Sogenannte politische Haushaltszyklen („political budget cycle“) beschreiben das Phänomen, dass Regierungen vor Wahlen oft vermehrt öffentliche Ausgaben tätigen oder Steuern senken, um die Wählergunst zu gewinnen. In einer neuen Studie untersuchen Israel García und Bernd Hayo den Einfluss des Geschlechts von Politikern in kommunaler Regierungsverantwortung auf die Ausprägung politischer Haushaltszyklen. Anhand einer Stichprobe spanischer Gemeinden aus der Region Madrid für den Zeitraum 2010–2019 unterscheidet die Studie bei den Haushaltsausgaben zwischen „obligatorischen“ und „nicht-obligatorischen“ öffentlichen Dienstleistungen. Der Einfluss geschlechtsspezifischer Unterschiede wird in zwei Dimensionen untersucht: dem Geschlecht des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin und dem Anteil von Frauen in der Regierungsmehrheit des Gemeinderates. Außerdem analysiert die Studie regionale Unterschiede, indem zwischen kleineren und größeren Gemeinden unterschieden wird.
Die Studie liefert zwei zentrale Ergebnisse zu politischen Haushaltszyklen:
1. In kleineren Gemeinden führt eine Bürgermeisterin in Kombination mit einer geschlechter-paritätischen Regierung zu einem Anstieg der Ausgaben für obligatorische Leistungen um fast 10 % der Gesamtausgaben in Jahren mit Kommunalwahlen – im Vergleich zu männerdominierten Regierungen.
2. In größeren Gemeinden führt eine Bürgermeisterin in Kombination mit einer frauendominierten Regierung (d. h. einem Frauenanteil von über 60 %) zu einem Anstieg der Ausgaben für obligatorische Leistungen um bis zu 10 % und für nicht-obligatorische Leistungen um bis zu 2,2 %. Diese Ergebnisse werden weitgehend durch eine Analyse knapper gemischtgeschlechtlicher Wahlen gestützt.
Die entsprechende Studie wurde veröffentlicht als: García, I, and Hayo, B. (2025). The influence of politicians’ sex on political budget cycles: an empirical analysis of Spanish municipalities. Economics & Politics, 37, 243–270.
Link zum Artikel: https://doi.org/10.1111/ecpo.12318
Kontakt: Dr. Israel Garía Dominguez
