Expertise
Schnittholz und Papier sind gefragte Exportgüter
Holger Weimar, Christian Morland, Franziska Schier | 20.06.2025
Die geplanten US-Zölle auf Importprodukte betreffen vermutlich auch Produkte aus Holz, die aus der EU oder aus Deutschland kommen. Wie intensiv ist der Holzhandel zwischen den USA und Deutschland und wie stark wäre die Holzwirtschaft Deutschlands von steigenden Zöllen betroffen? Eine Analyse.

Deutschland ist Export-Weltmeister, nicht nur bei Autos und anderen Industriegütern. Auch bei Produkten aus Holz war die Exportbilanz in den vergangenen zehn Jahren stets positiv und im Aufwärtstrend. Das bedeutet, dass in jedem Jahr mehr Holzprodukte, gemessen in Euro, ausgeführt wurden, als Deutschland aus anderen Ländern eingeführt hat. Im Jahr 2015 lag dieser Exportüberschuss bei knapp drei Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2024 hat sich dieser Handelssaldo mehr als verdoppelt. In den Jahren 2023 und 2024 lag der Exportüberschuss bei 7,3 bzw. 6,1 Milliarden Euro.
Etwa zwei Drittel der deutschen Exporte erfolgte im Betrachtungszeitraum 2015 bis 2024 in Länder der EU (ohne Großbritannien). Weitere knapp 30 Prozent wurden in andere Länder (ohne die USA) exportiert. Der Anteil der Ausfuhren in die USA erhöhte sich von gut drei Prozent im Jahr 2015 auf gut fünf Prozent in den Jahren 2023 und 2024. In den beiden Jahren zuvor lag der Anteil mit 5,7 Prozent (2021) bzw. 6,4 Prozent (2022) sogar noch etwas höher.
Bei den Einfuhren sieht das Verhältnis wie folgt aus: Im Zeitraum 2015 bis 2024 bezogen die Unternehmen der deutschen Holz- und Papierwirtschaft gut drei Viertel der Produkte (76 bis 79 Prozent) aus Ländern der EU. Dieser Anteil und damit die Bedeutung der EU als Markt ist damit etwas größer als bei den Exporten. Die Einfuhren aus den übrigen Ländern ohne USA lagen bei etwa einem Fünftel (19 bis 23 Prozent). Aus den USA kamen vergleichsweise konstant über die vergangenen zehn Jahre etwa zwei Prozent der importierten Holzprodukte für den deutschen Markt.
Wie verhalten sich Importe und Exporte mit den USA zueinander?

Derzeit werden etwa dreimal so viele Holzprodukte in die USA ausgeführt, wie die Unternehmen Deutschlands aus den USA importieren. Das wird im direkten Vergleich der Im- und Exporte mit den USA sichtbar.
Die Handelsbilanz mit den USA war in den vergangenen zehn Jahren durchweg positiv. Während die Einfuhren aus den USA in etwa konstant waren, erhöhten sich die Ausfuhren aus Deutschland in Richtung Amerika und damit der Handelssaldo. Der vorläufige Höhepunkt wurde im Jahr 2022 mit 2,2 Milliarden Euro erreicht. In den vergangenen beiden Jahren wird nun ein Rückgang erkennbar. Derzeit liegt der Handelssaldo bei 1,2 Milliarden Euro. Damit machte der deutsche Handelsüberschuss mit den USA im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel des gesamten Handelsüberschusses mit Holzprodukten aus. Zum Vergleich: Der Handelsüberschuss mit den Ländern der EU beträgt 1,4 Milliarden Euro.
Anteile verschiedener Produktgruppen am Export
Hohe Zuwächse gab es beim Export von Nadelschnittholz in die USA. Während diese Produktgruppe im Jahr 2015 kaum eine Rolle spielte, ist sie seit dem Jahr 2020 die Produktgruppe mit den höchsten Nettoexporten im Außenhandel mit den USA. 25 bis 30 Prozent aller deutschen Nadelschnittholzexporte werden aktuell in die USA ausgeführt.
