UlyX2 haben die Forschenden aus Frankreich, Kanada, Norwegen und Deutschland 3.355 Fässer auf einer Fläche von 163 Quadratkilometern kartiert. Im Rahmen fotografischer Surveys wurden mehr als 5.000 Fotos aufgenommen, die rund 38.000 Quadratmeter Meeresboden abdecken. Etwa 50 Fässer wurden optisch dokumentiert. Die Bildauswertung läuft derzeit.

Eine erste Sichtung der Aufnahmen zeigt, dass sich die Fässer in sehr unterschiedlichem Zustand befinden: teils intakt, teils deformiert oder beschädigt. Viele sind sichtbar korrodiert und von festsitzenden Organismen wie Seeanemonen besiedelt. Bei einigen Fässern wurden Leckagen beobachtet. Vermutlich handelt es sich um ausgetretenes Bitumen.

Einen ausführlichen Bericht über die Aktivitäten an Bord finden Sie in unserem Seetagebuch

In den kommenden Monaten werden die zahlreichen Meerwasser-, Sediment- und Fischproben am Thünen-Institut für Fischereiökologie auf verschiedene Rückstände untersucht. Neben radioaktiven Spuren sucht das Forscherteam um Pedro Nogueira und Marc-Oliver Aust auch nach PFAS-Rückständen.

Getragen wurde die erste Mission der sogenannten NODSSUM-Kampagne vom französischen Forschungszentrum CNRS. Als Projektpartner beteiligt sind das französische Meeresforschungsinstitut IFREMER und das Forschungsinstitut IRD, die American Society of Neuroradiology (ASNR), die Universität Bergen (Norwegen), die Memorial Université (Canada) und das Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven. Für das kommende Jahr ist eine zweite Mission geplant, die die unmittelbare Umgebung der Fässer untersuchen soll. 

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Weiterführende Literatur:

Aust M-O, Herrmann J, Strobl C (2019) Radioaktive Abfälle im Nordatlantik : radioactive waste in the North-East Atlantic Ocean. Salzgitter: BfS, 72 p, BfS Schr 65/19;

Ansprechpartner im Thünen-Institut

Institut für Fischereiökologie

Seetagebuch

L’Atalante (IFREMER)

Tausende Fässer mit Atommüll lagern auf dem Meeresgrund des Atlantiks – doch wo genau? Eine internationale Expedition unter der Beteiligunng des Thünen-Instituts für Fischereiökologie geht dieser Frage nach.

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L’Atalante (IFREMER)

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