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Ein Holztransporter voll beladen mit Baumstämmen fährt in einem Wald über eine sehr einfache Holzbrücke.
© Thünen-Institut
Ein Holztransporter voll beladen mit Baumstämmen fährt in einem Wald über eine sehr einfache Holzbrücke.
Institut für

WF Waldwirtschaft

Projekt

Die EU-Holzhandelsverordnung und ihre Folgen


Federführendes Institut WF Institut für Waldwirtschaft

© Margret Köthke

Auswirkungen der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) und des Holzhandels-Sicherungs-Gesetzes (HolzSiG)

Seit 2013 verbietet die EU-Holzhandelsverordnung das Inverkehrbringen von Holz und Holzerzeugnissen aus illegalem Einschlag in den EU-Binnenmarkt. Wie wirkungsvoll die Verordnung in Deutschland umgesetzt wird, untersucht das Thünen-Institut.  

Hintergrund und Zielsetzung

Zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags und des Handels mit Holzprodukten illegaler Herkunft wurde 2003 der FLEGT-Aktionsplan (FLEGT = Forest Law Enforcement, Governance and Trade) von der Europäischen Union (EU) beschlossen.

Zur Umsetzung des Aktionsplans wurde die EU-Holzhandelsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 955/2010, kurz EUTR) 2010 erlassen, die das Inverkehrbringen von Holz und Holzerzeugnissen aus illegalem Einschlag in den EU-Binnenmarkt verbietet. Die EUTR ist am 3. März 2013 in Kraft getreten und wird in Deutschland durch das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz (kurz HolzSiG) in nationales Recht umgesetzt. 

Am Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte wird u.a. untersucht, wie wirksam die EUTR und das HolzSiG den illegalen Holzeinschlag und den Handel mit Holzprodukten aus illegaler Herkunft eindämmen können. Ergänzend wird untersucht, welche Vor- und Nachteile für deutsche Marktteilnehmer bestehen und wie sich die Verordnung auf die Holzmärkte auswirkt.

Dabei wird auch betrachtet, ob durch die unterschiedliche nationale Umsetzung der EUTR in den EU-Mitgliedsstaaten ungleiche Marktchancen entstehen.

Des Weiteren wird untersucht wie kohärent die Politikfelder illegaler Holzeinschlag, Klimapolitik (REDD+), entwaldungsfreie Lieferketten, Zertifizierung und Bioökonomie verzahnt sind und ob sie Synergien oder Hemmnisse bilden.

Zielgruppe

Nationale und europäische Politik, Marktteilnehmer und Wissenschaft im Bereich illegaler Holzeinschlag und Handel

Vorgehensweise

Um diese Fragen zu beantworten, werden Marktteilnehmer befragt sowie Holzmarktanalysen, Literaturstudien und Politikanalysen durchgeführt.

Um den Implementierungsstand der EUTR durch deutsche importierende Marktteilnehmer zu untersuchen, Lücken im Implementierungsverlauf, sowie Ungleichheiten zwischen Marktteilnehmern, wurde 2018 eine Befragung durchgeführt.

Daten und Methoden

2018 wurde eine schriftliche Marktteilnehmerbefragung durchgeführt, bei der 5.100 deutsche importierende Marktteilnehmer zufällig ausgewählt und zur Teilnahme an der Befragung aufgefordert wurden. Die Stichprobenziehung erfolgte dabei stratifiziert nach Importmengen. Die Datengrundlage wurde durch Importdeklarationen beim Deutschen Zoll im ersten Halbjahr 2017 gebildet, und umfasst 17.130 Marktteilnehmer. Die Umfrage ergab einen Rücklauf von 540 vollständigen Fragenbögen.

Unsere Forschungsfragen

Wie wirksam ist die EUTR in Bezug auf die Eindämmung illegalen Holzeinschlags und des Handels damit?

Sind die Anforderungen der EUTR für Marktteilnehmer umsetzbar, und wie hoch sind die damit verbundenen Belastungen?

Welche Auswirkungen gibt es auf den Holzhandel/Holzmarkt?

  • Gibt es Verschiebungen von Handelspartnern (Ländern, Unternehmen), von Produkten?
  • Gibt es Auswirkungen auf die Preise (Marktvor-/-nachteile)?

Ist die EU-Politik kohärent verzahnt? Wie unterscheidet sich die nationale Umsetzung der EUTR in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten?

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Marktteilnehmerbefragung haben gezeigt, dass der Großteil der importierenden Marktteilnehmer in Deutschland nur geringe Mengen an Holzprodukten importiert und ausserhalb des Holzsektors tätig ist.

197 der 540 Befragten waren sich nicht darüber bewusst, dass sie Holz oder Holzprodukte importiert hatten und fühlten sich nicht als Marktteilnehmer im Sinne der EUTR angesprochen.

Weiteren 114 Marktteilnehmer war die EUTR nicht bekannt. Damit erfüllen 42 % der Marktteilnehmer die Grundvoraussetzungen Bewusstsein und Kenntnis und decken zusammen 91 % des Gesamtwertes an importierten EUTR-Produkten aller Befragten ab. Große Unternehmen, Unternehmen aus der Holzbranche, Importeure aus Risikoländern und von Halbfertigwaren kannten dabei signifikant häufiger die EUTR, als andere.

28 % der Marktteilnehmer hatten ein Sorgfaltspflichtsystem installiert. Diese decken 76 % des Importwertes der EUTR-Produkte ab. Große Unternehmen und Importeure aus Risikoländern hatten signifikant häufiger ein Sorgfaltspflichtsystem.

Nur ein Drittel der Marktteilnehmer verhält sich gesetzeskonform, wobei Unwissenheit der Hauptausschlaggeber ist. Ein Großteil der importierten Holzmengen ist jedoch durch gesetzeskonforme Marktteilnehmer abgedeckt.

Um den Implementierungsstand zu erhöhen müsste ein Informationszugang für kleine Unternehmen außerhalb der Holzbranche gewährleistet werden.

 

Links und Downloads

weitere Literatur des TI-WF zum Thema:

Janzen N, Weimar H (2016) Market coverage of the EUTR - what share of wood imports into the EU is covered by the EUTR? Drewno 59(197), DOI:10.12841/wood.1644-3985.C08.02

Weimar H, Janzen N, Dieter M (2015) Market coverage of wood imports by the EU Timber Regulation. Hamburg: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 63 p, Thünen Working Paper 45, DOI:10.3220/WP1440577266000, PDF Dokument (nicht barrierefrei) 1356 KB

Dieter M, Englert H, Weimar H (2012) Wood from illegal harvesting in EU markets: estimations and open issues. Landbauforsch Appl Agric Forestry Res 62(4):247-254, PDF Dokument 401 KB

Dieter M, Englert H, Weimar H (2012) Holz aus illegalem Einschlag in Deutschland und der EU : Status-Quo-Bericht zum Inkrafttreten des Holzhandels-Sicherungs-Gesetz (Holz-SiG). Holz Zentralbl 137(10):257-259, PDF Dokument (nicht barrierefrei) 3064 KB

Dieter M (2009) Analysis of trade in illegally harvested timber: accounting for trade via third party countries. Forest Pol Econ 11(8):600-607, DOI:10.1016/j.forpol.2009.08.003


Publikationen

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    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn060162.pdf

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