Auch Papier und Pappe haben hohe Anteile an den Ausfuhren in die USA. Im Vergleich mit anderen Ausfuhrmärkten spielen die USA allerdings nur eine untergeordnete Rolle: Etwa fünf Prozent aller deutschen Exporte von Papier und Pappe gehen nach Übersee.
Ähnlich sieht die Bilanz bei Holzfertigwaren und Papierprodukten aus: Bezogen auf die deutschen Gesamtexporte dieser Produktgruppen macht der US-Anteil weniger als fünf Prozent aus – obwohl die Warengruppen jeweils gut zehn Prozent Anteil an den Exporten in die USA haben. Noch stärker ist der Unterschied bei Laubschnittholz und Faserplatten, die in den USA stark gefragt sind. Fast zehn Prozent der Exporte dieser Produktgruppen gehen dementsprechend in die USA. Für den Gesamthandel haben diese Waren jedoch nur eine geringere Bedeutung.
Bei den Einfuhren aus den USA sind Zellstoffe von größerer Bedeutung. Sie machen etwa die Hälfte aller Importe aus den USA aus, gefolgt von Papierwaren mit etwa einem Fünftel. Innerhalb der Produktgruppen spielen Einfuhren aus den USA besonders für Laubschnittholz und derzeit auch für Pellets eine wichtige Rolle. Beide Produkte haben derzeit ungefähr einen Anteil von zehn Prozent an den Gesamteinfuhren der jeweiligen Produktgruppe.
Der Handel mit den USA hat also für einige Produktgruppen einen hohen Stellenwert. Insgesamt sind aber wie im Agrarsektor auch im Bereich Holzprodukte die Länder der EU für Deutschland die wichtigsten Handelspartner. Insgesamt werden in die EU derzeit mehr als zehnmal so viele Holzprodukte exportiert wie in die USA.
Was beeinflusst Angebot und Nachfrage in den USA und in Deutschland?
Ein Ziel der US-Administration ist die Steigerung der Holzproduktion im Inland. Durch eine höhere Wertschöpfung und mehr Jobs im eigenen Land soll die US-Industrie gestärkt werden und damit weniger abhängig von Holzimporten sein. Die USA führen beispielsweise seit Jahren viel Nadelschnittholz aus Kanada ein. Nun steht der Vorwurf im Raum, Kanada würde heimisches Holz subventionieren und daher zu günstig in die USA verkaufen.
Um die inländische Holzwirtschaft vor Einfuhren von vermeintlich zu günstigen Holzprodukten aus anderen Ländern zu schützen, werden momentan verschiedene Möglichkeiten diskutiert:
- Steigerung der Holzproduktion im Inland: Die US-Administration hat angekündigt, 200 Millionen US-Dollar zur Verfügung zu stellen, um die inländische Holzproduktion zu steigern. Erhöht werden soll unter anderem der Holzeinschlag im Staatswald. Dadurch könnte sich das Angebot an inländischem Holz in den USA erhöhen. Inwiefern damit auch private Investitionen in die Holzwirtschaft der USA angeregt werden, lässt sich derzeit nicht verlässlich abschätzen.
- Niedrigere Zinsen: Mit Zinspolitik lassen sich Marktentwicklungen stimulieren. Ein niedriger Zinssatz würde zunächst die Baukosten verringern und damit die Nachfrage nach Bauprodukten auch aus Holz steigern. Eine deutliche Reduzierung des Leitzinses, wie sie sich die US-Administration wünscht, würde aber wiederum das Inflationsrisiko erheblich erhöhen. Ein solcher Schritt ist deshalb aktuell nicht zu erwarten. Bislang agiert die US-Notenbank unabhängig von den Ideen der US-Administration.
