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Expertise

Züchtung von Hybrid-Lärche – ein Beispiel für erfolgreiche Forstpflanzenzüchtung?

Volker Schneck | 20.06.2022


FG Institut für Forstgenetik

In der Natur gefundene Hybride aus Europäischer und Japanischer Lärche zeigten außerordentlich gute Wuchsleistungen. Dies hat zu erfolgreichen Zuchtprogrammen geführt. Defizite bestehen noch in der praktischen Umsetzung.

Vor rund 100 Jahren wurden in Europa erstmals spontan entstandene Hybriden zwischen Europäischer und Japanischer Lärche beschrieben. Auffallend an diesen Hybriden war ihre hervorragende Wuchsleistung. Ausgehend von diesen Beobachtungen wurde Mitte der 1930er Jahre damit begonnen, Hybridlärchen durch künstliche, gelenkte Kreuzungen zu erzeugen und diese Nachkommenschaften in Versuchsanbauten zu prüfen.

Zwischen 1950 und 1980 wurden dann an verschiedenen Orten in Deutschland Programme zur gezielten Züchtung von Hybrid-Lärchen initiiert. Zwei dieser Programme, die sich in der angewandten Methodik und den verwendeten Elternbäumen deutlich unterscheiden, wurden an den Vorgängerinstituten des Thünen-Instituts für Forstgenetik entwickelt:

  • das Zuchtprogramm für das nordostdeutsche Tiefland, verwirklicht in Waldsieversdorf,
  • das Langzeitzuchtprogramm von Professor Langner in Zusammenarbeit mit der Saatzuchtfirma von Lochow-Petkus.

Hybride mit überlegenem Wachstum

Das Waldsieversdorfer Programm umfasst 11 Nachkommenschaftsprüfungen mit ca. 145 Nachkommenschaften, das Langner‘sche Programm 30 Prüfungen mit über 80 Nachkommenschaften. Alle Prüfversuche wurden zwischen 1972 und 1992 angelegt. In beiden Programmen konnte eindrucksvoll belegt werden, dass die Hybrid-Lärche ein überlegenes Wachstum gegenüber den reinen Arten aufweist.

Die Ergebnisse beider Programme haben es ermöglicht, eine Anzahl von Auslesebäumen zu identifizieren, die sehr gute Hybriden hervorbringen und somit für die Zulassung als Familieneltern in der Kategorie „Geprüft“ geeignet sind. Ebenso können Pfropflinge dieser Bäume für den Aufbau von Samenplantagen zur Reproduktion der besten Hybrid-Nachkommenschaften genutzt werden.  

Die Züchtung von Hybrid-Lärchen ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was mit Forstpflanzenzüchtung auch in Deutschland erreicht werden kann. Allerdings bedeutet erfolgreiche Forstpflanzenzüchtung auch, dass das verbesserte Material vermehrt und von der Praxis nachgefragt wird. Hier bestehen bei der Hybrid-Lärche noch erhebliche Defizite in Deutschland.

Dieses mag sich ändern, wenn die Vorteile dieser Baumart im Klimawandel erkannt werden Als „Tiefwurzler“ kann die Hybridlärche in Trockenphasen noch vorhandenes Wasser im Unterboden erschließen. Dank ihres ausgesprochenen Jugendwachstums lässt sich Stammholz in niedrigen Produktionszeiten erzielen und damit die mit dem Klimawandel einhergehenden Produktionsrisiken deutlich senken.

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