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Sharon Mada

Verlorenen Lebensmitteln auf der Spur

Ein Erdbeerjogurt, der in der hintersten Ecke des Kühlschranks das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreitet, oder krumme Gurken, die nicht der Norm entsprechen und niemals die Gemüseabteilung erreichen: Derartige Bilder haben viele Menschen im Kopf, wenn sie an Lebensmittelverschwendung denken. Zudem denken viele, dass Lebensmittelverschwendung vor allem ein Wohlstandsproblem ist. Doch Lebensmittelabfälle entstehen nicht nur in wohlhabenden Haushalten und Ländern. Auch in Gemeinschaften, in denen Hunger und Armut herrschen, entsorgen Menschen Essbares. Sharon Mada erforscht, warum das passiert. Sie ist Doktorandin am Thünen-Institut für Marktanalyse und arbeitet in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit und Lebensmittelverluste und -verschwendung.

Für ihre Forschung am Thünen-Institut nimmt die Wissenschaftlerin Straßenmärkte in Simbabwe unter die Lupe. Dort misst sie etwa die Menge der weggeworfenen Bananen, Gurken oder des Blattgemüses. Daneben führt sie Umfragen und Feldbeobachtungen durch und lässt Ortsansässige in Küchen-Tagebüchern die Haushaltsabfälle dokumentieren. Mithilfe ihrer Auswertungen sammelt sie neue Erkenntnisse darüber, warum Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel verschwenden. Sharon Mada zeigt auf, dass Lebensmittel nicht nur aufgrund des Überflusses entsorgt werden. Ihre Ergebnisse verdeutlichen, dass auch soziokulturelle Normen und Werte eine große Rolle spielen. Beispielsweise kochen und servieren die Menschen häufig zu große Mengen und werfen Reste weg. Darüber hinaus mangelt es an Kühlmöglichkeiten ‒ sowohl für Privathaushalte als auch für Verkaufende. Besonders in Afrika fehlen verlässliche Daten dazu, wo, warum und wie viele Lebensmittel eigentlich weggeworfen werden. „Wir brauchen das Wissen darüber aber, um wirksam handeln zu können, damit die Nahrung für alle reicht, Wasser und Energie effizienter genutzt werden und der Klimaschutz verbessert wird“, sagt die Forscherin. 

Schon in ihrer Kindheit spielten Familie und die Natur eine wichtige Rolle für die Wissenschaftlerin, die in Simbabwes Hauptstadt Harare aufwuchs. Während der High School entdeckte sie ihre Begeisterung für die Forschung. Sie erzählt: „Ich war fasziniert davon, wie beispielsweise Klimawandel und menschliche Aktivitäten zusammenhängen.“ So folgten dem Hochschulabschluss das Studium in Geografie, der Master in Ökologie und Naturmanagement und eine Anstellung als Universitätsdozentin in Simbabwe. Nun promoviert Sharon Mada am Thünen-Institut im Bereich Agrarwissenschaften ‒ und folgt damit den Themen, die ihr seit der Kindheit am Herzen liegen. Dass sie darüber hinaus exzellente wissenschaftliche Arbeit leistet, zeigen ihre beiden Stipendien. Für ihre Promotion erhielt sie ein dreijähriges Promotionsstipendium des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD). 2024 wurde sie mit dem Herman-Weber-Stipendium ausgezeichnet, das an KAAD-Stipendiat*innen vergeben wird, die sich in der akademischen Forschung und in ihrem Engagement für ihr Heimatland und die KAAD-Gemeinschaft hervortun.

Auch nach ihrer Dissertation möchte Sharon Mada ihre Forschung zu Lebensmittelverlusten im Globalen Süden weiterführen. Sie weiß: „Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, müssen wir ihre Ursachen verstehen.“  Mit ihrer Forschung will sie wirksame Lösungen finden. Ein erster Ansatz wäre es, mit örtlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten und öffentliche Kampagnen zur Sensibilisierung zu entwerfen. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass ihre Forschungsergebnisse in die Politik einfließen, damit auch in Gemeinden mit geringem Einkommen weniger Lebensmittel verschwendet werden.

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