

Institut für
MA Marktanalyse
Zucker
Der Zuckermarkt in Zahlen
Auf dem Weltmarkt sind die Preise für Roh- und Weißzucker seit ihrem im Frühjahr 2020 beobachteten Preistief kontinuierlich gestiegen und lagen zu Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres 2023/24 – das Zuckerwirtschaftsjahr beginnt im Oktober und endet im September – auf einem Rekordniveau. Hauptursache für die Preissteigerungen waren die Auswirkungen des Wetterphänomens „El Niño“, das in den wichtigen Produktions- und Exportländern Brasilien, Indien und Thailand zu Wetterextremen, wie starken Regenfällen und schweren Dürren und damit zu Ertragsausfällen führt. Hinzu kamen Meldungen über begrenzte brasilianische Exportkapazitäten aufgrund von Transport- und Logistikproblemen. Im weiteren Jahresverlauf haben die Preise dann jedoch nachgegeben, da die Verfügbarkeit von Zucker auf dem Weltmarkt höher war als zu Jahresbeginn erwartet.
Die weltweite Zuckererzeugung ist im ZWJ 2023/24 gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % auf knapp 193 Millionen Tonnen Rohzuckerwert (Rw) gewachsen. Dabei haben vor allem Brasilien, die EU-27 und China die Zuckerproduktion gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Hauptursache hierfür waren die hohen Zuckerpreise, die dazu geführt haben, dass Brasilien einen Rekordanteil seiner Zuckerrohrernte zu Zucker und weniger zu Ethanol verarbeitet hat. In der EU und in China haben eine Ausweitung der Anbauflächen sowie höhere Erträge zum Produktionswachstum beigetragen. Brasilien steht somit auch im ZWJ 2023/24 an der Spitze des Rankings der weltweit größten Zuckerproduzenten, gefolgt von Indien. An dritter und vierter Stelle stehen mit deutlichem Abstand die EU-27 und China. Zusammen erreich die Top-3 zuckerproduzierenden Länder einen Anteil von rund 50 Prozent an der weltweiten Zuckererzeugung. Global betrachtet ist die Erzeugung von Zucker damit auf wenige Länder konzentriert.
Der globale Zuckerverbrauch ist im ZWJ 2023/24 gegenüber dem Vorjahr um 1,2 % gewachsen. Damit entsprach das Nachfragewachstum in etwa dem durchschnittlichen Niveau der letzten zwanzig Jahre. In den Vorjahren hatten die Corona-Pandemie und hohe Inflationsraten zu Absatzrückgängen geführt. Auch im ZWJ 2023/24 bleibt Indien das Land mit dem weltweit höchsten Zuckerverbrauch, gefolgt von der EU 27 und China. Pro-Kopf liegt der Konsum in Indien jedoch weiterhin leicht unterhalb des globalen Durchschnitts. Die EU gehört dagegen zu den Ländern mit einem überdurchschnittlich hohem Zuckerverbrauch je Person, wohingegen der Pro-Kopf-Verbrauch in China gerade einmal die Hälfte des globalen Durchschnitts beträgt.
Auf dem EU-Zuckermarkt sind die Preise infolge der durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelösten Energiekriese im ZWJ 2022/23 stark gestiegen. Zudem war Zucker auf dem EU-Markt knapp, sodass die Importpreise für Weltmarktzucker zuzüglich Einfuhrzoll und Transportkosten bestimmend für die Preisbildung in der EU waren. Die Normalisierung der Energiepreise und Ausdehnung der Rübenanbaufläche bei einer gleichzeitig rückläufigen Zuckernachfrage haben die Preise im ZWJ 2023/24 jedoch deutlich sinken lassen. Auch im ZWJ 2024/2025 wird die Produktion den Verbrauch voraussichtlich übersteigen, sodass sich der EU-Zuckerpreis wieder an den Exporterlösen auf dem Weltmarkt ausrichtet.
Innerhalb der EU-27 ist Deutschland seit einigen Jahren der größte Zuckerproduzent, an zweiter und dritter Stelle folgen Frankreich und Polen. Zusammen haben diese drei Länder einen Anteil von knapp 70 Prozent an der EU-Erzeugung. Vor allem Deutschland und Polen haben die Zuckerproduktion nach der Aufhebung des EU-Quotensystems im Jahr 2017 deutlich gesteigert. Für das ZWJ 2024/25 (Ernte 2024) zeigen vorläufige Zahlen einen Anstieg der EU-Erzeugung um 7 bis 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit würde die EU-Produktion den EU-Verbrauch übersteigen, sodass Produktionsüberschüsse in Drittstaaten exportiert werden müssen.
Vor dem Hintergrund der knappen Versorgungslage habe die EU-Zuckerexporte in Drittstaaten im ZWJ 2022/23 eine historischen Tiefstand erreicht und betrugen lediglich noch 0,7 Millionen tonnen Weißzuckerwert (Ww). Im ZWJ 2023/24 sind die Exportmengen jedoch wieder angestiegen und erreichten ein Niveau von 1,8 Millionen Tonnen (Ww). Hauptabsatzmärkte der EU sind traditionell der Nahe Osten, Nordafrika sowie Länder in direkter Nachbarschaft zur EU (Norwegen, Schweiz), da die EU im Vergleich zu anderen großen Exporteuren, wie Brasilien, Indien, Thailand und Australien, in diesen Regionen Transportkostenvorteile hat. Großbritannien ist auch nach dem Austritt aus der Europäischen Union der wichtigste Zielmarkt für EU-Zuckerexporte geblieben.
Die EU-Zuckerimporte aus Drittstaaten betrugen im ZWJ 2023/24 rund 1,7 Millionen Tonnen (Ww) und lagen damit leicht unterhalb des durchschnittlichen Niveaus seit Aufhebung der EU-Produktionsquoten im Jahr 2017. In den letzten Jahren sind vor allem die Importmengen aus ehemaligen Kolonialstaaten und Entwicklungsländern, wie Mozambik, Kuba und Mauritius, deutlich gesunken. Dagegen sind die Importe aus der Ukraine infolge des russischen Angriffskrieges und temporärer Handelserleichterungen stark angestiegen. Die Ukraine war damit im ZWJ 2023/24 das wichtigste Herkunftsland für EU-Zuckerimporte, gefolgt von Brasilien. Darüber hinaus hat die EU aus 110 weiteren Ländern Zucker eingeführt. Aufgrund der hohen regulären EU-Zollsätze wird Zucker dabei ausschließlich aus Ländern importiert, die im Rahmen von Präferenzreglungen oder Handelsabkommen einen zollfreien oder zollreduzierten Zugang zum EU-Binnenmarkt haben.
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