Annette Pontillo
Institut für Ökologischen Landbau
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Untersuchungen zur exemplarischen Implementierung einer nachhaltigen Ebermast auf der Landwirtschafts-, Schlacht- und Verarbeitungsstufe im ökologischen Landbau
Die Kastration von Ferkeln wird zunehmend kritisch diskutiert. Als Alternative bietet sich die Ebermast an, die aber vor allem hinsichtlich des mit wechselnder Intensität und Rate auftretenden Ebergeruchs Lösungen verlangt.
Bei der Mast von intakten männlichen Tieren tritt mit wechselnder Rate und Intensität Ebergeruch auf. Je nach Sensibilität nehmen Menschen ihn gar nicht wahr, andere als schweißig-urinartig. Seine Leitkomponenten sind Androstenon und Skatol. Als zuverlässigste und zurzeit weltweit am meisten praktizierte Methode, den Ebergeruch auszuschalten, dient die chirurgische Kastration. Durch das Fehlen der Hoden wird kein Androstenon gebildet und der Abbau von Skatol in der Leber gefördert. Allerdings wird die Kastration – selbst unter Anästhesie und Analgesie – zunehmend kritisiert.
Ziel unseres Projektes ist, eine risikominimierte Ebermast im ökologischen Landbau zu etablieren. Dies wollten wir erreichen, indem wir Empfehlungen zur Minimierung der Rate von geruchsauffälligen Ebern für die Landwirtschaft geben.
Das gesamte Projekt, welches ein nationales BÖLN-Verbundprojekt mit den Projektpartnern Universität Gießen, Hochschule Anhalt/Bernburg, Universität Göttingen und Thünen-Institut Trenthorst ist, wird in drei Phasen durchgeführt.
Folgende Aspekte wurden vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau behandelt:
In der ersten Projektphase wurden auf dem Versuchsbetrieb in Wulmenau Mastschweine zweier unterschiedlicher genetischer Herkünfte und der Zusatz einer Rationskomponente in der Endmast getestet.
In der zweiten Projektphase wurde der Einfluss des Grundfutters untersucht, indem bei gleicher genetischer Herkunft Klee-Gras-Silage mit Stroh verglichen wurde.
In der dritten Projektphase wurde ein neues Impfregime gegen Ebergeruch im Ökologischen Landbau geprüft.
In Phase 1 wurden von 2012 bis 2015 an 280 intakten männlichen Mastschweinen zwei unterschiedliche Endstufen-Eberherkünfte (Piétrain, Duroc) sowie der Zusatz von 10% roher Kartoffelstärke im Endmastfutter ab 95 kg Lebendmasse getestet. Die Kontrollgruppe erhielt diesen Zusatz nicht. Es wurden Mastleistung, Schlachtkörper- und Fleischqualität sowie das Auftreten von Ebergeruch analysiert.
In Phase 2 wurde von 2016 bis Ende März 2018 an 144 Mastebern überprüft, ob die Art des verabreichten Raufutters (Klee-Gras-Silage versus Stroh) Einfluss auf die Gehalte der Leitsubstanzen des Ebergeruchs (Skatol, Androstenon, Indol) und die Rate geruchsauffälliger Schlachtkörper nimmt.
In der dritten Phase wurde von Mai 2018 bis Mai 2020 ein neues Impfregime der Impfung gegen Ebergeruch, bei dem die beiden Injektionen deutlich früher verabreicht werden, mit dem herkömmlichen Impfregime im Hinblick auf verschiedene Parameter des Ebergeruchs und den Kastrationsstatus der Tiere verglichen.
In der ersten Projektphase konnte gezeigt werden, dass eine im Mittel einmonatige Verfütterung von 10% nativer Kartoffelstärke in der Endmastration bei den Piétrainherkünften einen deutlich Skatol reduzierenden Effekt hat.
Die zweite Projektphase lieferte bezüglich des Auftretens von Ebergeruch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Grundfutter-Gruppen.
In der dritten Projektphase konnten sowohl mit frühem wie auch herkömmlichem Impfregime gute Mast- und Schlachtleistungen erzielt werden. Allerdings konnte das frühe Impfregime das Auftreten von Ebergeruch nicht vollständig vermeiden, während es in der herkömmlich geimpften Gruppe keine geruchsauffälligen Schlachtkörper gab.
In allen drei Projektphasen wurde zwar ebertypisches Verhalten beobachtet, dieses führte aber nicht zu nennenswerten Verletzungen. Daraus lässt sich schlussfolgernd, dass das Management auf dem Versuchsbetriebe die Ebermast bei gutem Tierwohl-Niveau ermöglicht. Dazu gehören stabile Mastgruppen ab der Ferkelaufzucht, eine Auslauf mit regelmäßig erneuerter Stroheinstreu und Rauhfutterangebot.
9.2012 - 5.2020
Projekttyp:
Projektfördernummer: 2811OE144
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus:
abgeschlossen
- hier geht es zu Website "Veranstaltungen" auf der Infos zur Onlinekonferenz "Ebermast - Problem oder Chance?!"zu finden sind.
Anzahl der Datensätze: 11