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Institut für

HF Holzforschung

Projekt

Der Duft des Holzes


Federführendes Institut HF Institut für Holzforschung

© Thünen-Institut/Christina Waitkus

Wood for Good – Kontextbezogene gemisch- und konzentrationsabhängige Auswirkungen flüchtiger organischer Verbindungen verschiedener Holzarten auf neurophysiologische Prozesse und die chemosensorische Informationsverarbeitung des Menschen

Auffällige Gerüche sind ein häufiger Anlass für Untersuchungen der Innenraumluft. Gerüche werden unter anderem durch flüchtige organische Verbindungen hervorgerufen, die von verschiedenen Materialien, zum Beispiel Holz, in die Raumluft abgegeben werden können.

Hintergrund und Zielsetzung

Holz und Holzwerkstoffe setzen eine Reihe von flüchtigen organischen Substanzen (VOC) frei, die man auch geruchlich wahrnehmen kann. Insbesondere frisches Nadelholz kann einen sehr intensiven Geruch aufweisen. Aber auch Laubhölzer sowie Holzwerkstoffe besitzen ihren ganz eigenen Geruch. Infolge ihrer Anwendungen als Baumaterial und Inneneinrichtung können Holzprodukte somit den Geruch eines Raumes wesentlich mitbestimmen und auf den Menschen einwirken.

Für bestimmte VOC, darunter auch solche, die aus Holzprodukten emittieren, gibt es Richtwerte, die in Innenräumen nicht überschritten werden sollten. Diese Vorgaben sollen vor allem besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Kinder, ältere Menschen und Kranke schützen. Aktuell gibt es allerdings Bestrebungen, Innenräume sowie Bau- und damit auch Holzprodukte zusätz­lich hinsichtlich ihres Geruchs zu regulieren. In dem Projekt wurde untersucht, inwiefern das zielführend ist.

Zielgruppe

  • Akteure im Bauwesen (Architekten, Designer, Holzbaufirmen, holzverarbeitende Industrie, Entscheidungsträger von Kommunen und Behörden)
  • Verbraucher

Vorgehensweise

Durch Emissionsprüfungen von Holz und Holzwerkstoffen sind die wesentlichen VOC bereits bekannt, die Holzprodukte in ihre Umgebung freisetzen. Die menschliche Nase ist bei einzelnen Substanzen allerdings viel sensitiver als das chemisch-analytische Messverfahren, sodass sie geruchsaktive Verbindungen auch unterhalb der analytischen Nachweisgrenze erfassen kann. Zudem erfolgt erst durch Verarbeitung und Interpretation der gesamten Geruchsmoleküle im Gehirn der jeweilige Geruchseindruck. Die reine analytische Emissionsmessung lässt demnach nicht zwingend Rückschlüsse auf die Geruchswahrnehmung eines Produktes zu.
Dementsprechend haben Versuchspersonen Geruchsprüfungen von verschiedenen Holzprodukten nach der normierten Referenzmethode zur sensorischen Bewertung von Bauprodukten (DIN ISO 16000-28) durchgeführt. In Abweichung zur Referenzmethode wurde zusätzlich der Einfluss eines visuellen sowie eines psychologischen Kontextes untersucht.

Unsere Forschungsfragen

  • Wie werden die Emissionen verschiedener Holzprodukte geruchlich bewertet?
  • Wie beeinflusst die optische Wahrnehmung die Bewertung von Holzgerüchen?
  • Unterscheiden sich Geruchsbewertungen unter Laborbedingungen von Bewertungen in realen Innenräumen?
  • Lassen sich die Geruchsbewertungen von Holzprodukten durch zusätzliche Produktinformationen manipulieren?

