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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

Öko-Kartoffeln: Besser und schmackhafter


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

© Thünen-Institut/Herwart Böhm

Optimierung der ökologischen Kartoffelproduktion

Öko-Kartoffeln sind bei den Verbrauchern hoch beliebt. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Qualität. Das ist ein komplexer Begriff und beinhaltet sowohl die „äußere Qualität“ als auch die „innere Qualität“.

Hintergrund und Zielsetzung

Zu den äußeren Qualitätsmerkmalen zählen bei Kartoffeln eine gleichmäßige Knollenform, keine Beschädigungen sowie eine möglichst glatte Schale ohne schwarze Rhizoctonia-Pocken oder Schorfflecken. Zu der „inneren Qualität“ gehören dagegen die wertgebenden und wertmindernden Inhaltsstoffe – ein der Sorte entsprechender Stärkegehalt, ein geringer Nitratgehalt und eine hohe sensorische Qualität, womit u. a. das Geschmackserlebnis gemeint ist. Geschmack ist hier definiert als der Gesamtsinneseindruck, den der Verbraucher durch das Zusammenwirken von Geschmacks-, Geruchs- und Tastempfinden wahrnimmt. Er setzt sich aus vielen Geschmacksstoffen wie Zucker, Stärke, organischen Säuren etc. zusammen, aber auch aus einer Vielzahl von Aromastoffen, die meist flüchtig sind und über unsere Geruchsrezeptoren wahrgenommen werden. All das hängt von vielen Faktoren ab: Die Sortenwahl, aber auch Standort- und Witterungsbedingungen sind bedeutsam, ebenso die Anbaumaßnahmen des Landwirts und die Lagerungsbedingungen. Unser Ziel war, Faktoren zu identifizieren, die äußere und innere, hier insbesondere die sensorische Qualität maßgeblich zu verbessern. Daraus haben wir für die Landwirte Anbauempfehlungen abgeleitet, um dem Verbraucher noch höherwertige Qualitäten anbieten zu können. Für eine betriebswirtschaftliche Rentabilität muss allerdings auch ein ausreichender Ertrag erzielt werden.

Vorgehensweise

In dem vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau koordinierten Verbundvorhaben haben die Bioland-Beratung, der Ökoring Niedersachsen und die Marktgenossenschaft der Naturland Bauern mit der Qualitäts-Management-Beratung für Öko-Produkte und dem ttz Bremerhaven während der drei Projektjahre überwiegend in Nord- und Süddeutschland auf insgesamt fast 300 Flächen Kartoffelproben der drei Sorten Princess, Nicola und Ditta genommen und untersucht. Bei den Landwirten wurden die Bewirtschaftungsmaßnahmen zum Kartoffelanbau erfragt: Welche Bodenbearbeitung oder organischen Düngemittel wurden eingesetzt; wurden die Kartoffeln vorgekeimt oder beregnet usw.. Auch die Witterungsbedingungen in den verschiedenen Regionen und Jahren wurden berücksichtigt. Alle Anbau- und Qualitätsdaten bildeten die Grundlage für ein im Rahmen des Projektes entwickeltes, internetbasiertes Benchmarking-System.


Ergebnisse

Ein grundlegender ertragsbestimmender Faktor ist – neben der Bodenart – die zur Verfügung stehende Wachstumsperiode. Das Kartoffelkraut kann – je nach Witterungsbedingungen – frühzeitig von der Krautfäule befallen werden. Sie lässt das Kraut absterben, die Knollen wachsen dann nicht mehr. Werden Kartoffeln vorgekeimt, können sie sich frühzeitiger entwickeln, das hilft, die Erträge zu sichern. Landwirte, die ihre Kartoffeln vorgekeimt hatten, erzielten im Durchschnitt der Jahre einen Mehrertrag von 16 Prozent. Auch Beregnung der Kartoffeln verbesserte die Erträge deutlich (plus 25 Prozent) und stabilisierte sie, was insbesondere auf leichteren, sandigen Böden mit geringer Wasserhaltekapazität Vorteile bringt. Die Beregnung verringert gleichzeitig den Befall mit Drahtwürmern. Das reduziert den Sortieraufwand und erhöht den Anteil vermarktungsfähiger Kartoffeln.

