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Institut für

WI Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen

Projekt

Innovations- und Technologieentwicklung in ländlichen Räumen



Kemnitz bei Greifswald,  Gewerbegebiet 2016
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Ländliche Regionen werden oft als innovationsarm angesehen. Dabei sind auch dort zahlreiche Unternehmen innovativ, sie wenden jedoch bei der Entwicklung von Innovationen und neuen Technologien häufig Strategien an, die sich von jenen in städtischen Regionen unterscheiden. Wir möchten diese Strategien genauer beleuchten und daraus Handlungsempfehlungen entwickeln, wie Innovationsleistung und Wertschöpfung im ländlichen Raum gestärkt werden können.

Hintergrund und Zielsetzung

Ländliche Regionen gelten oft als weniger innovativ als städtische Regionen. Die Gründe hierfür sind u.a. die geringere Zahl an Forschung- und Entwicklungseinrichtungen, ein geringerer Zufluss an neuem Wissen und das knappere Angebot an Fachkräften. Allerdings zeigen jüngste Forschungsbeiträge, dass es durchaus innovationsstarke ländliche Regionen gibt, deren ansässige Unternehmen spezifische Arten und Strategien der Technologieentwicklung praktizieren. Da der ländliche Raum zunehmend in den Fokus von politischen Maßnahmen gerät und Ziel von Wanderungsbewegungen wird, ist ein besseres Verständnis über dessen Innovationsfähigkeit und Wertschöpfungspotenzial unabdingbar. Ziel unseres Forschungsprojekts ist es daher, die besonderen Prozesse der Innovations- und Technologieentwicklung in ländlichen Regionen besser zu verstehen und auf dieser Grundlage Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Innovationsleistung und Wertschöpfung im ländlichen Raum abzuleiten.

Wie können Besonderheiten der Innovations- und Technologieentwicklung identifiziert werden? Eine erste Annäherung bietet die Unterscheidung von Unternehmen nach zwei paradigmatischen Innovationstypen, dem Science-Technology-Innovation-Modus (STI) einerseits und dem Doing-Using-Interacting-Modus (DUI) andererseits. Als Innovationsträger im ersten Typus gelten eine unternehmenseigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie ein hoher Anteil wissenschaftlichen Personals. Demgegenüber basieren Innovationen im zweiten Typus auf praktischem Erfahrungswissen, das beruflich ausgebildete Mitarbeiter*innen im Rahmen des Produktionsprozesses erwerben. Hier bestehen Freiheitsgrade und Experimentierräume, die zur inkrementellen Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen führen können. Eine Forschungslücke besteht derzeit in dem mangelnden Verständnis zur exakten Operationalisierung dieser beiden Innovationstypen. Diese Lücke möchten wir in unserem Vorhaben adressieren.

Eine entscheidende Rolle in den Innovationsprozessen von Unternehmen spielt zudem der Zufluss von neuem Wissen. Das trifft speziell auf jene kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) zu, die den ländlichen Raum prägen, aber nur über geringe interne Kapazitäten verfügen. Um diesen Nachteil zu kompensieren, kooperieren innovative KMU mit verschiedenen Partnern wie Zulieferern, Wettbewerbern, Konsumenten und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Das Ausmaß und die Konfiguration dieser Beziehungen sind aber bisher unklar. Die Erkenntnisse sollen helfen, die Rahmenbedingungen für innovationsbezogene Kooperationen in ländlichen Räumen besser zu gestalten als bislang.

Vorgehensweise

Unser Forschungsvorhaben baut auf dem Konzept der beiden Innovationstypen auf und untersucht, inwieweit sich DUI- und STI-basierte Innovationen auf der Input- und Outputseite voneinander unterscheiden. Wir analysieren, ob und in welchem Umfang qualitative Unterschiede hinsichtlich der Aufnahme externen Wissens, dem Neuheitsgrad von Prozess- oder Produktinnovationen oder Entwicklungsindikatoren wie Überlebensfähigkeit oder Umsatzwachstum vorliegen. Auf diese Weise sollen die volkswirtschaftlichen Funktionen der Innovationstypen und ihre Rolle im regionalen Innovationssystem identifiziert werden. Darauf aufbauend untersuchen wir, inwieweit sich die räumlichen Verteilungsmuster der Innovationstypen voneinander unterscheiden und welche Faktoren einer optimalen Funktionsweise zuträglich sind. Zuletzt erfolgt eine Untersuchung des Kooperationsverhaltens von KMU und Großunternehmen im ländlichen Raum.

Daten und Methoden

Für das Projekt verwenden wir Zeitreihendaten des Mannheimer Gründung- und des Innovations-Panels und werten zudem eigene, bereits erhobene Umfragedaten aus. Diese Firmendaten sollen mit regionalspezifischen Merkmalen, insbesondere mit wirtschaftlichen oder innovationsbezogenen Indikatoren auf Kreisebene, zusammengespielt werden. Die Daten werden mit Hilfe von quantitativen Verfahren (beispielsweise Panel- und Negativ-Binomial-Regressionen) analysiert. Im Besonderen sollen Variablenselektionsverfahren (Lasso-Regressionen oder Faktoranalysen) Anwendung finden. Zur Erfassung der räumlichen Dimension kommen geografisch beschreibende Darstellungen und räumlich-ökonometrische Methoden zum Einsatz.

Unsere Forschungsfragen

  • Welche Arten und Strategien der Innovations- und Technologieentwicklung wenden Unternehmen in ländlichen Regionen im Vergleich zu urbanen Regionen an?
  • Zeigen sich zwischen den Innovationstypen qualitative Unterschiede im Innovationsoutput bzw. im Wachstum sowie hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilungsmuster?
  • Inwieweit spielen Kooperationen in der Technologieentwicklung eine Rolle für Unternehmen im ländlichen Raum?

Beteiligte externe Thünen-Partner

Zeitraum

11.2023 - 11.2028

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

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