

Institut für
FG Forstgenetik
Die Roteiche - Kandidatin für den Waldumbau
Die Roteiche wurde im späten 17. Jahrhundert in Europa eingeführt und hat sich seitdem zu der bedeutendsten fremdländischen Laubholzart in Deutschland entwickelt. Sie hat eine breite Standortamplitude sowie eine hohe Widerstands- und Anpassungsfähigkeit, wodurch sie durch eine gezielte Einbringung als Neben- oder Mischbaumart die Resilienz heimischer Wälder erhöhen kann. Diese im Klimawandel gefragten Eigenschaften waren ein wesentlicher Grund für ihre Kür zum Baum des Jahres 2025 durch die „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“. Dennoch ist die Roteiche immer wieder Gegenstand kontroverser Diskussionen über ein mögliches invasives Potenzial. Aufgrund der vergleichsweise langen Anbauerfahrung im gesamten Bundesgebiet sowie wissenschaftlich begleiteten Herkunftsversuchen, gilt die Roteiche jedoch als anbauwürdig.
Die Ergebnisse unserer Forschung zeigen eine Überlegenheit deutscher Herkünfte gegenüber solchen aus Nordamerika. Dabei zeigten deutsche Herkünfte nicht nur eine überdurchschnittliche Wuchsleistung, sondern auch eine hohe Toleranz gegenüber Spätfrost. Die Toleranz gegenüber Trockenheit war niedriger verglichen mit den langsamer wachsenden Herkünften aus Nordamerika. Diese Überlegenheit in anpassungsrelevanten Merkmalen macht die deutschen Herkünfte zu geeigneten Generalisten für den Waldumbau. Im Gegensatz dazu zeigten sich Herkünfte aus Kanada als Spezialisten auf einem trockenen Standort mit einer insgesamt hohen Toleranz gegenüber Trockenheit. In Anbetracht der steigenden Temperaturen bieten diese eine vielversprechende Möglichkeit zur Auffrischung der genetischen Diversität. Herkünfte aus dem südlichen Bereich des natürlichen Verbreitungsgebietes sind aufgrund ihres schlechten Wachstums und einer niedrigen Toleranz gegenüber klimatischen Extremen in Deutschland nicht geeignet.
Offen bleibt die Frage, ob bereits eine Anpassung deutscher Herkünfte an die lokalen Bedingungen stattgefunden hat. Aus evolutionärer Sicht ist der Zeitraum dafür sehr kurz. Dennoch lassen Unterschiede im Austriebsverhalten auf bereits stattgefundene Selektionsprozesse (natürlich und/oder anthropogen) schließen.
Das Projekt RubraSelect wurde Ende 2024 erfolgreich abgeschlossen. Ausführliche Ergebnisse sind in den folgenden Publikationen aufgeführt:
Kormann JM, van der Maaten E, Liesebach M, Liepe KJ, van der Maaten-Theunissen M (2024) High risk, high gain? Trade-offs between growth and resistance to extreme events differ in northern red oak (Quercus rubra L.). Front Plant Sci 15:1374498, DOI:10.3389/fpls.2024.1374498
Kormann JM, van der Maaten-Theunissen M, Unterholzner L, Liesebach M, Liepe KJ, van der Maaten E (2024) Variation in vessel traits of northern red oak (Quercus rubra L.) provenances revealed high phenotypic plasticity to prevailing environmental conditions. Trees 38(5):1283-1295, DOI:10.1007/s00468-024-02557-y
Kormann JM, Liesebach M, Liepe KJ (2023) Provenances from introduced stands of Northern Red Oak (Quercus rubra L.) outperform those from the natural distribution. Forest Ecol Manag 531:120803, DOI:10.1016/j.foreco.2023.120803
Kormann JM, Liesebach M, Liepe KJ (2023) Wachstum der Roteiche (Quercus rubra L.) in zwei Herkunftsversuchsserien in Deutschland. Thünen Rep 105:257-266 https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn066295.pdf