Weiter zum Inhalt
Expertise

Die Situation in der Geflügelhaltung

Jochen Hahne | 30.06.2022


AT Institut für Agrartechnologie

Die Haltung von Geflügel hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Allerdings führt die Zunahme der Geflügelhaltung in Deutschland auch zu Umweltbelastungen durch die Emission von Geruch, Ammoniak, Staub und Bioaerosolen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland im Jahr 2020 ca. 52,7 Prozent der Legehennen und 80,6 Prozent der Masthühner in Beständen von mehr als 50.000 Tieren gehalten. Die Neufassung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft 2021) fordert für genehmigungsbedürftige, große neue Geflügelhaltungen (z.B. ab 40.000 Masthühnern) den Einbau von Abluftreinigungsanlagen. Für bestehende große Anlagen soll eine Nachrüstung erfolgen, sofern diese wirtschaftlich vertretbar ist. Die Nachrüstung kann auch als Teilstromreinigung mit einer Minderung von Ammoniakemissionen in Höhe von 40 Prozent realisiert werden. Zur Einhaltung nationaler Emissionsobergrenzen für Ammoniakemissionen soll die Abluftreinigung in der Geflügelhaltung einen wichtigen Beitrag leisten.

Vor diesem Hintergrund entwickeln und verbessern wir Verfahren zur Reinigung von Abluft aus Geflügelställen. Das Hauptproblem sind die großen Volumenströme, die zur Aufrechterhaltung eines tiergerechten Stallklimas erforderlich sind und gereinigt werden müssen. Bei einem typischen Masthähnchenstall mit 40.000 Tieren können im Sommer bei ausgewachsenen Tieren Volumenströme von 240.000 Kubikmeter pro Stunde anfallen. Diese großen Volumenströme führen zu sehr kurzen Verweilzeiten in der Abluftreinigungsanlage.

 

Ziel der Arbeiten mit verschiedenen Versuchsanlagen (Bild 2) unter Praxisbedingungen ist es daher, eine effektive Staubvorabscheidung, eine weitgehende Ammoniakabscheidung und einen verbesserten Geruchsstoffabbau zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zu entwickeln.

Die Vorentstaubung besteht aus einem Filtervlies, auf dem grobe Staubpartikel abgeschieden werden. Hierdurch steigt der Druckverlust an. Dieser wird überwacht und bei Überschreitung eines zuvor festgelegten Sollwertes erfolgt die automatisch arbeitende Vlies-Regeneration, bei der das Vlies abgesaugt und der Staub in handhabbarer Form abgeschieden wird. Der besondere Vorteil der Vorentstaubung: Die nachgeordneten Verfahrensstufen werden geschützt, sodass sie nicht verstopfen und dadurch ihre Funktion verlieren.

 

Bild 3 zeigt die Wirksamkeit der Ammoniakabscheidung, die mit einer 2-stufigen schwefelsauren Abluftwäsche in Abhängigkeit der Rohgaskonzentration gewährleistet werden kann.

Das bei der Abluftreinigung gewonnene stickstoffhaltige Waschwasser wird als Flüssigdünger landwirtschaftlich verwertet und damit in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt.

Nach oben