Dossier
Frauen im Ehrenamt
Tuuli-Marja Kleiner, Sylvia Keim-Klärner | 21.01.2025
Frauen in ländlichen Räumen engagieren sich zunehmend ehrenamtlich - jedoch zu selten an einflussreichen Stellen. Diese Positionen entfallen häufig an Männer. Um Frauen mehr aktive Mitbestimmung und Gestaltung zu ermöglichen, müssen geschlechtsspezifische Barrieren abgebaut werden.

Mehr als ein Drittel der Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig, in ländlichen Regionen liegt der Anteil im Durchschnitt sogar noch höher. Zivilgesellschaftliches Engagement ist ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens. Es fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt, unterstützt die lokale Infrastruktur und kompensiert fehlende Dienstleistungen. Gleichzeitig bietet es den Engagierten die Möglichkeit, an sinnvollen Projekten mitzuwirken, Beziehungen zu pflegen, persönliche Fähigkeiten weiterzuentwickeln, eigene Ideen zu verwirklichen und so das gesellschaftliche Miteinander mit zu formen.
Doch gerade bei der Mitbestimmung sind Frauen im Vergleich zu Männern seltener vertreten. Sie übernehmen seltener formelle Verantwortung oder leitende Positionen. Häufiger sind sie in weniger sichtbaren und informellen Bereichen aktiv. Auch im politischen Engagement sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Das schmälert ihre Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein Blick auf das Engagement in ländlichen Räumen zeigt: Die Teilhabe von Frauen in Vereinen, Verbänden oder sozialen Diensten hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verstärkt, während der Anteil engagierter Männer weitgehend unverändert geblieben ist. Dennoch engagieren sich Frauen nach wie vor seltener als Männer. Besonders groß ist dieser Geschlechterunterschied in sehr ländlichen Räumen.
Um Geschlechterunterschiede zu überwinden und die Gleichberechtigung weiter voranzutreiben, braucht es eine stärkere Einbindung von Frauen in formellen Organisationen und einflussreichen Positionen. Frauen fehlen vor allem dort, wo sie aktiv mitbestimmen und Veränderungen herbeiführen können. Gerade in ländlichen Räumen wird das Potential von Frauen für die Gestaltung lokaler Entwicklungen nicht ausgeschöpft. Deshalb ist es dort besonders wichtig, geschlechtsspezifische Barrieren im freiwilligen Engagement abzubauen, beispielsweise durch eine bessere Vereinbarkeit von beruflichen, familiären und ehrenamtlichen Aufgaben und durch Mentoring- und Vernetzungsangebote für Frauen in leitenden Positionen.
Engagement nach Ländlichkeit pro Geschlecht (2001-2019)
Weiterführende Informationen
Kleiner T-M, Kühn M (2023) Engagement im Spiegel sozialer und räumlicher Ungleichheit : Empirische Analyseergebnisse auf Basis des Deutschen Freiwilligensurveys (2019) und des Sozio-oekonomischen Panels (2001-2019). Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 110 p, Thünen Rep 111, DOI:10.3220/REP16883716210