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Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Projekt

GRANULAR: Neue Daten zur Messung von Lebensqualität in ländlichen Räumen Europas



Compass On Woods Path
© iStock/George Olsson

GRANULAR

Ländliche Räume in Europa stehen vor vielfältigen demographischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen. Um diesen möglichst gut begegnen zu können, bedarf es eines fundierteren Verständnisses der Charakteristika und Vielfalt ländlicher Räume. Hierzu trägt das GRANULAR-Projekt bei, indem es neue Daten und Instrumente zum Monitoring ländlicher Räume bereitstellt. Unser Fokus liegt dabei auf dem subjektiven Wohlbefinden der Bevölkerung.

Hintergrund und Zielsetzung

Ländliche Räume machen 83 % der Fläche der Europäischen Union aus und bieten 31% ihrer Bürger*innen ein Zuhause. Sie sind teils in besonderem Maße vom demographischen und sozialen Wandel, der Digitalisierung, wirtschaftlichem Strukturwandel, dem Übergang zu einer treibhausgasneutralen Wirtschafts- und Lebensweise oder dem Verlust an Biodiversität betroffen. Aufgrund der Vielfalt der geographischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und kulturellen Merkmale ländlicher Räume in Europa können die spezifischen Bedürfnisse, Herausforderungen und Chancen vor Ort sehr unterschiedlich sein.

Politische Entscheidungsträger*innen und Wissenschaftler*innen sind mit zahlreichen Problemen konfrontiert, um diese Vielfalt zu erfassen, Handlungsempfehlungen herauszuarbeiten und Politiken umzusetzen. So besteht beispielsweise bisher kein Konsens bei der Konzeptualisierung und Abgrenzung von "ländlich" und es mangelt an relevanten kleinräumigen Daten für ländliche Räume. Es fehlt auch an Instrumenten, die Akteure vor Ort unterstützen, um die gesteckten Ziele – beispielsweise zur Steigerung der Lebensqualität der ländlichen Bevölkerung – zu erreichen.

Das EU-Projekt GRANULAR („Giving Rural Actors Novel Data and Re-Usable Tools to Lead Public Action in Rural Areas“) wird dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Ziel ist es, einen „Kompass für ländliche Räume“ zu erstellen, der den Akteuren in ländlichen Räumen hilft, die Besonderheiten und die Vielfalt ihrer Gebiete zu erfassen, die wichtigsten Herausforderungen zu ermitteln und maßgeschneiderte ortsbezogene Strategien zu ihrer Bewältigung zu entwickeln. Ziel des Thünen-Beitrags ist es, unser Verständnis über das subjektive Wohlbefinden in ländlichen Räumen zu vertiefen.

GRANULAR ist ein vierjähriges Verbundprojekt, das vom Programm Horizon Europe finanziert wird. Unter Koordination des französischen Mediterranean Agronomic Institute of Montpellier sind insgesamt 24 Einrichtungen daran beteiligt. Es zielt darauf ab, neue Erkenntnisse zur Charakterisierung der ländlichen Vielfalt in Europa zu generieren.

Vorgehensweise

GRANULAR wird mit innovativen Methoden aus Primärdaten wie Fernerkundung, Crowdsourcing-Daten, Mobiltelefondaten und per Web-Scraping zusammengestellten Daten neuartige Datensätze gewinnen, die mit vorhandenen, bereits standardisierten Daten kombiniert werden. Es sollen Indikatoren abgeleitet werden, die für ländliche Gemeinschaften zur Umsetzung der 2021 von der Europäischen Kommission formulierten langfristigen Vision für ländliche Gebiete relevant sind, um Resilienz, Wohlbefinden, Lebensqualität und Attraktivität zu messen.

Daten und Methoden

Im Mittelpunkt des GRANULAR-Ansatzes stehen Co-Kreation und Multi-Akteur-Engagement. GRANULAR wird sieben Living Labs in verschiedenen Regionen Europas betreiben (Frankreich, Niederlande, Italien, Polen, Spanien, Schweden, Vereinigtes Königreich). Living Labs bringen Akteure aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammen, um die Arbeit von GRANULAR gemeinsam zu entwerfen, zu testen und zu validieren. Darüber hinaus werden neun Replikationslabore bewerten, wie die Tools und Methoden des Projekts in anderen Ländern repliziert werden können (Albanien, Finnland, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Moldau, Rumänien und Serbien).

GRANULAR wird darüber hinaus eine Kombination aus deskriptiver und multivariater Statistik, Zeitreihenanalyse, Maschinellem Lernen, Shift-Share-Analysen und räumlichen Analysetechniken anwenden, um die territoriale Dynamik innerhalb und zwischen verschiedenen ländlichen Räumen in der EU zu untersuchen. Die empirischen Ergebnisse zu Trends und Einflussfaktoren dienen der Entwicklung innovativer Indikatoren zum subjektiven Wohlbefinden der Bevölkerung in ländlichen Räumen in der EU.

Der Beitrag des Thünen-Instituts umfasst insbesondere quantitative Analysen von mit kleinräumigen Daten angereicherten repräsentativen Individual- und Haushaltsdaten aus den Längsschnittstudien Sozio-oekonomisches Panel (SOEP, Deutschland) und Understanding Society (UKHLS, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland) sowie Individualdaten der europäisch-vergleichenden Studie European Social Survey (ESS, Europa-weit). Diese werden es erlauben, verschiedene Facetten des subjektiven Wohlbefindens vergleichend zu betrachten.

Unsere Forschungsfragen

  • Welche Merkmale des Wohnumfelds (z.B. Nähe zu Grün- oder Wasserflächen, Erreichbarkeit verschiedener Einrichtungen der Daseinsvorsorge, Biodiversität etc.) tragen zum subjektiven Wohlbefinden der Menschen in ländlichen Räumen bei, und wie unterscheidet sich dies für verschiedene Personengruppen wie Jugendliche, Senioren, Menschen mit Behinderungen?
  • Wie stark hängen unsere Schlussfolgerungen zu den Einflussstärken verschiedener Faktoren von der zugrundeliegenden Abgrenzung ländlicher Räume ab?
  • Wie stark variiert das subjektive Wohlbefinden der ländlichen Bevölkerung in Europa? Verfügen die Menschen allerorts über ähnlich hohe persönliche mentale Ressourcen wie prosoziales Verhalten, Resilienz, Achtsamkeit und Optimismus und werden diese Facetten des subjektiven Wohlbefindens durch ähnliche Kontextfaktoren beeinflusst wie z.B. die Lebenszufriedenheit?

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Europäische Union (EU)
    (international, öffentlich)

Zeitraum

10.2022 - 9.2026

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

Publikationen zum Projekt

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