Um die sensorische Qualität zu bewerten, wurde ein Sensorik-Expertenpanel geschult. Es sollte die Geschmacksattribute süß, bitter, maronig bis hin zu muffig einordnen und deren Intensitäten erfassen. Außerdem sollte es helfen, Kartoffelpartien mit sensorischen Mängeln identifizieren. So wurden im Jahr 2007 vor allem Kartoffelpartien der Sorte Princess als oftmals sehr bitter eingestuft. Ursache waren vor allem die Witterungsbedingungen. Sie führten zu einem frühzeitigen Befall mit Krautfäule und damit zum Absterben der Kartoffelbestände. Diese physiologisch nicht ausgereiften Kartoffeln wiesen neben einem bitteren Geschmack zudem sehr niedrige Stärkegehalte und oftmals hohe Nitratgehalte auf.

Die Ergebnisse dieses auf die Praxis ausgerichteten Projektes zur Verbesserung der Öko-Kartoffelproduktion zeigen, dass bei intensiver Zusammenarbeit von Landwirten, Beratern und Forschern wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen sind. Sie kommen der landwirtschaftlichen Praxis unmittelbar zugute, da sie direkt in die Beratungspraxis einfließen.

Die Projektergebnisse wurden auch dazu genutzt, das Merkblatt zum Bio-Kartoffelanbau zu überarbeiten, das vom FIBL, der Bioland Beratung, dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) und Bio-Austria in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau herausgegeben wurde und nun jedem Interessierten kostenfrei zur Verfügung steht.



Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

3.2007 - 5.2011

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: BÖL 06OE125
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen

  1. 0

    Dresow JF (2013) Optimization of organic potato production : influence of agronomical measures on yiels and quality of table potatoes and processing potatoes. Kassel: Univ Kassel, 157 p p, Kassel, Univ, Diss, 2013

  2. 1

    Böhm H, Buchecker K, Dresow JF, Dreyer W, Landzettel C, Mahnke-Plesker S (2011) Benchmarking on organic potato production and the quality and the sensor profile of selected varieties. In: Santala J, Valkonen JPT (eds) Abstracts / The 18th Triennial Conference of the European Association for Potato Research : July 24-29, 2011 ; Oulu, Finland. EAPR, p 60

  3. 2

    Böhm H, Buchecker K, Dresow JF, Dreyer W, Landzettel C, Mahnke-Plesker S (2011) Bundesweites Benchmarking zum ökologischen Kartoffelanbau sowie zur Qualität und Sensorik ausgewählter Sorten. In: Leithold G, Becker K, Brock C, Fischinger S, Spiegel A-K, Spory K, Wilbois KP, Williges U (eds) Beiträge zur 11. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau : Es geht ums Ganze: Forschen im Dialog von Wissenschaft und Praxis : Bd. 1, Boden - Pflanze - Umwelt, Lebensmittel und Produktqualität. Berlin: Köster, pp 266-269

  4. 3

    Dresow JF, Böhm H (2010) Anwendung zweier Methoden zur Überprüfung der N-Versorgung von Kartoffeln im Ökologischen Landbau. Landbauforsch SH 335:5-12

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk043197.pdf

  5. 4

    Dresow JF, Böhm H (2010) Optimierung der ökologischen Kartoffelproduktion : Teil 1, Wie entsteht der Geschmack von Kartoffeln und kann er durch Anbaumaßnahmen beeinflusst werden? Kartoffelbau 61(9/10):440-443

  6. 5

    Böhm H, Dreyer W, Landzettel C (2010) Wege zu einer besseren Qualität von ökologisch erzeugtem Pflanzgut. Kartoffelbau 61(10):482-484

  7. 6

    Dresow JF, Böhm H (2009) The influence of volatile compounds on the flavour of raw, boiled and baked potatoes: Impact of agricultural measures on the volatile components. Landbauforsch 59(4):309-337

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dk042885.pdf

  8. 7

    Krause T, Böhm H, Loges R, Haase NU (2005) Pflanzenbauliche Strategien für die ökologische Erzeugung von Verarbeitungskartoffeln. Kartoffelbau 56(8):340-344

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