Ergebnisse

Gerüche werden sehr individuell wahrgenommen und ihre Bewertung hängt stark vom Kontext ab. Terpenreiche Düfte wie der von Kiefernholz wirkten auf die Teilnehmenden am vertrautesten und angenehmsten. Die Studien zeigten zudem, dass Holzgerüche multisensorisch verarbeitet werden: Schon das gleichzeitige Sehen des passenden Materialbildes oder das Wissen um die Quelle machte den Geruch vertrauter und angenehmer.  Dieser Effekt zeigte sich vor allem bei Vollhölzern, während die Geruchsbewertung von Holzwerkstoffen wie OSB gleich blieb oder sogar negativer ausfiel.

Vor diesem Hintergrund ist fraglich, ob Bauprodukte nach Geruch bewertet oder reguliert werden sollten. Auch die Konzentration einzelner VOC taugt kaum als Maßstab für mögliche Geruchsbelästigungen. Solange die geltenden VOC-Richtwerte eingehalten werden, stellen Gerüche keine Gesundheitsgefahr dar. Ein zusätzlicher Nutzen einer Regulierung von Gerüchen aus Bauprodukten oder Raumluft lässt sich daher nicht belegen.

Beteiligte externe Thünen-Partner

  • Leibniz-Institut für Arbeitsforschung
    (Dortmund, Deutschland)

Geldgeber

  • Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

7.2020 - 8.2025

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 22011115
Förderprogramm: FNR
Projektstatus: abgeschlossen

Literatur zum Projekt

  1. 0

    Gallus V, Hucke CI, Butter K, Ohlmeyer M, van Thriel C (2025) Conceptual processing of natural, complex odours : multisensory effects on behaviour and ERSP. Brain Res 1863:149839, DOI:10.1016/j.brainres.2025.149839

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069912.pdf

  2. 1

    Butter K, Gallus V, Hucke CI, van Thriel C, Ohlmeyer M (2025) Follow your nose? : olfactory evaluation of wood products. Hamburg: Thünen Institute of Wood Research, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2025/26a, DOI:10.3220/253-2025-179

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn070306.pdf

  3. 2

    Butter K, Gallus V, Hucke CI, van Thriel C, Ohlmeyer M (2025) Immer der Nase nach? : geruchliche Bewertung von Holzprodukten. Hamburg: Thünen-Institut für Holzforschung, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2025/26, DOI:10.3220/253-2025-178

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn070305.pdf

  4. 3

    Muilu-Mäkelä R, Ojala A, Harju A, Kostensalo J, Viik J, Wik I, Matilainen H, Virtanen L, Niemi H, Butter K, Ohlmeyer M (2025) Impact of wooden interior surfaces on indoor environment quality and perceptions : comparisons between wooden and non-wooden office rooms. J Build Eng 111:113429, DOI:10.1016/j.jobe.2025.113429

  5. 4

    Butter K, Hucke CI, Ohlmeyer M, van Thriel C (2025) The impact of visual context on the perception of wood odours. Build Environ 280:113129, DOI:10.1016/j.buildenv.2025.113129

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069752.pdf

  6. 5

    Butter K, Hucke CI, Gallus V, van Thriel C, Ohlmeyer M (2025) Wood for Good - Kontextbezogene gemisch- und konzentrationsabhängige Auswirkungen flüchtiger organischer Verbindungen verschiedener Holzarten auf neurophysiologische Prozesse und die chemosensorische Informationsverarbeitung des Menschen. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 176 p, Thünen Rep 121, DOI:10.3220/253-2025-141

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn070050.pdf

  7. 6

    Hucke CI, Gallus V, Butter K, Ohlmeyer M, van Thriel C (2024) Conceptual processing of natural, complex odours: Multisensory effects on behaviour and time-frequency EEG data. In: Indoor Air 2024 : 18th Conference of the International Society of Indoor Air Quality & Climate, July 7-11, 2024, Honolulu, Hawaii, USA ; Conference program and proceedings.

  8. 7

    Gallus V, Hucke CI, Butter K, Ohlmeyer M, van Thriel C (2024) Translation and validation of the Nature Relatedness Scale to German. Front Psychol 15:1507983, DOI:10.3389/fpsyg.2024.1507983

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069270.pdf

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