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Ratgeber

Optimaler Anbau von Körnerleguminosen

Herwart Böhm | 31.07.2020


LV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
AT Institut für Agrartechnologie OL Institut für Ökologischen Landbau

Von der Standortwahl bis zum Blattlausbefall – viele Faktoren entscheiden, ob Leguminosen blühen und gedeihen. Hier finden Sie Praxistipps für den Leguminosenanbau.

Körnerleguminose ist nicht gleich Körnerleguminose. Lupinen haben andere Ansprüche an den Standort hinsichtlich pH-Wert, Bodenart und weiterer standortspezifischer Faktoren als Erbsen oder Ackerbohnen. Sojabohnen benötigen zum Beispiel bestimmte Wärmesummen, um sich gut zu entwickeln und rechtzeitig zu reifen. All diese Faktoren entscheiden über einen erfolgreichen Anbau und müssen bei der Wahl der Körnerleguminose unbedingt beachtet werden.

Die Empfehlung für Erbsen wurde aufgrund von Projektergebnissen auf neun bis zehn Jahre erweitert. Für die Pflanzengesundheit sind vor allem bodenbürtige Erreger (Erreger der Fuß- und Brennfleckenkrankheit, Fusarien) zu beobachten, auch unter Berücksichtigung der Interaktionen mit anderen Leguminosen. Zur Untersuchung der „Leguminosenmüdigkeit“ empfiehlt sich die Differentialdiagnose als praxisnahes Tool. Sie kann die Schlagauswahl verbessern – das haben wir bislang vor allem für Erbsen geprüft.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen homogene Feldbestände etabliert werden. Dies beginnt bereits mit einer intensiven Stoppelbearbeitung, die das Unkrautaufkommen reduziert bzw. mit einer standortangepassten Saatbettbereitung bei gut abgetrockneten Böden. Die für Körnerleguminosen spezifischen Saatstärken sind unbedingt zu beachten, Tausendkorngewicht und Keimfähigkeit ebenso wie die entsprechenden Ablagetiefen und die Saat in einen ausreichend erwärmten Boden: So kann die Saat zügig auflaufen.

Homogene Bestände verfügen über eine bessere Fähigkeit, Unkraut zu unterdrücken, sie erhöhen zudem die Effizienz direkter Maßnahmen zur Unkrautregulierung (Striegeln, Hacken). Ein Gemengeanbau von Körnerleguminosen mit Getreide oder in Abhängigkeit der Körnerleguminose auch mit anderen Kulturen wie Leindotter gewährleistet Bestände mit einem hohen Unkrautunterdrückungsvermögen. Der Gemengeanbau erlaubt gleichzeitig Verfahren der reduzierten Bodenbearbeitung, eben weil er Unkraut von sich aus unterdrückt.

Bei Erbsen und Wicken übernimmt zum Beispiel der Gemengepartner Getreide eine sehr gute Stützfruchtwirkung. Die Bestände können sicher gedroschen werden. Auch wird der Befall mit Blattläusen durch den Gemengeanbau deutlich reduziert. Dies konnten wir für den Anbau von Wintererbsen im Gemenge mit Triticale nachweisen.

Bislang sind oftmals normalblättrige, langstrohige Winterformen der Erbsen mit einer ausreichenden Winterhärte ausgestattet. Diese benötigen jedoch einen Gemengepartner mit einer guten Stützfruchtwirkung wie zum Beispiel Triticale oder Weizen. Winterformen der Erbsen zeichnen sich im Vergleich zu halbblattlosen Winter- und Sommererbsen durch höhere Ertrags- und N-Fixierleistungen aus.

Im Rahmen der Fruchtfolgedüngung ist es vorteilhaft, die K-, P- und Mg-Düngung direkt zu den Körnerleguminosen zu geben, wenn aufgrund der Bodenuntersuchung das Düngen zu empfehlen ist.  Die Sojabohne ist hier ausgenommen. Auch sollte auf eine ausreichende Schwefelversorgung geachtet werden, da Schwefel sowohl für die N2-Fixierung als auch für den Aufbau von Aminosäuren benötigt wird. Im ökologischen Landbau dürfen dabei nur die entsprechend zugelassenen Düngemittel eingesetzt werden.

Die verschiedenen Körnerleguminosen haben unterschiedliche Ansprüche an die pH-Werte: Das muss bei der Auswahl der Kultur in jedem Fall berücksichtigt werden. Zu niedrige pH-Werte behindern die Stickstoff bindenden Bodenbakterien – die N-Fixierleistungen sinken. Die pH-Werte sollten sich daher für den jeweiligen Standort bzw. für die verschiedenen Bodenarten möglichst im optimalen Bereich befinden. Ist es ohnehin erforderlich zu kalken, sollte direkt zur Leguminose oder nach Ernte der Vorfrüchte gekalkt werden.

Werden Böden ausreichend mit organischer Substanz versorgt, verbessert das die Bodenstruktur und die Wasserhaltefähigkeit – letztere kommt wiederum den Körnerleguminosen zugute, die alle eine gleichmäßige Wasserversorgung benötigen. Eine gute Bodenstruktur fördert die Entwicklung von Körnerleguminosen ebenfalls, insbesondere gilt dies für Erbsen. Beispiele für positive Effekte einer gezielten Zufuhr organischer Düngemittel: Grüngutkomposte reduzieren den Krankheitserregerdruck deutlich; das Ausbringen von Grünguthäcksel reduziert bei den grobkörnigen Körnerleguminosen das Unkrautaufkommen.

Praxisbroschüren mit weiteren Tipps und Informationen

Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit – Strategien für einen erfolgreichen Anbau
Herausgeber: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), erschienen 2014, 60 Seiten, Bonn

KTBL-Heft 100: Körnerleguminosen anbauen und verwerten
erschienen 2013, 60 Seiten, ISBN: 978-3-941583-81-8, Kosten 9,00 €

Leguminosen nutzen – Naturverträgliche Anbaumethoden aus der Praxis
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz (BfN), erschienen 2014, 146 Seiten

Aufwertungsmöglichkeiten beim Anbau kleinkörniger Leguminosen als ökologische Vorrangflächen für den Schutz von Agrarvogelarten
Herausgeber: Bundesamt für Naturschutz, Thünen-Institut, Julius Kühn-Institut, erschienen 2014, 2 Seiten

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