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Pressemitteilung

500.000 Tonnen Lebensmittelabfälle im Einzelhandel

Das Thünen-Institut hat erstmals die Lebensmittelabfälle für den gesamten deutschen Lebensmitteleinzelhandel ermittelt

Weggeworfenes Obst (u.a. Bananen, Pflaumen, Äpfel und Annanas)
© joern_gebhardt - stock.adobe.com

Obstabfälle aus einem Supermarkt

Im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland werden jährlich rund 500.000 Tonnen Lebensmittel als Abfall aussortiert. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Thünen-Instituts jetzt in enger Zusammenarbeit mit 13 Handelsunternahmen ermittelt. Einbezogen wurden dafür nicht nur Daten aus dem organisierten Einzelhandel, also Supermärkte, Discounter und Verbrauchermärkte, sondern auch andere Einzelhändler wie Drogeriemärkte, Bäckereien, Fleischereien, Onlinehandel, Wochenmärkte oder Tankstellen. In Supermärkten, Discountern und Verbrauchermärkten fallen 290.000 Tonnen an, bei den anderen Einzelhändlern kommen noch einmal 210.000 Tonnen hinzu. Die Berechnungen, die im Rahmen des Projekts „Dialogforum Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ durchgeführt wurden, basieren auf freiwillig bereitgestellten Daten zu Umsatzverlusten aus dem Jahr 2019. 

„Wir konnten mit Buchführungsergebnissen großer Unternehmen verschiedener Betriebstypen und mit Umsatzzahlen des gesamten Sektors arbeiten“, sagt Projektleiter Dr. Thomas Schmidt vom Braunschweiger Thünen-Institut für Marktanalyse. „Daher ist die Hochrechnung der Verluste an Lebensmitteln im deutschen Lebensmitteleinzelhandel von sehr hoher Datenqualität.“ Erstmals, so Schmidt, konnte für Deutschland der gesamte Lebensmitteleinzelhandel abgebildet werden, also auch Bäckereien, Fleischereien, Tankstellen oder Wochenmärkte. In der sogenannten „Baseline 2015“-Studie des Thünen-Instituts wurden nur Verbrauchermärkte, Discounter und Supermärkte sowie der Großmarkt betrachtet. 

Auch wenn die Zahl von 500.000 Tonnen sehr hoch erscheint, entfällt auf den Einzelhandel nur ein Anteil von ca. 4 % am gesamten Aufkommen von Lebensmittelabfällen. Mit Abstand am meisten Abfälle entstehen in den Privathaushalten (52 % nach Berechnungen der Baseline 2015). Aufgrund von noch einzelnen Datenlücken kann derzeit nur abgeschätzt werden, wie viel von den Abfällen tatsächlich auf den Müll wandert und wie viel gespendet wird (z.B. an Tafeln) oder in andere Verwertungsschienen kommt (z.B. Verarbeitung zu Tierfutter). Expertenschätzungen gehen davon aus, dass rund 30 % der Verluste gespendet werden. 

Die Umsatzverluste im Einzelhandel sind bei Brot- und Backwaren mit ca. 6 % am höchsten, gefolgt von der Kategorie Obst und Gemüse mit ca. 4,3 %. Diese beiden Produktkategorien enthalten vor allem schnell verderbliche Produkte. Bei Tiefkühlkost, Getränken und Trockensortimenten sind die Umsatzverluste mit 0,3 % viel geringer, da diese Produkte in der Regel länger lagerfähig sind. 

Der nunmehr gemeinsam erprobte Prozess der Erhebung, Weitergabe und Analyse von Daten kann in den nächsten Jahren weiter angewendet und verfeinert werden. Auch andere Sparten rücken ins Blickfeld: „Für die Aktualisierung des Berichts streben wir auch für den Großhandel eine ähnlich hohe Datenqualität an. Ebenso wollen wir die Datenlage über Lebensmittelspenden verbessern“, sagt Lia Orr, Projektmitarbeiterin am Thünen-Institut. Darüber hinaus möchte die Forschungsgruppe die Daten von interessierten Unternehmen analysieren, um passgenau wirkungsvolle Hebel für Reduzierungsmaßnahmen zu identifizieren. 

Im Dialogforum Groß- und Einzelhandel zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Marktanalyse und Projektpartner des Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) gemeinsam mit relevanten Unternehmen und Verbänden an einem Monitoring der Lebensmittelabfälle und entwickeln effiziente Maßnahmen zur deren Reduzierung. Der aktuell veröffentlichte Zwischenbericht gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand im Projekt. 

Die Ergebnisse für das Jahr 2019 liegen nun als Thünen Working Paper 168 vor.

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