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22. September: Todestag von Johann Heinrich von Thünen

Am 22. September 1850 starb der Namenspatron des Thünen-Instituts – der Agrarwissenschaftler, Ökonom und Sozialreformer Johann Heinrich von Thünen.

Porträtbüste von Johann Heinrich von Thünen.
© Thünen-Institut/Michael Welling

Der Name „Thünen“ hat heute noch in den Wirtschafts-, Agrar- und Geowissenschaften einen guten Klang. Johann Heinrich von Thünen vereinte theoretische Kenntnisse der Mathematik mit praktischen Erfahrungen aus seinem landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Mit seinem Bestreben, die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien in der Praxis zu überprüfen und für die Landwirtschaft zu nutzen, zählt er zu den Begründern der angewandten Forschung im Agrarbereich.

Hier schlaglichtartig ein Blick auf sein Leben:

Johann Heinrich von Thünen (1783 - 1850) – ein Agrarwissenschaftler, Nationalökonom und Sozialreformer, dessen Schaffen bis in die Gegenwart hinein wirkt. Geboren auf Gut Canarienhausen in Ostfriesland, absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung bei Lucas Staudinger und Albrecht Thaer und ein kurzes Studium an der Universität Göttingen. 1809 erwarb er einen Gutsbetrieb im mecklenburgischen Tellow. Auf diesem Mustergut verknüpfte er Erfahrungen der landwirtschaftlichen Praxis mit mathematischen Modellen. Damit wurde er zu einem der wichtigsten Wegbereiter der angewandten Forschung im Agrarbereich.

Seine produktions- und standorttheoretischen Überlegungen veröffentlichte er 1826 in seinem Hauptwerk „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluss, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“. Darin findet sich als ein zentrales Element das Modell der sog. „Thünen‘schen Kreise“: Die unsichtbare Hand des Marktes führt dazu, dass sich in verschiedenen Regionen unterschiedliche land- und forstwirtschaftliche Produktionsverfahren herausbilden und auf diese Weise eine volkswirtschaftlich optimale Landnutzung entsteht.

1830 verlieh ihm die Universität Rostock die Ehrendoktorwürde.

Als weitsichtiger Sozialreformer befasste sich Thünen auch mit der Frage nach dem „natürlichen Arbeitslohn“. Nur wenige Jahre nach dem Ende der Leibeigenschaft in Mecklenburg und zu einer Zeit, in der etwa in den Südstaaten der USA das wirtschaftliche System noch auf Sklavenarbeit beruhte, ging es ihm um eine gerechte Entlohnung der Arbeiter. Im Zuge der politischen Ereignisse des Frühjahrs 1848 setzte Thünen im April sein lange geplantes Gewinnbeteiligungsmodell für die Tellower Arbeiter in Kraft, das einige Punkte der späteren Sozialversicherung vorwegnahm.

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