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Zahlen & Fakten

Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft

Roland Fuß, Cora Vos, Claus Rösemann | 15.03.2024


AK Institut für Agrarklimaschutz

Die Emission von Ammoniak führt durch Reaktion mit anderen Luftschadstoffen zur Bildung von gesundheitsschädlichem Feinstaub und über den Eintrag von Stickstoff zur Eutrophierung naturnaher Ökosysteme. Durch weitere Umsetzungsprozesse trägt sie zur Bodenversauerung, Grundwasserbelastung und zur indirekten Emission von Lachgas bei.

Im Rahmen eines internationalen Abkommens zur Luftreinhaltung (NEC-Richtlinie) hat sich Deutschland dazu verpflichtet, die Emissionen von Ammoniak bis zum Jahr 2030 um 29 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 zu verringern. Die deutschen Ammoniakemissionen entstehen zum Großteil im Sektor Landwirtschaft. Das landwirtschaftliche Ammoniak-Inventar, berichtet jährlich die Emissionen aus Tierhaltung (Stall, Lagerung von Wirtschaftsdünger) und Böden (Ausbringung von Wirtschaftsdünger, Mineraldünger, Klärschlamm und anderen organischen Düngern; Weidegang). So emittierte allein die Landwirtschaft im Jahr 2022 rund 469,3 Kilotonnen Ammoniak. Im Gegensatz zum Vorjahr ergibt sich eine erhebliche Minderung, die zum Teil auf stark gesunkene Schweinezahlen und zum Teil auf die Pflicht zur emissionsärmeren Ausbringung von Harnstoffdüngern seit 2020 zurückzuführen ist. Das Umweltbundesamt berechnet die Ammoniakemissionen der anderen Sektoren und veröffentlicht diese im IIR (Informative Inventory Report).

Emissionen aus der Tierhaltung

Nach den aktuellen Emissionsdaten von 2005 gilt ab 2030 eine Obergrenze von 445 Kilotonnen. Damit steigt der politische Handlungsdruck, Maßnahmen zur Minderung auf den Weg zu bringen. Da in Deutschland derzeit rund 92 Prozent der nationalen Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft stammen, steht dieser Sektor unter einem besonderen Anpassungsdruck.

Die wichtigste NH3-Emissionsquelle in der Landwirtschaft ist Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist, Jauche, aber auch Gärreste aus Biogasanlagen). Wirtschaftsdünger enthält in der Regel hohe Anteile an Ammoniumstickstoff (NH4+), der insbesondere im Kontakt mit der Atmosphäre schnell in gasförmiges Ammoniak umgewandelt werden kann. Dieses entweicht so in die Luft und geht damit den Pflanzen als Nährstoff verloren. Derartige Verluste treten im Stall, im Wirtschaftsdüngerlager und bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger auf und müssen so weit wie möglich reduziert werden.

Am effizientesten und vergleichsweise kostengünstig ist es, Verluste bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger zu vermeiden. Dazu muss der Kontakt mit der Atmosphäre möglichst kurz gehalten werden. Eine bodennahe, bandförmige Ausbringung (Schleppschlauch) mit anschließender schneller Einarbeitung in den Boden oder die Verwendung eines Güllegrubbers (sofortige Einarbeitung) gewährleistet dies bei flüssigen Wirtschaftsdüngern auf unbewachsenen Ackerflächen. Wird der Dünger in den Bestand oder auf Grünland ausgebracht, ist die Einarbeitung in dieser Form nicht möglich. Dafür existieren aber Injektions- bzw. Schlitzverfahren, die in Deutschland bislang allerdings selten angewendet werden.

Im Lager können Emissionen vermieden werden, indem Gülle- und Gärrestlager möglichst gasdicht abgedeckt werden und die Exkremente nicht im Stall, z.B. unter einem Spaltenboden, gelagert werden. Eine Schwimmfolie beispielsweise reduziert die Emissionen gegenüber einem nicht abgedeckten Lager um 85 Prozent.

In Ställen zur Schweine- und Geflügelhaltung kann Ammoniak mit Abluftreinigungsanlagen aus der Luft ausgefiltert werden. Da Rinder in Deutschland zumeist in frei gelüfteten Laufställen gehalten werden, bliebe hier eine Abluftreinigungsanlage ohne Wirkung. Auch nach der Ausbringung von Mineraldüngern entsteht NH3. Harnstoff weist dabei ein besonders hohes Emissionspotenzial auf. Eine Emissionsreduktion ließe sich erreichen, wenn statt Harnstoff eine andere Mineraldüngerart, z.B. Kalkammonsalpeter, verwendet würde. Nach der aktuellen Düngeverordnung darf Harnstoff ab Februar 2020 nur noch in Kombination mit emissionsreduzierenden Maßnahmen ausgebracht werden (Zugabe von Ureasehemmstoff oder Einarbeitung innerhalb von vier Stunden).

Nähere Informationen:

  • Berechnung von gas- und partikelförmigen Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft 1990–2022: Report zu Methoden und Daten (RMD) Berichterstattung 2024.
  • Die zum Report gehörende Datei mit Eingabedaten und Emissionsergebnissen.
  • Neu: kreisweise Emissionen von Ammoniak und Luftschadstoffen.

Alles zu finden unter https://www.eminv-agriculture.de/.

 

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