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Solea, 739. Reise

Dauer:    12. bis 28. September 2017

Fahrtgebiet:     Nordsee, auf kommerziellen Krabben-Fangplätzen in Deutschland und den Niederlanden

Zweck der Reise:  Alternative Möglichkeiten zur Verbesserung der Größenselektion in der Krabbenfischerei  (Teil 1) und Effizientverbesserung der Krabbenfischerei mit der Pulsbaumkurre (Teil 2)

Teil 1: Die Fischerei auf Nordseegarnele (Crangon crangon) ist sozio-ökonomisch eine der bedeutendsten Fischereien in der Nordsee mit ca. 500 Fischereifahrzeugen, 1000 Fischern und einem jährlichen Ertrag von ca. 100 Millionen Euro. Vor einiger Zeit begab sich die Fischerei in den Prozess zur Zertifizierung durch den Marine Stewartship Council (MSC). Einer der Schlüsselkriterien für eine erfolgreiche Zertifizierung ist ein etabliertes Management-System, in dessen Rahmen auch technische Maßnahmen eingeführt werden um die Fischerei nachhaltiger betreiben zu können. In diesem Zusammenhang wurde z.B. die Notwendigkeit hervor-gehoben die Steert-Selektion in dieser Fischerei zu verbessern. Das Thema Steert-Selektion wurde bereits im CRANNET-Projekt erfolgreich adressiert. In diesem Projekt wurde die Größenselektion einer großen Anzahl verschiedener Steerte untersucht, die sich in Maschengröße und Netzausrichtung unterschieden. Die daraus resultierenden Größenselektionskurven wurden im zweiten Schritt in Modellen verwendet, die u.a. die Populationsdynamik abbilden können. Damit wurden Steerte identifiziert, die zu einer ökonomisch und ökologisch nachhaltigeren Fischerei beitragen können.

Obwohl das Projekt klare Handlungsempfehlungen gab – basierend auf den vorhandenen Steertdesigns – zeigte sich auch, dass Selektionseinrichtungen mit steileren Selektionskurven (kleinerer Selektionsbereich, selection range) noch bessere Ergebnisse erzielen würden. Während des ersten Teils der Reise werden Selektionseinrichtungen untersucht, mit denen es möglich sein soll, eine steilere Selektionskurve für Nordseegarnele zu erreichen. Bis zu drei innovative Systeme werden auf dem ersten Fahrtabschnitt getestet. Eine der zu testenden Systeme ist eine Modifikation des auf der 725. Reise getesteten Grid-Systems für Nephrops (SepNet). Alle drei zu testenden Systeme werden in einem Netztunnel installiert, so dass möglichst keine Änderungen am Hauptnetz notwendig werden.

Diese Arbeiten werden gemeinschaftlich durch Wissenschaftler des Thünen-Institut für Ost-seefischerei (Deutschland), des Wageningen Marine Research Institute (Netherlands) und der Niederländischen Fischerei (Visserijbedrijf Van Eekelen) durchgeführt.

Teil 2: Die traditionell in der Nordsee-Krabbenfischerei eingesetzten Baumkurren verwenden ein Rollen-Grundgeschirr, oft mit 36 Rollen. Die Rollen verhindern zum einen, dass sich das Netz am Boden verhakt. Zum anderen scheuchen sie die Krabben auf, so dass sie im Netz landen.

Die Rollen schrecken aber auch andere bodennah lebende Tiere auf, zum Beispiel verschiedene Plattfischarten, die mitgefangen werden. Neben den unerwünschten Beifängen wird auch der Bodenkontakt der Rollen wird kritisiert, weil er den Meeresgrund schädigen könnte und zusätzlich Energie verbraucht.

Eine Möglichkeit, die Rollenzahl zu reduzieren und verstärkt nur die Krabben aufzuscheuchen, ist die Nutzung von elektrischen Feldern. Belgische Kollegen haben für diese Fischerei eine Pulsbaumkurre entwickelt, die mit Hilfe von Elektroden vor dem Netz ein relativ schwaches elektrisches Feld vor dem Grundgeschirr erzeugen (5 Stimuli/s). In Deutschland wurde die Krabbenpulsbaumkurre bereits umfangreich erprobt. Die Auswirkungen der elektrischen Felder auf andere Meeresorganismen wurden und werden in Belgien und den Niederlanden untersucht. Dabei wurden bisher keine negativen Einflüsse auf die untersuchten Organismen gefunden. Dennoch gibt es Vorbehalte gegenüber dieser Fischereimethode. Auf der 732. Fahrt wurde bereits untersucht, ob bei reduzierten Pulsparametern (Pulsdauer, Anzahl an Pulsen) effizient gefischt werden kann. Diese Versuche im Feld basierten auf Labor-Untersuchungen, die sehr gute Ergebnisse geliefert haben.

Während des zweiten Abschnittes der aktuellen Reise werden die Experimente wiederholt, um den Einfluss möglicher saisonaler Effekte (maßgeblich Temperatur) auf die Fangeffizienz bei verschiedenen Pulsparametern zu untersuchen.

Reisebericht (PDF, englisch)

Wissenschaftliche Fahrtleitung:

Dr. Juan Santos
Telefon
+49 381 66099 122
juan.santos@thuenen.de
Institut für Ostseefischerei
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