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Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
Unterschiedliche Baumsaaten werden in Händen gehalten, darunter Zapfen und Bucheckern
Institut für

FG Forstgenetik

Gleich zwei Thünen-Wissenschaftler mit Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet

Der "Camillo-Schneider-Preis" der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft wurde 2025 an Dr. Jonathan Kormann und Dr. Katharina Liepe verliehen.

© M.Liesebach/K.Liepe

Links: Eike Jablonski, Präsident der DDG, überreicht Dr. Jonathan Kormann die Urkunde Rechts: Mirko Liesebach, Vizepräsident der DDG, überreicht sie Dr. Katharina Liepe

Mit dem Camillo-Schneider-Preis, Nachwuchsförderpreis der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG), werden seit dem Jahr 2000 jährlich hervorragende wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden und Doktoranden ausgezeichnet, die im Zusammenhang mit speziellen Gehölzthemen eine hohe Qualität aufweisen und originäre Ergebnisse zeigen. 

Im Jahr 2025 wurden zwei Dissertation, die an der TU Dresden erfolgreich verteidigt wurden, ausgezeichnet. Der mit 4.000 € dotierte Preis ging zu gleichen Teilen an Dr. Katharina Liepe und Dr. Jonathan Kormann. Beide Arbeiten wurden am Arbeitsbereich Herkunfts- und Züchtungsforschung des Thünen-Instituts für Forstgenetik sowie der Professur für Waldwachstum und Produktion von Holzbiomasse der Fakultät Umweltwissenschaften an der TU Dresden unter Betreuung von Dr. Mirko Liesebach bzw. Prof. Dr. Marieke van der Maaten-Theunissen erstellt. Der Preis wurde auf der Jahrestagung am 26. Juli in Frankfurt am Main verliehen. 

Katharina Liepe erhielt die Auszeichnung für Ihre Dissertation: „Re-utilizing forest genetic trials to inform reforestation during a time of rapid climate change" [Wiederverwendung von forstgenetischen Versuchen zur Information über die Wiederaufforstung in Zeiten des raschen Klimawandels]. 

Das Bild der europäischen Waldökosysteme ändert sich gerade gravierend. Waldbewirtschaftende sind zunehmend gezwungen, geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln, wobei die Wahl der Herkunft eine der Schlüsselfragen für den Waldumbau darstellt. Diese Dissertation untersucht, wie sich Herkünfte von Rot-Buche (Fagus sylvatica L.), Rot-Eiche (Quercus rubra L.) und Gewöhnliche Fichte (Picea abies (L.) Karst.) hinsichtlich Wachstum, Stammform, Überleben und Anpassungsfähigkeit unterscheiden und welche Rolle ihre phänotypische Plastizität dabei spielt. Grundlage sind groß angelegte Herkunftsversuche in Deutschland und Europa, die es erlauben, Leistungsunterschiede zwischen Populationen und ihre Reaktionen auf unterschiedliche Umweltbedingungen zu analysieren. Dabei zeigt sich: Rotbuchenherkünfte unterscheiden sich deutlich, die Strukturen lassen sich aber klar mit geografischen Faktoren und lokalen Anpassungen in Verbindung bringen. Roteichenherkünfte aus Deutschland übertreffen nordamerikanische Herkünfte in den meisten Fällen, insbesondere auf atlantisch geprägten Standorten. 

Für die Fichte liefert eine der weltweit größten Versuchsserien umfassende Daten zu mehr als 1.100 Herkünften. Sie verdeutlicht, dass Herkünfte aus Mitteleuropa, insbesondere der herzynisch-karpatischen Rückwanderungslinie langfristig am besten abschneiden, während Populationen aus dem Norden und den südlichen Randlagen schwachwüchsiger sind. Modellierungen zeigen zudem, dass steigende Hitze und Trockenheit die Fichte stark einschränken werden, ihre hohe Plastizität im Höhenwachstum den Rückzug jedoch verlangsamt. Insgesamt tragen die Ergebnisse wesentlich zum Verständnis von Herkunftsdifferenzierung und Anpassung bei und liefern praxisrelevante Grundlagen für die Auswahl geeigneter Herkünfte und die Entwicklung klimaangepasster Waldbaustrategien. 

Jonathan Kormann erhielt die Auszeichnung für seine Dissertation: „Growth and Climate Sensitivity of Northern Red Oak (Quercus rubra L.) Provenances in Central Europe" [Wachstum und Klimasensitivität von Provenienzen der Rot-Eiche (Quercus rubra L.) in Mitteleuropa]. 

Diese Dissertation untersucht Herkunftsunterschiede und Anpassungsfähigkeit der Rot-Eiche (Quercus rubra L.) im Kontext des Klimawandels. Angesichts zunehmender Trockenperioden und häufiger Spätfröste wird die Suche nach klimaresilienten Baumarten immer dringlicher. Die Rot-Eiche – Baum des Jahres 2025 – gilt aufgrund hoher Produktivität, Klimatoleranz und vielseitiger Holznutzung als wichtige Alternativbaumart. Unklar war bisher jedoch, wie sich Herkünfte aus Nordamerika im Vergleich zu eingeführten deutschen Populationen in Wachstum und Klimasensitivität unterscheiden. 

Die durchgeführten Analysen basieren auf langfristigen Herkunftsversuchen an mehreren Standorten in Deutschland. Sie zeigen, dass deutsche Herkünfte im Wachstum und in der Stammform meist überlegen sind, insbesondere auf Standorten mit höherer Wasserverfügbarkeit. Kanadische Herkünfte erwiesen sich hingegen unter kontinental geprägten Bedingungen als konkurrenzfähig. Die Untersuchung von Jahrringen und holzanatomischen Merkmalen verdeutlichte zudem eine hohe phänotypische Plastizität: Herkünfte reagieren standortspezifisch auf Trockenheit und Spätfrost, wobei Frostereignisse den stärker limitierenden Faktor darstellen. 

Insgesamt belegen die Ergebnisse, dass deutsche Herkünfte derzeit die beste Wahl für den Anbau darstellen, während ausgewählte nordamerikanische Herkünfte aus dem nördlichen Teil des natürlichen Verbreitungsgebiets Potenzial für kontinental geprägte Klimabedingungen besitzen. Damit liefert die Arbeit wertvolle Grundlagen für Herkunftsempfehlungen und eine anpassungsfähige Waldbewirtschaftung unter den Bedingungen des Klimawandels. 

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