

Institut für
WI Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen
Projekt
Nachhaltigkeitseffekte und Krisenresilienz regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten

Regionalen Lebensmittelwertschöpfungsketten werden grundsätzlich positive Effekte für die Produzent*innen, die Konsument*innen sowie die regionale Ökologie und Ökonomie zugeschrieben. Eine Herausforderung für die wissenschaftliche Einordnung potenzieller Effekte regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten stellt jedoch die Heterogenität ihrer Erscheinungsformen dar.
Hintergrund und Zielsetzung
Die Stärkung „regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten“ wird in verschiedenen Strategien für die europäische und die internationale Ebene (EU Farm-to-Fork, UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, FAO Urban Food Agenda, etc.) als Baustein zur Transformation des Agrar- und Ernährungssystems hin zu nachhaltigeren Erzeugungs- und Versorgungsstrukturen benannt. Für eine wissenschaftliche Bewertung potenzieller Nachhaltigkeitseffekte besteht ein erstes Problem allerdings darin, dass der Begriff der „regionalen Lebensmittelwertschöpfungskette“ nicht eindeutig definiert ist. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff für viele verschiedene Formen der Erzeugung, der Distribution und des Konsums von Lebensmitteln, die im Kern auf einer räumlich und sozial-emotionalen „Nähe“ zwischen Produzent*innen und Konsument*innen aufbauen. Typische Formen sind beispielsweise die Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Bauernmärkte, Wochenmärkte, (Abo-)Gemüse-Kisten, Hof-Läden, etc.) in sogenannten „kurzen Ketten“ (SFSC). Zusätzlich existieren mit „alternativen“ Lebensmittelnetzwerke (AFN) wie der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWis) und „Local Food Systems“ (LFS) Formen regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten, die über die Lebensmittelversorgung hinaus weitere soziale, ökologische und politische Ziele verfolgen.
Unser Projekt verfolgt drei Ziele: Erstens möchten wir die Entwicklung des Sammelbegriffs „regionale Lebensmittelwertschöpfungskette“ nachzeichnen und verschiedene Formen regionaler Wertschöpfungsketten unterscheiden. Zweitens wollen wir den potenziellen Einfluss der unterschiedlichen Formen regionaler Lebensmittelwertschöpfungsketten auf die Entwicklung ländlicher Räume besser verstehen, insbesondere mit Blick auf die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Drittens möchten wir beleuchten, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen sich regionale Wertschöpfungsketten gegenüber Krisen als widerstandsfähig erweisen (oder nicht).
Vorgehensweise
Im Rahmen des Forschungsvorhabens führen wir eine systematische Literaturreview durch, um zunächst die Entwicklung des Sammelbegriffs „regionale Lebensmittelwertschöpfungskette/Short Food Supply Chain“ und dessen Ausdifferenzierung zu verschiedenen Formen in der Fachliteratur nachzuzeichnen. Anschließend analysieren wir, welche Aspekte der drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologie, Ökonomie, Soziales) mit den verschiedenen Formen (SFSC, AFN, LFS) in der Fachliteratur in Verbindung gebracht werden. Nach Abschluss der systematische Literaturreview werden wir mithilfe leitfadengestützter Interviews der Frage nachgehen, wie Erzeuger*innen in regionalen Lebensmittelwertschöpfungsketten auf Krisen reagiert haben.
Unsere Forschungsfragen
- Wie hat sich der Begriff der „Regionalen Lebensmittelwertschöpfungskette“ bzw. der „Short Food Supply Chain“ von einem Konzept für die (ökonomische) Entwicklung ländlicher Räume zu einem Baustein globaler Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt?
- Welche Aspekte ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit werden mit welchen Formen von „regionalen Lebensmittelwertschöpfungsketten“ in Verbindung gebracht bzw. welche Nachhaltigkeitseffekte können sie entfalten?
- Wie werden potentielle Zielkonflikte zwischen den drei Nachhaltigkeitsdimensionen in der Fachliteratur zu „regionalen Lebensmittelwertschöpfungsketten“ diskutiert?
- Wie haben einzelne Erzeuger*innen in regionalen Lebensmittelwertschöpfungsketten auf Krisen reagiert?
Thünen-Ansprechperson

Zeitraum
10.2024 - 12.2025
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft



