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Projekt

Verwertung von landwirtschaftlichen Erzeugungsresten zu Schweine- und Geflügelfutter


Federführendes Institut BW Institut für Betriebswirtschaft

Fotocollage von Schwein, Hühnern, Körnerleguminosen und Getreide
© Thünen-Institut: Stephanie Witten

Verwertung von landwirtschaftlichen Erzeugungsresten durch Fermentierung zu Schweine- und Geflügelfutter

Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, ökologische Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Tierwohl miteinander zu vereinen. Agroökologische Produktionssysteme, die Pflanzenbau und Tierhaltung kombinieren, bieten hierfür ein großes Potenzial. Ein zentraler Ansatz ist die Verwertung landwirtschaftlicher Reststoffe, die bislang häufig ungenutzt bleiben oder als Abfall gelten. VALORAGRO verfolgt das Ziel, diese pflanzlichen Nebenprodukte über Fermentation in nährstoffreiche und sichere Futtermittel umzuwandeln, die direkt auf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt werden können.

Hintergrund und Zielsetzung

Agroökologische und ökologische Produktionssysteme entwickeln sich stetig weiter. Sie zielen darauf ab, Pflanzen- und Tierhaltung stärker zu verknüpfen, die Selbstversorgung der Betriebe zu fördern und Nährstoffkreisläufe auf Betriebsebene zu schließen. Gleichzeitig stehen Tierhaltungssysteme unter wachsendem Druck, den Einsatz externer Betriebsmittel zu verringern, nachhaltiger und zirkulärer zu werden und die Tiergesundheit und das Tierwohl zu verbessern.

Allein im Jahr 2021 fielen in der Europäischen Union über 58 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle mit einem Marktwert von 132 Milliarden Euro an. Ein Viertel davon stammte aus der landwirtschaftlichen Primärproduktion. Diese Reststoffe stellen eine bislang ungenutzte Ressource dar, die – anstatt entsorgt oder in Biogasanlagen verwertet zu werden – durch Fermentation aufgewertet und als Futtermittel genutzt werden kann.

Das übergeordnete Ziel des Vorhabens ist es, das agrarökologische Prinzip der Kreislaufwirtschaft umzusetzen, indem Reststoffe aus der Gemüse- und Obstproduktion durch Fermentation in der Fütterung von Schweinen und Geflügel verwertet werden. Dadurch soll nicht nur die Umwelt entlastet, sondern auch eine enge Verbindung zur regionalen Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft geschaffen werden – selbstverständlich unter Einhaltung aller Futtermittelsicherheitsstandards. Die Fermentation ist eine praxisnahe Technik, die Landwirt*innen mit vergleichsweise geringem technischem Aufwand direkt auf dem Betrieb einsetzen können. So lassen sich lokal anfallende Neben- und Reststoffe als regionale Futtermittel für Schweine und Geflügel nutzbar machen. Ziel des Projekts ist es, Szenarien für wettbewerbsfähige, regional erzeugte Futtermittel zu entwickeln und diese gemeinsam mit Landwirt*innen in den beteiligten Ländern in die Praxis umzusetzen.

Vorgehensweise

Im Mittelpunkt des Projekts steht der Living-Lab-Ansatz, eine offene Innovationsplattform, in der Landwirt*innen, Berater*innen, Wissenschaftler*innen und Unternehmen gemeinsam an praxisgerechten Lösungen arbeiten. In diesen Living Labs werden wissenschaftliche Erkenntnisse direkt mit der Praxis verknüpft, wodurch sichergestellt wird, dass die entwickelten Strategien an regionale Bedingungen angepasst und nachhaltig umgesetzt werden können.

Die Projektpartner - INRAE PEGASE (Frankreich), Thünen-Institut (Deutschland), Utrecht University (Niederlande), Ghent University (Belgien) und Bioforum (Belgien) – bündeln ihre interdisziplinäre Expertise, um innovative Fütterungsstrategien zu entwickeln und zu testen.

Drei zentrale Ansätze stehen dabei im Fokus der Living Labs:

  • Identifikation und Bewertung von Nebenströmen und Reststoffen aus den Produktionskreisläufen der Partnerbetriebe, um deren Potenzial als Futtermittel für Schweine und Geflügel zu ermitteln.
  • Einsatz der Fermentation als Schlüsselmethode zur Aufwertung dieser pflanzlichen Nebenprodukte, um deren Nährstoffverfügbarkeit, Verdaulichkeit und hygienische Qualität zu verbessern.
  • Entwicklung und praxisnahe Erprobung von Futtermischungen, die fermentierte Komponenten enthalten und gezielt auf die jeweilige Produktionsphase sowie auf die Endprodukte (Fleisch und Eier) abgestimmt sind.

Durch diese schrittweise und partizipative Vorgehensweise wird gewährleistet, dass wissenschaftliche Innovationen in enger Zusammenarbeit mit der Praxis entstehen und unmittelbar in die landwirtschaftliche Anwendung überführt werden können.

Unsere Forschungsfragen

Die wichtigsten Forschungsfragen lauten:

Welche Abfallströme eignen sich für die Fermentation?
Welcher Fermentationsprozess eignet sich am besten für welchen Reststoffstrom?
Wie können fermentierte Reststoffströme in Kombination mit selbst hergestellten Futtermittelkomponenten in Schweine- und Geflügelfutter aufgenommen werden?
Können diese fermentierten Reststoffströme die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere verbessern?
Tragen diese fermentierten Reststoffströme dazu bei, die Nährstoffverwertung der Tiere zu verbessern?
Welche ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen haben diese Strategien auf den landwirtschaftlichen Betrieb?

 

Links und Downloads

www.agroecologypartnership.eu/valoragro

Thünen-Ansprechperson

Petra Thobe

Dr. Petra Thobe

Telefon
+49 531 2570 1905
p.thobe@thuenen.de

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Europäische Union (EU)
    (international, öffentlich)

Zeitraum

10.2025 - 9.2028

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 03096
Projektstatus: läuft

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