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Kommentar

Eine wachsende Herausforderung: Waldbrände und effektive Gegenmaßnahmen

Tanja Sanders, Anne Gnilke | 19.07.2023


WO Thünen-Institut für Waldökosysteme

Das Jahr 2022 war ein Rekordjahr: Bereits im August waren fast 4.300 Hektar Wald verbrannt – das Fünffache des jährlichen Durchschnittswertes. Die Kosten für die Waldbrand-Prävention sowie für den Ausgleich von Schäden und Verlusten belaufen sich seit 2018 auf jährlich mehr als fünf Millionen Euro. Auch in diesem Jahr haben Wälder schon wieder großflächig gebrannt; besonders schwierig sind Löscharbeiten auf ehemaligen Truppenübungsplätzen mit Munitionsbelastung.

Die zunehmende Veränderung des Klimas ist eine Realität, mit der wir täglich konfrontiert sind. Dürreperioden und Hitzewellen begünstigen das Ausbrechen von Waldbränden. Die allermeisten Brände werden von Menschen verursacht – vorsätzlich oder aus Unachtsamkeit.

Allein diese wenigen Zahlen und Fakten zeigen, wie wichtig es ist, widerstandsfähige Wälder zu schaffen.  Deutlich wird aber auch, dass wir als Gesellschaft unser eigenes Handeln überdenken und uns die Auswirkungen unseres Verhaltens auf die Umwelt bewusst machen müssen.

Im ErWiN-Projekt konnten wir am Thünen-Institut nachweisen, welch enormen Effekt vielfältig zusammengesetzte Baumbestände haben: Sie verringern das Risiko von Waldbränden deutlich und beschleunigen die Regeneration nach einem Feuer. Insbesondere Kiefernmonokulturen sind auf Grund ihrer Struktur und des Brandverhaltens der Kiefernstreu, die eine extrem hohe Wärmefreisetzungsrate hat, stark brandgefährdet. Hier senkt eine Beimischung von Laubbäumen das Waldbrandrisiko bereits kurzfristig. Die Streu von Laubbaumarten wie Buche oder Eiche verbrennt mit geringeren Temperaturen und nicht vollständig. Die Beimischung zur Kiefer senkt daher die Brandtemperaturen. Der Effekt: geringere Verkohlungshöhen an den Stämmen und eine höhere Überlebensrate der Bäume.
Ein gezieltes Waldmanagement spielt daher eine wichtige Rolle. Die Anlage von Brandschneisen, regelmäßige Kontrollen und gegebenenfalls das Entfernen von Brennmaterial oder Totholz ohne Bodenkontakt tragen dazu bei, dass sich Brände langsamer ausbreiten und Wege während eines Feuers befahrbar bleiben. Derartige Maßnahmen sollten daher unbedingt weiterhin gefördert und unterstützt werden.

Die Hauptverantwortung für die Prävention von Waldbränden liegt allerdings bei uns allen. Wir müssen unser Verhalten ändern und umsichtiger handeln, denn ein Großteil der Waldbrände entsteht durch menschliche Aktivitäten: Funkenflug vom Grill, offenes Feuer, weggeworfene Zigarettenstummel oder vorsätzliche Brandstiftung. Durch bewusstere Entscheidungen und einen respektvollen Umgang mit der Natur könnten viele Brände vermieden werden. Aufklärung und Bildung zur Waldbrandprävention sollten bereits in der Schule beginnen.

Über die Prävention hinaus ist jedoch eine angepasste Waldbrandbekämpfung von entscheidender Bedeutung. Investitionen in moderne Überwachungstechnologien wie optische Sensor-Systeme tragen dazu bei, Brände frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren. Dazu gehört auch die spezielle Ausrüstung und erweiterte Ausbildung von Feuerwehrkräften für den Waldbrandeinsatz. Und nicht zuletzt die Unterstützung und Wertschätzung der Feuerwehr- und Sanitätseinheiten, die im Einsatz ihr Leben riskieren.

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