Anja Herkner
Institut für Ländliche Räume
Bundesallee 64
38116 Braunschweig
Telefon: +49 531 596 5501
Fax: +49 531 596 5599
lr@thuenen.de
Monitoring Ländliche Räume: Lebensverhältnisse aus Sicht der amtlichen Statistik und der Bevölkerung
Ländliche Räume lassen sich unterschiedlich abgrenzen - je nachdem, wie dieser Raumtyp genau definiert wird. In unserem Verständnis sind Dörfer und kleinere Städte ebenso wie Land- und Forstwirtschaft, eine vergleichsweise geringe Bevölkerungs- und Siedlungsdichte sowie eine lockere Bebauung relevante Strukturmerkmale ländlicher Räume. Im Forschungsprojekt "Monitoring Ländliche Räume" haben wir 2016 eine eigene Abgrenzung erarbeitet. Demnach leben 57 Prozent der Bevölkerung in Deutschland (ca. 47 Millionen Menschen) in ländlichen Räumen, die zugleich 91 Prozent der Fläche des Bundesgebietes ausmachen. Diese Abgrenzung geht außer von Struktur- auch von Lagemerkmalen ländlicher Räume aus und versteht Ländlichkeit als morphologisches, funktionales und relationales Kontinuum (Küpper 2016).
Die amtliche Statistik bietet mittlerweile eine Vielzahl von Indikatoren und Daten, mit denen sich ländliche Lebensverhältnisse darstellen lassen. Dennoch kann deren soziale, wirtschaftliche und siedlungsstrukturelle Vielfalt bislang nur unzureichend erfasst werden. Auch eine einfache Gegenüberstellung von Stadt und Land oder deren Verortung auf einem Kontinuum sind definitorisch unbefriedigend. Nicht zuletzt wissen wir zu wenig darüber, wie die Menschen in ländlichen Räumen ihre Lebensqualität, Alltagssituation und Versorgungslage selbst wahrnehmen und bewerten – und ob unterschiedliche Bewertungen mit unterschiedlichen Typen ländlicher Räume zusammenfallen. Das Monitoring vermittelt ein differenziertes Bild ländlicher Räume in Deutschland und bezieht die Sicht der Bevölkerung in die Darstellung ein.
Das Monitoring besteht aus vier Bausteinen:
1. einer Abgrenzung und, darauf aufbauend, einer Typologie ländlicher Räume, um der Vielfalt dieses Raumtyps in Deutschland gerecht zu werden,
2. einem fortlaufend erweiterten Indikatorenset, das erlaubt, soziale, demographische und wirtschaftliche Entwicklungen ländlicher Räume sowie ihrer Landnutzung zu erfassen und diese
3. internetbasiert kartographisch darzustellen (Landatlas) sowie
4. standardisierten Bevölkerungsbefragungen zur Bewertung ländlicher Lebensqualität unter Anwendung des Verwirklichungschancen-Ansatzes (capability approach).
Das Monitoring greift zum einen auf bestehende Strukturdaten zurück, die in kartographischer Form aufbereitet werden. Dafür nutzen wir vorhandene kleinräumige Daten der amtlichen Statistik aus Bundes- und Länderquellen (v.a. das INKAR-System der Laufenden Raumbeobachtung des BBSR). Auch bilden wir eigene Indizes zur räumlich expliziten Darstellung der sozialen, demographischen und wirtschaftlichen Situation ländlicher Räume und ihrer Landnutzung sowie der diesbezüglichen Veränderungen im Zeitverlauf.
Zum anderen werden Daten zur subjektiven Bewertung ländlicher Lebensverhältnisse neu erhoben. Dafür führten wir 2016 zwei standardisierte Befragungen in ländlichen Räumen durch. Die Allgemeinbefragung richtete sich mit den Themenschwerpunkten Lebensqualität und Daseinsvorsorge unter besonderer Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit an alle Bevölkerungsgruppen ab 18 Jahren. Die Vertiefungsbefragung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) nimmt mit gleicher Themenstellung ausschließlich Familien mit Kindern bis 12 Jahren in den Blick.
Daueraufgabe 7.2015
Projekttyp:
Förderprogramm: Bundesprogramm Ländliche Entwicklung
Projektstatus:
läuft
Eintrag 6 - 10 von 14
Eintrag 6 - 10 von 14