
Energie vom Acker
Wie viel Energie ein Hektar Landfläche liefert, hängt stark von seiner Nutzung ab. Eine Thünen-Studie zeigt: Windkraft und Solarstrom sind deutlich effizienter als Bioenergie. Ein Auto fährt mit Windenergie etwa 3000-mal weiter als mit Biodiesel aus Raps. Ähnliche Unterschiede gibt es auch bei der Strom- und Wärmeproduktion.
Auf Deutschlands Äckern wächst längst nicht mehr nur Nahrung. Auch der Anbau von Energiepflanzen wie Raps oder Mais lohnt sich für die Landwirtinnen und Landwirte. Zudem wird mit der Energiewende die Kombination von Ackerbau mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen wirtschaftlich immer attraktiver.
Forschende des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft haben deshalb untersucht, wie viel Energie sich auf einem Hektar Acker gewinnen lässt. Das Ergebnis war eindeutig: Windkraft und Solarstrom sind um ein Vielfaches effizienter als Biogas und Biodiesel. So fährt ein E-Auto mit der Menge Solarstrom, die von einem Hektar Land kommt, 60-mal weiter und mit der gewonnenen Menge Windenergie etwa 3000-mal weiter als ein Verbrenner mit Biodiesel aus Raps von der gleichen Fläche. Die Berechnungen basieren auf dem durchschnittlichen Verbrauch von E-Autos (18,4 Kilowattstunden) und Verbrennern (4,7 Liter) je 100 Kilometer.
Ähnlich sieht es in der Stromversorgung aus: Biogas von einem Hektar Mais versorgt sieben Haushalte für ein Jahr. Auf derselben Fläche liefert Photovoltaik jährlich Strom für 230 Haushalte, Windkraft sogar für rund 6.000 Haushalte. Auch in der Wärmeversorgung punkten Windkraft und Solarstrom: Während Biogas nur sieben Haushalte pro Jahr versorgt, können Photovoltaikanlagen 170 und Windkraftanlagen ganze 4.300 Haushalte pro Hektar Flächenverbrauch abdecken – zumal die Speicherverluste, die bei erneuerbaren Energieträgern auftreten können, berücksichtigt wurden.
Die deutlich höhere Effizienz der Wind- und Photovoltaikanlagen zeigt, dass der häufig verwendete Begriff „Flächenfraß“ für den Ausbau erneuerbarer Energien zu kurz greift. Selbst wenn Deutschland seinen Strom komplett aus Wind- und Solarenergie beziehen würde, wäre dafür deutlich weniger Fläche nötig als aktuell für Biogas aus Mais oder den Rapsanbau verwendet wird. Die freiwerdenden Flächen könnten dann für den Anbau von Nahrungsmitteln oder für Biodiversitätsprojekte genutzt werden.
Weiterführende Links
Die Thünen-Studie „Vergleich der Flächenenergieerträge verschiedener erneuerbarer Energien auf landwirtschaftlichen Flächen – für Strom, Wärme und Verkehr“ wurde in der Zeitschrift „Berichte über Landwirtschaft“ veröffentlicht.
Das Faktencheck-Video „Energie vom Acker – lohnt sich das?“ veranschaulicht die Ergebnisse der Thünen-Studie in nur vier Minuten.
Ein Project brief „Solarstrom vom Feld“ ist auf der Website des Thünen-Instituts auf Deutsch und auf Englisch verfügbar.