- Einfuhrzölle auf Holzprodukte: Höhere Zölle auf Holzprodukte sind die prominenteste Möglichkeit, den US-amerikanischen Holzmarkt zu stärken. Ein klassischer Effekt von Einfuhrzöllen sind allerdings höhere Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA. Da ein großer Teil des Holzes in den USA für den Hausbau verwendet wird, würden die Einfuhrzölle die Baukosten verteuern. Das wiederum würde die gesamte Nachfrage nach Holz dämpfen – statt sie wie gewünscht zu steigern.
Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage unter steigenden Einfuhrzöllen ist jedoch noch sehr viel komplexer, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Je nachdem, wie sich die genannten Parameter verändern, hätten diese auch Auswirkungen auf den deutschen Holzmarkt. Besonders betroffen: Hersteller und Händler von Nadelschnittholz, das in den vergangenen Jahren in großer Menge in die USA ausgeführt wurde.
Einfuhrzölle auf Holzprodukte aus der EU würden erst einmal die Preise auch für deutsche Exporte in die USA erhöhen und damit potentiell den Absatz verringern. Es müssen jedoch auch komplexere Wechselwirkungen im internationalen Holzmarkt beachtet werden. Sollten beispielsweise nur die Zölle auf kanadisches Schnittholz deutlich steigen, könnte dies zum Vorteil für Schnittholz aus Deutschland sein. Denn höhere Einfuhrzölle auf kanadisches Schnittholz ließen vermutlich die Nachfrage nach deutschem Schnittholz steigen - und damit auch die Preise in Deutschland.
Am Thünen-Institut für Waldwirtschaft haben wir den Einfluss all dieser möglichen Preisänderungen auf die Nachfrage nach Importen von Holzprodukten in die USA systematisch untersucht. Die Ergebnisse:
Wie wirken Zölle auf Preise und auf die US-amerikanische Importnachfrage?
Um die potenziellen Folgen sich ändernder US-Einfuhrzölle auf Holzprodukte für den internationalen Handel im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen abschätzen zu können, analysieren wir, welchen Einfluss Preise auf die Importmenge der USA haben. Damit können wir abschätzen, welche Auswirkungen eine Steigerung der US-Importzölle auf Holzprodukte – und damit eine Verteuerung der Produkte – auf die Importmengen der USA hätten.
Hierbei sind sogenannte Armington-Elastizitäten zentral. Diese messen, in welchem Maße Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, die inländische Nachfrage durch importierte Güter zu befriedigen – insbesondere dann, wenn sich das Preisverhältnis zwischen inländischen und importierten Produkten ändert. Im Kontext des Holzmarktes spiegeln die Armington-Elastizitäten wider, wie stark Nachfrager auf Preisdifferenzen zwischen inländischen und internationalen Holzprodukten reagieren. Somit zeigen diese Elastizitäten, wie stark die Nachfrage sinkt, wenn beispielsweise der Importpreis steigt.
Armington-Elastizitäten werden mathematisch geschätzt. Die Abbildung unten zeigt die Ergebnisse dieser Schätzungen bei vermuteten Steigerungen der US-Importzölle zwischen null und 200 Prozent für ausgewählte Länder. Dabei wird deutlich, dass etwa Importe aus Deutschland oder Kanada weniger stark auf die US-Zölle reagieren würden als die Einfuhren aus anderen Ländern. Dies liegt vornehmlich an der Vorliebe der US-amerikanischen Konsumentinnen und -Konsumenten für die Produkte aus diesen beiden Ländern.
Ein Zoll von 25 Prozent würde sich beispielsweise wie folgt auswirken: Der Export von deutschen Holzprodukten in die USA würde sich in der Menge um ein Volumen von etwa 14,8 Prozent verringern. Damit ist Deutschland proportional weniger betroffen als andere Länder. Für Importe aus Kanada zeigen unsere Berechnungen, dass sich der bilaterale Handelsfluss um etwa 17,8 Prozent verringert. Da der kanadische Export in die USA jedoch deutlich höher ist als der deutsche, ist der Gesamteffekt auf den US-Import deutlich größer als der Rückgang der deutschen Exporte auf den US-Import.



