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Institut für

HF Holzforschung

Trauer um Professor Dr. Walter Liese

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts trauern um Professor Dr. Dr. h.c. mult. Walter Liese, der am 24. Februar 2023 im Alter von 97 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben ist. Nach einem langen und erfüllten Leben hat die Holz- und Bambusforschung mit ihm einen herausragenden, weltweit anerkannten Wissenschaftler und außergewöhnlichen Netzwerker verloren.

© Thünen-Institut/Christina Waitkus

Im Jahr 1946 nahm Walter Liese in Freiburg das Studium der Forstwissenschaften auf, nachdem er die Kriegsjahre glücklicherweise unversehrt überstanden hatte. Im Alter von 25 Jahren promovierte er 1951 am Forstbotanischen Institut in Hannoversch Münden unter Anleitung von Prof. Herbert Zycha zum Thema „Bedeutung der Holzstruktur für das Eindringen öliger Holzschutzmittel“. Im Umfeld der Dissertation nutzte Walter Liese Kontakte zum späteren Nobelpreisträger für Physik Prof. Ernst Ruska, um die damals neue Technik der Elektronenmikroskopie zur Charakterisierung der Feinstruktur des Holzes einzusetzen und publizierte das erste elektronenmikroskopische Bild einer Holzmikrostruktur. Die richtungsweisende Nutzung der neuen Technik verfolgte Walter Liese auf weiteren Forschungsstationen in Düsseldorf und Freiburg, wo er nach einer kurzen industriellen Zwischenstationseine elektronenmikroskopischen Arbeiten am Chemischen Institut von Hermann Staudinger (Nobelpreis für Chemie 1953) fortführte. Auch für seine 1957 abgeschlossene Habilitation blieb er dem Thema Elektronenmikroskopie und Holzmikrostruktur treu.

Eine richtungsweisende Anregung erhielt Walter Liese bei einem Forschungsaufenthalt in Indien, wo er sich für den wichtigen Rohstoff Bambus zu interessieren begann. Nach seinen wiss. Assistentenstellen am Forstbotanischen Institut der Universität München bei Prof. Bruno Huber und am Institut für Holzforschung bei Prof. Kollmann nahm Walter Liese 1963 den Ruf auf die Professur für Holzbiologie und Holzschutz an der Universität Hamburg an. Aufgrund des Kooperationsmodells zwischen Universität und der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft musste er neben den Universitätspflichten auch ein dem Bundesministerium für Landwirtschaft unterstelltes Institut mit seinen Aufgaben für die Politik leiten. In diesem Aufgabenfeld erweiterte er die Kompetenzen der Hamburger Holzforschung von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung und prägte auch maßgeblich den Studiengang Holzwirtschaft. In der Folge standen den Absolventen viele Türen in Industrie und Wissenschaft offen.

Aufgrund seiner führenden Position in vielen Bereichen der Holzforschung, erfolgte für den Zeitraum 1977-1981 seine Wahl zum IUFRO-Präsidenten. Durch seinen unermüdlichen Einsatz über Grenzen und Ideologien hinweg gelang auch der gemeinsame Austausch zwischen Wissenschaftlern der Volksrepublik China und Taiwan sowie die zunehmende Einbeziehung osteuropäischer Akteure der Holzforschung.

Auch nach seiner Emeritierung 1991 setzte er seine wissenschaftlichen Arbeiten, internationalen Kooperationen und Nachwuchsförderung bis ins hohe Alter fort, , so dass nicht nur ca. 500 Publikationen, sondern auch diverse Bücher von seiner Schaffenskraft zeugen. Pionierleistungen auf dem Gebiet der Feinstruktur des Holzes, der Elektronenmikroskopie, dem Einsatz von Bambus als Roh- und Werkstoff grundlegende Arbeiten in der Baumpflege und Erkenntnisse zu Wundreaktionen von Bäumen haben weltweite Beachtung gefunden.

In großer Dankbarkeit und Achtung werden wir Walter Liese als langjährigen Wegbegleiter in Erinnerung behalten.

 

 

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