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Solea, 782. Reise

Dauer:  15. bis 28. September 2020

Fahrtgebiet:  Nordsee

Zweck der Reise:  Fangtechnische Untersuchungen Nordsee (DRopS)

Die Forschungsfahrt wird dazu genutzt, innovative Fangtechniken in der Baumkurrenfischerei auf Nordseekrabben (Crangon crangon) zu untersuchen. Aus sozioökonomischer Sicht zählt die Krabbenfischerei mit einer internationalen Flotte von ca. 560 Fahrzeugen, mehr als 1000 Fischern und einem jährlichen Umsatz von ca. 100 Mio. € zu den wichtigsten Fischereien der Nordsee.

Eine Schlüsselrolle für die Verbesserung der Nachhaltigkeit dieser Fischerei ist die Entwicklung von effizienteren, selektiveren und umweltfreundlicheren Fanggeräten. Auf der Fahrt werden zwei verschiedene wissenschaftliche Fragestellungen (research topics; RT) untersucht, die im Folgenden kurz beschrieben werden.

RT 1: Modifiziertes aufsteigendes Netz

Ein Ansatz im Rahmen des Projektes DRopS (Dolly Rope Suspension) ist eine Modifikation des Netzschnitts. Konventionelle Baumkurrennetze sind so geschnitten, dass der Steert bereits in der Standardkonfiguration nur knapp über dem Meeresboden schwebt oder gar darauf schleift. Um dem entgegenzuwirken, wurde ein sogenanntes „aufsteigendes Netz“ konstruiert. Diese Veränderung am Netz wurde bereits während der Solea-Reisen 755 (Okt/Nov 2018) und 758 (Jan 2019) getestet. Dabei wurde eine Kurre mit aufsteigendem Netz direkt mit einer Kurre mit konventionellem Netzzuschnitt verglichen. Im Gegensatz zum konventionellen Netz, welches während des Fischens auf dem Boden schleifte, schwebte die Unterkante des aufsteigenden Netzes im Durchschnitt 0,3 m über dem Meeresboden. Erste Fangauswertungen zeigten, dass die Fanganteile von Nordseegarnelen am Gesamtfang in beiden Kurren sehr ähnlich waren.

Sollten schwere Bestandteile (z.B. Muschelschalen, Sand) in den Steert gelangen, wird vermutlich auch die aufsteigende Netzform nicht in der Lage sein, den Steert vom Meeresboden fernzuhalten. Somit ist es wichtig, den Fang solcher Bestandteile zu vermeiden bzw. einen Austritt vor dem Steert zu gewährleisten. Eine Möglichkeit stellt hierbei eine Vergrößerung der Maschen im Unterblatt dar. Dadurch können schwere Bestandteile das Netz verlassen, bevor sie in den Steert eintreten. Da hierbei allerdings auch ein Verlust von Garnelen möglich ist, ist es notwendig, den Effekt von großen Maschen im Unterblatt sowohl auf den Fang von Sediment als auch auf den Fang von Garnelen zu untersuchen. Dies ist das Ziel von RT1.

Ein solches Netz wurde bereits während der Solea-Reise 767 im September 2019 erprobt. Dabei erwies sich das getestete Netz als nicht zufriedenstellend, die grundlegende Idee ist jedoch weiterhin vielversprechend. Daher soll auf dieser Reise ein weiter modifiziertes Netz getestet werden. Als Kontrolle dient hierbei ein Standard- Krabbennetz, das jeweils mit einem aufsteigend geschnittenen Netz mit Standard-Maschenweiten in allen Bereichen und einem aufsteigend geschnittenem mit großen Maschen in einem Teil des Unterblatts verglichen wird.

RT 2: Untersuchung des Einflusses von Scheuerschutz aus Dolly Ropes auf die selektiven Eigenschaften und die Fangeffizienz.

Dolly Ropes sind Leinen aus Polyethylen-Fasern, die in der Fischerei häufig verwendet werden, um das untere Netzblatt des Steerts vor Abrieb zu schützen. Während des Fangvorgangs zerfasern diese Leinen und Teile davon reißen ab. Diese abgerissenen Stücke tragen zum Meeresmüll bei und wirken sich daher negativ auf Meereslebewesen und Ökosysteme aus.

Bisher ist unbekannt, welchen Einfluss die Dolly Ropes auf die Selektivität und Fangeffizienz von Baumkurren (inkl. Krabbenfischerei) haben. Mit zunehmendem Alter und Gebrauch verlieren Dolly Ropes an Flexibilität, und die einzelnen Elemente neigen dazu, sich zu verheddern und zu verfilzen. Dies führt zu einer Ansammlung von Sand und Kies, was sich möglicherweise auf die Selektivität des Steerts auswirkt. Daher wird auf der aktuellen Forschungsfahrt untersucht, wie sich Dolly Ropes auf die Größenselektion des Steerts und die Fangeffizienz von Baumkurren auswirken. Diese Untersuchung wird mit der Methode des parallelen Fanggeräts durchgeführt.

Wissenschaftliche Fahrtleitung:

Institut für Ostseefischerei
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