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Planetary Health Diet: Junge Forschende reflektieren ihre Rolle in der globalen Modellierung

Was fehlt, wenn Forschende ein Modell entwickeln, mit dem sie in die Zukunft blicken wollen? Darüber hat sich eine Gruppe internationaler Nachwuchswissenschaftler*innen, darunter Ferike Thom vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft, Gedanken gemacht. Ihr Standpunkt ist jetzt erschienen.

Das Titelbild der Zeitung Lancet, Planet Health vor einem grünen Hintergrund.
© Andriy Onufriyenko

Titelbild: Abstrakte mehrfarbige Kreisgrafik aus verschiedenen Landnutzungstypen

Ferike Thom
© Thünen-Institut/Heidrun Fornahl

Modelle sind ein wesentlicher Teil der Forschung: Mit ihrer Hilfe beschreiben Forschende, wie sich etwa das Ernährungsverhalten oder das Klima in Zukunft gestalten werden. Grundlage dafür sind aktuelle Daten und Annahmen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst treffen. Doch wer sind diese Menschen, die Modelle gestalten? Und welche Perspektiven fehlen in ihren Modellen? Diese Fragen stellt sich eine Gruppe von zehn Nachwuchswissenschaftler*innen im internationalen Forschungsnetzwerk AgMIP (Agricultural Model Intercomparison and Improvement Project). Gemeinsam haben sie gerade in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Planetary Health einen gemeinsamen Viewpoint veröffentlicht. Erstmals werden damit Einblicke in die Perspektive junger Forschender auf ein großes, globales Modellierungsprojekt veröffentlicht: die Planetary Health Diet (PHD) der neuen EAT-Lancet-Kommission.

Zu den Autor*innen gehört Dr. Ferike Thom, Wissenschaftlerin am Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Sie arbeitet im Forschungsprojekt TRIP, Treibhausgasreduktion durch innovative Züchtungsfortschritte bei alternativen pflanzlichen Proteinquellen, ein von der Bundesregierung über das Klimaschutzsofortprogramm gefördertes Projekt. Thom war während eines Forschungsaufenthalts am Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission in Sevilla an der Modellierung der Planetary Health Diet mit dem CAPRI-Modell beteiligt. „Für mich war das eine einzigartige Erfahrung, in einem so großen, internationalen Netzwerk mitarbeiten zu dürfen“, sagt Thom. „Ich habe viel darüber gelernt, wie Modelle funktionieren. Ich kann jetzt besser einordnen, wo die Stärken und Grenzen von CAPRI liegen“, sagt die Wissenschaftlerin.

In ihrem Beitrag für The Lancet Planetary Health reflektieren die Early Career Researchers über strukturelle Ungleichheiten in der globalen Forschung. Ein Beispiel: Während die Modelle Ernährungsumstellungen weltweit simulieren, befinden sich alle beteiligten Institutionen im globalen Norden. Auch Geschlechterunterschiede sind sichtbar: Unter den Nachwuchswissenschaftler*innen herrscht Geschlechterparität, während bei den Senior Scientists rund 80 Prozent Männer sind. Die Autor*innen plädieren daher für eine gerechtere und inklusivere internationale Forschungskultur, die Diversität und Nachhaltigkeit stärker vereint.
Darüber hinaus identifizieren sie Bereiche für die Weiterentwicklung der Modelle, beispielsweise die verbesserte Abbildung des Ernährungsverhaltens von Konsumierenden. Der Viewpoint hebt hervor, dass künftige Modellierungen die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau der Rohprodukte über Verarbeitung und Handel bis zum Verzehr von zusammengesetzten Lebensmitteln berücksichtigen sollten. Nur so lassen sich die ökonomischen, ökologischen und gesundheitlichen Folgen von Ernährungswandel wirklich umfassend bewerten.

„Damit wir realistische Zukunftsszenarien entwickeln können, müssen Modelle besser abbilden, wie sich Ernährungsverhalten tatsächlich verändern kann. Also müssen wir beispielsweise herausfinden, welche politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Impulse Menschen dazu bringen, nachhaltiger und gesünder zu essen“, erklärt Thom. „Darin liegt großes Potenzial, um Modellierungsergebnisse aussagekräftiger und relevanter für politische Entscheidungen zu machen.“
Parallel zum Viewpoint erscheint in derselben Lancet Planetary Health-Sonderausgabe auch ein Artikel zu den globalen Auswirkungen der Planetary Health Diet, basierend auf den AgMIP-Modellierungsergebnissen der Planetary Health Diet, an dem Ferike Thom ebenfalls beteiligt war.
 

Hintergrund:

Die neue Planetary Health Diet (PHD) wurde im Oktober 2025 vorgestellt. Sie beschreibt eine Ernährungsweise, die sowohl die Gesundheit der Menschen als auch die planetaren Grenzen schützt. Die Modellierungen im Rahmen von AgMIP untersuchen, wie sich verschiedene Ernährungsformen weltweit auf Landwirtschaft, Umwelt und Ernährungssicherheit auswirken könnten.

Veröffentlichungen:

Thom et al. (2025) Between code and conscience: early-career researcher reflections on agroeconomic modelling and international research collaboration. The Lancet Planetary Health,  Volume 9, Issue 10, 101303. DOI: 10.1016/j.lanplh.2025.101303, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2542519625001810 

Sundiang et al. (2025) Bundling measures for food systems transformation: a global, multimodel assessment. The Lancet Planetary Health, Volume 9, Issue 10, 101339. DOI: 10.1016/j.lanplh.2025.101339, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2542519625002177

 

Links:

CAPRI-Modell: www.capri-model.org

Rockström et al. (2025) The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems. The Lancet, Volume 406, Issue 10512, 1625 – 1700. DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01201-2

Kontakt:

Ferike Thom
Dr. Ferike Thom
Telefon
+49 531 2570 1355
ferike.thom@thuenen.de
Institut für Betriebswirtschaft
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