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Folge 23: Teller statt Tonne I

Wie kann KI Lebensmittel retten?

30.10.2025

Lebensmittelabfälle belasten Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Gespräch mit unseren Gästinnen klären wir wo die Abfälle entstehen, wie Künstliche Intelligenz sie eindämmen kann und wo Politik und Forschung ansetzen sollten.

Jährlich landet etwa ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. Das schadet der Umwelt, belastet die Wirtschaft und ist angesichts der weltweit ungleichen Verteilung von Nahrungsmitteln auch ein gesellschaftliches Problem. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2022 etwa 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. In der Produktion und Verarbeitung führen vor allem unzureichende Kühlung oder Schädlingsbefall zu Verlusten. Im Einzelhandel und in privaten Haushalten sind falsche Lagerung oder schlicht zu große Einkäufe die häufigsten Gründe für verschwendete Lebensmittel. 

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle in Deutschland bis 2030 zu halbieren. Künstliche Intelligenz (KI) kann helfen, dieses Ziel zu erreichen: KI-gestützte Systeme erkennen beispielsweise Schädlingsbefall auf dem Acker frühzeitig, schätzen die Haltbarkeit von Obst und Gemüse verlässlich ein und helfen, die Angebotsplanung in Bäckereien gezielt zu optimieren. 

Wo Lebensmittelabfälle anfallen, welche KI-Tools schon heute zum Einsatz kommen und was es in Politik und Forschung braucht, um im Kampf gegen Lebensmittelabfälle voranzukommen – darüber sprechen wir in dieser Folge mit Prof. Dr. Engel Arkenau, Digitalisierungsbeauftragte des BMLEH, und Prof. Dr. Birgit Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts. 

Das Gespräch wurde am 17. September 2025 während der Podiumsdiskussion bei der KIDA-Kon am Thünen-Institut in Braunschweig aufgezeichnet. 

Weiterführende Links und Literatur:

  • Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) hat 2023 gemeinsam mit 14 Unternehmen aus Groß- und Einzelhandel den Pakt gegen Lebensmittelverschwendung geschlossen. Darin verpflichten sich die Unternehmen, ihre Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren und noch genießbare Lebensmittel zu spenden.

  • Als Teil der KI-Strategie der Bundesregierung arbeiten im Großprojekt KIDA Wissenschaftler*innen und KI-Anwender*innen eng zusammen. Ihr Ziel: Die KI-Ressourcen und Kompetenzen im Ernährungs- und Landwirtschaftssektor auszubauen.

  • Das Dossier „Weniger ist mehr: Lebensmittelverluste und Abfälle reduzieren“ des Thünen-Instituts zeigt Strategien, um Lebensmittelverluste und Abfälle zu vermeiden und bietet vielfältige Expertise Beiträge zum Thema. 

  • Die Globale Initiative gegen Lebensmittelverluste und -abfälle wurde während des Treffen der leitenden Agrarwissenschaftler*innen der G20-Staaten (MACS-G20) ins Leben gerufen. Sie soll auf internationaler Ebene Lebensmittelverluste und -abfälle reduzieren. 

  • Die Koordinierungsstelle „Zu gut für die Tonne!“ trägt das Thema Lebensmittelverschwendung seit 2012 stärker in die Öffentlichkeit und sensibilisiert Verbraucher*innen für eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln. Eine App bietet unter anderem Rezeptvorschläge für Lebensmittelreste.  

  • Die Kompetenzstelle zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen und -verlusten bietet Informationen und Schulungen zum Thema an. 

  • Die App Plantix der PEAT GmbH erkennt KI-gestützt Pflanzenschäden durch Schädlinge, Krankheiten, sowie Nährstoffmangel. Sie gibt Landwirtinnen und Landwirten Handlungsempfehlungen zur Reduktion von Ernteausfällen.

  • Die Anwendung FreshRegio der Technischen Hochschule Deggendorf kombiniert moderne Nahinfrarot-Sensorik mit KI, um die Qualität und Haltbarkeit von Obst und Gemüse zu ermitteln. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).

  • Das KI-gestützte System Winnow Vision erfasst in Gastronomieküchen per Kamera, welche Lebensmittel weggeworfen werden und errechnet daraus die finanziellen Verluste sowie den CO2-Fußabdruck. Das ermöglicht den Küchenchef*innen die Essensmengen künftig besser zu kalkulieren und die Abläufe zu optimieren.

Die Gäst*innen:

Prof. Dr. Engel Arkenau ist Digitalisierungsbeauftragte des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Unter ihrer Leitung wurde das Kompetenznetzwerk „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ gegründet.

Prof. Dr. Birgit Kleinschmit ist Präsidentin des Thünen-Instituts und setzt sich für interdisziplinäre Forschung ein, um eine nachhaltige und moderne Transformation unserer Agrar- und Ernährungssysteme zu fördern.

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