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Expertise

AGMEMOD goes Africa

Aida González-Mellado | 29.06.2022


MA Institut für Marktanalyse

Um die Ernährungssituation in Afrika zu verbessern, insbesondere in den am stärksten betroffenen Regionen südlich der Sahara, sind erhebliche Fortschritte in der Landwirtschaft erforderlich. Die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern ist zweifellos ein Baustein, um die Einkommenssituation der Kleinbauern zu verbessern.

Die Analyse von Potenzialen, Risiken und Chancen der Landwirtschaft in Regionen südlich der Sahara kann aber nicht auf einzelne Faktoren beschränkt bleiben, sondern muss die Vielzahl von komplexen Kopplungen und ihre Rückkopplungseffekte berücksichtigen. Dafür gibt es in Deutschland und in anderen europäischen Ländern  unterschiedliche Agrarmodelle, u.a. AGMEMOD. Mit ihrer Hilfe kann angenommen werden, welches Niveau Preise, Angebot, Nachfrage und Handel in zehn Jahren haben könnten.

Im Rahmen des Projektes „AGMEMOD goes Africa“ analysieren wir die Auswirkungen neuer agrarpolitischer und marktbezogener Rahmenbedingungen in ihrer ökonomischen Dimension ausführlich auch für Afrika. Gemeinsam mit Kolleg*innen in Äthiopien, Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda entwickeln wir derzeit unser Marktmodell AGMEMOD weiter, um die künftige Versorgungssituation mit heimischen und importierten Nahrungsmitteln zu projizieren.

Kernaufgaben dieses Projektes sind die Modellierung der Agrarmärkte mit unseren afrikanischen Partner sowie die regelmäßige Durchführung von On-site-Modellierungskursen mit neuen Partnern.

Die Regierungspolitik in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zielt in der Regel darauf ab, die Ernährungssicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten. Bei der Gestaltung von Politiken sind jedoch mehrere Herausforderungen zu berücksichtigen, da es eine Vielzahl von möglichen Ursachen und Lösungsansätzen gibt.

In der PhD-Summer School 2019 haben Promovierende aus Afrika und dem Iran einige am Thünen-Institut implementierte Verfahren zur Unterstützung des politischen Entscheidungsprozesses in Deutschland in einem theoretischen und empirischen Rahmen kennengelernt. Schlüsselfragen in diesem Zusammenhang sind:

  • Wie kann die Wissenschaft den politischen Entscheidungsprozess unterstützen?
  • Wie können Wissenschaftler ihre Ergebnisse präsentieren, damit sie für politische Entscheidungsträger verständlich sind?
  • Wie müssen Stellungnahmen gestaltet sein, damit sie die politischen Entscheidungsträger erreichen?

Die Antworten auf diese Fragen wurden während der einwöchigen Sommerschule anhand von Beispielen aus dem Arbeitsalltag des Thünen-Instituts präsentiert und mit den Teilnehmern diskutiert.

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Im Mai 2017 besuchten 15 Agrarökonomen aus Kenia, Ghana, Ruanda und Uganda die Summer School in Braunschweig. Sie sind in ihren Heimatländern in nationalen Forschungseinrichtungen oder Landwirtschaftsministerien tätig. Eingeladen wurden sie mit der Perspektive, auch untereinander eine längerfristige Zusammenarbeit aufzubauen. Besonders aktuell ist dies für Ruanda, Uganda und Kenia; diese Mitgliedsstaaten der EAC (East African Community) planen eine vertiefte regionale Handelsintegration. Hier kann ein Agrarmarktmodell wie AGMEMOD helfen, die Folgen unterschiedlicher Politikkonzepte abzuschätzen.

Die Vorbereitung begann schon acht Monate vorher, indem den Teilnehmern per E-Mail und Skype Hilfestellung beim Aufbau von Marktbilanzen gegeben wurde. Schon da zeigte sich, dass die länderspezifischen Besonderheiten einen generalisierenden pan-afrikanischen Modellansatz nicht zulassen. AGMEMOD kann von jedem Landesteam flexibel auf die nationalen Besonderheiten ausgerichtet werden und stellt zugleich sicher, dass die Ländermodelle später vergleichbar sind und untereinander verknüpft werden können.

Während der Summer School wurde deutlich, dass das Thünen-Institut hier organisatorisches Neuland betritt. Zwar haben internationale Institutionen schon ähnliche Modellierungsprojekte initiiert, ohne jedoch dabei auf einen langfristig ausgerichteten Kapazitätsaufbau vor Ort zu achten. Gerade dieser Aufbau und die Vernetzung untereinander sind wichtig, damit leistungsfähige Strukturen der wissenschaftlichen Politikberatung wachsen können.

Die Summer School „AGMEMOD goes Africa 2016” hat Nachwuchswissenschaftlern aus Afrika und Europa einen ersten Einstieg in die modellbasierte Politikberatung ermöglicht. Gemeinsam diskutierten Studenten und Wissenschaftler die Methodik und Ergebnisse  eines Modells  für Ruanda.

Diese Vorgehensweise wollen wir bei der nächsten Summer School 2017 für zwei weitere afrikanische Länder mit den Teilnehmern implementieren und anpassen. Insgesamt nahmen 14 Studenten und Wissenschaftler aus Bosnien und Herzegowina, der Demokratischen Republik Kongo, Ghana, Deutschland, dem Iran und Lettland an der Summer School teil.

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