Das am 1. Oktober gestartete, auf drei Jahre angelegte Projekt Presswert vereint die Expertisen des Thünen-Instituts für Agrartechnologie und des Thünen-Instituts für Holzforschung. Gemeinsam entwickeln die Forschenden Verfahren, mit denen sich Pressrückstände aus der Eiweißgewinnung aus grüner Biomasse in wertvolle Produkte verwandeln lassen – Hydrogele für die Landwirtschaft und Papierfasern für die Industrie.
Gras als Rohstoff mit Potenzial
Dauergrünland ist nicht nur Grundlage für die Futterversorgung, sondern auch für den Boden- und Gewässerschutz sowie ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Im Rahmen eines Projekts am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) wird erforscht, wie aus Grünlandpflanzen Proteine für Lebens- und Futtermittel gewonnen werden können. Dabei fällt ein fester Pressrückstand an – ein bisher kaum genutzter Reststoff, der jedoch großes Potenzial birgt.
Vom Pressrückstand zum Funktionsmaterial
Hier setzt das Presswert-Projekt an: Die Thünen-Institute nutzen die Pressrückstände, um daraus wertvolle Materialien zu gewinnen. Das Institut für Agrartechnologie konzentriert sich auf die Hemicellulose-Fraktion, die chemisch modifiziert und zu Hydrogelen verarbeitet wird. Diese Gele können große Mengen Wasser speichern und langsam an Pflanzen abgeben – ein Vorteil, der in Zeiten zunehmender Trockenperioden besonders relevant ist. Im Gegensatz zu vielen synthetischen Hydrogelen sind die auf Hemicellulose basierenden Materialien biologisch abbaubar und umweltfreundlich.
Fasern für nachhaltige Papierproduktion
Das Thünen-Institut für Holzforschung untersucht die cellulosereiche Faserfraktion der Pressrückstände. Ziel ist es, einfache, aber effiziente Verfahren zu entwickeln, mit denen Papierfabriken hochwertige Frischfasern direkt aus Gras gewinnen können. Diese neuen Rohstoffe können die Abhängigkeit von Altpapier verringern, dessen Qualität in den letzten Jahren durch steigende Recyclingquoten gesunken ist. Die Nutzung von Einjahrespflanzen wie Gras erweitert die Rohstoffbasis der Papierproduktion und schafft neue, nachhaltige Wertschöpfungsketten.
Gemeinsam für mehr Wertschöpfung
Beide Institute arbeiten eng zusammen, um die Prozesse zur Gewinnung von Hemicellulose und Cellulose optimal aufeinander abzustimmen. Das Ziel: Alle Fraktionen der Grünland-Biomasse sollen bestmöglich genutzt werden, um eine maximale stoffliche Wertschöpfung zu erzielen. Damit leistet das Projekt Presswert einen Beitrag zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse und stärkt zugleich die Wirtschaftlichkeit der Eiweißgewinnung aus Grünland.










